20.7.2018
In Kufstein in Tirol wurde ein Fußballspiel besucht. 19.000 Menschen leben hier.
Die über der Stadt auf einem Bergrücken liegende Festung Kufstein wurde erstmals 1205 als „Castrum Caofstein“ als Besitzung des Bischofs von Regensburg und des Herzogs von Bayern erwähnt. Bis 1213 gelang es den Bayern, die alleinige Herrschaft zu erlangen. Jahrhundertelang war Kufstein im Fokus der Grenzstreitigkeiten und Expansionsgelüste der Herrscher von Bayern, Tirol und dem Habsburgerreich.
Kufstein wurde als „Caofstein“ erstmals in einem Besitztümerverzeichnis des Salzburger Bischofs Arn aus der Zeit um 788–790. Kirchenrechtlich ist Kufstein bis heute teil der Erzdiözese Salzburg. Zu dieser Zeit gehörte Kufstein mit dem Unterinntal dem Herzogtum Bayern. Aufgrund seiner in Kriegen strategisch wichtigen Lage ließen die jeweiligen Herrscher Kufstein ausbauen und militärisch befestigen. 1393 erhielt Kufstein das Stadtrecht.
Das Wappen der Stadt zeigt ein Salzfass (mittelhochdeutsch Kufe) und verweist damit auf die große Bedeutung der Stadt als Zollposten bis ins 19.Jh., als jahrhundertelang vor allem Salz über den Inn verschifft wurde und hier Zoll in die Kasse der Herrscher über Kufstein zu bezahlen war.
Am Innufer.
Straßenszenen
Stadtmauerrest der ehemaligen Stadtbefestigung aus dem ausgehenden 15.Jh. Der Turm wurde im Kriegsjahr 1809 schwer beschädigt und danach nicht mehr wieder errichtet. Der originale Durchgang ist nicht erhalten. Der aus Ziegeln gemauerte niedrige Bogendurchgang wurde 1965 versetzt und verbreitert, rundherum sind am Mauerwerk Spuren einer übergiebelten Anlage sichtbar
Unterer Stadtplatz
Das Rathaus am Stadtplatz stammt aus der ersten Hälfte des 16.Jh. Die Treppengiebelfassade wurde in einem Umbau 1923 gebaut.
Die katholische Pfarrkirche St. Vitus wurde bis 1420 in gotischem Stil anstelle einer dafür abgerissenen Vorgängerkirche errichtet. Fassade und Innenraum wurde 1660/61 in barockem Stil neugestaltet. 1840 wurde angebaut und der Kirchenraum vergrößert.
Straßenszene.
Das Denkmal für Anton Kink (1820–1868) am Oberen Stadtplatz, Gründer des Zementwerkes Kufsteiner Cement und Bürgermeister von Kufstein, wurde 1963 vom Kramsacher Bildhauer Peter Schneider anstelle eines im Zweiten Weltkrieg für Waffen eingeschmolzenen älteren Denkmals errichtet.
Der 1768 in Kufstein geborene Schneidermeister Josef Madersperger musste 1790 mit seinem Vater nach Wien ziehen, weil das Tiroler Elternhaus abgebrannt war und sie hier daher keine Existenz mehr hatten. In Wien stellte er 1814 sein erstes Modell einer Nähmaschine vor. In Maderspergers Geburtshaus gibt es das nur 14 m² große Nähmaschinen-Museum „madersperger“.
Am Soldatenfriedhof liegen als Soldaten sowie als Kriegsgefangene verstorbene russische Tote des Ersten Weltkriegs, verstorbene Soldaten und Tote von Luftangriffen des Zweiten Weltkrieg und sehr viele sowjetische Soldaten, die im Mai 1945 bei der Befreiung getötet wurden. 2016 wurde die Namens-Gedenktafel am Soldatenfriedhof in Kufstein, auf der bis jetzt nur Adele Stürzl aufschien, um fünf weitere Namen von durch die Nazis ermordeten Widerstandskämpfern ergänzt. Neben Stürzl wurden die beiden Cimbern Walter Caldonazzi und Ernst Ortner sowie Georg Gruber, Franz Wurzenrainer, Anton Obholzer und Thomas Salvenmoser eingetragen. Ein sozialistisch-kommunistisches Widerstandsnetz in Kufstein, Kirchberg, Hopfgarten, Wörgl, Schwaz und Kitzbühel, v.a. von Eisenbahnern, wurde 1942 von der Gestapo aufgedeckt, 32 Leute vor Gericht gestellt und zahlreiche hingerichtet, weil sie sich gegen die NS-Verbrechen einsetzten.
Bereits am Vorabend des Einmarschs der deutschen Wehrmacht am 12. März 1938 wurden von den Kufsteiner Nazis politische Gegner gefangengenommen und eingesperrt. Schon 1933 waren zwei Nazis in den Kufsteiner Gemeinderat gewählt worden. Nach dem Verbot der NSDAP im Zuge der Errichtung des austrofaschistischen Diktatur 1933/34 verübten die Kufsteiner Nazis am 28. Juni 1934 im Zuge der österreichweiten Bombenanschläge von Nazis auch in Kufstein Sprengstoffanschläge auf Wasserspeicher und Wasserleitungen, um mit Terror die Diktatur zu erschüttern und für Hitler zu werben. Blutige Schlägereien zwischen Nazis und austrofaschistischen Heimwehrtrupps mit etlichen Verletzten gab es in Kufstein bereits im Juni 1933. Prominentester Kufsteiner Nazis war Hartmann Lauterbacher, der hier in den 1920er Jahren eine Vorläuferorganisiation der HJ gegründet hatte, später in der NSDAP Karriere machte und bis zum Gauleiter von Süd-Hannover und Braunschweig aufstieg, wo er die NS-Unterdrückungsmaßnahmen der Bevölkerung und die Deportation von 1.200 Jüdinnen und Juden zur Ermordung organisierte. Nach 1945 lebte er bis zu seinem Tod 1988 unbehelligt in Bayern.
Am Kalvarienberg steht nicht nur eine Andreas-Hofer-Statue sondern man hat von hier aus v.a. einen schönen Blick auf die Stadt und die Festung Kufstein.
Die Festung Kufstein besuchen heute ca. 170.000 Touristinnen und Touristen im Jahr. Sie ist eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Tirols.
Der motorisierte Weg hinauf ist bequemer als der Fußweg.
Die 1415 ausgebauten Befestigungen wurden 1504 durch die Belagerung und Eroberung durch die Soldaten des Habsburgerkaisers Maximilian I. zerstört. Die heutige imposante Festungsanlage wurde in den Jahren danach neuerrichtet.
Im 19.Jh. diente die Festung im Habsburgerreich als Staatsgefängnis für die politischen Gefangenen des Habsburgerstaats, u.a. für mehrere ungarische Adelige, die gegen die Habsburgerherrschaft rebelliert hatten sowie Demokraten, Rechtsstaatsbefürworter etc.
Ein Heimatmuseum präsentiert Land und Leute.
Modell der Festung, der befestigten Stadt und der ebenfalls mit Wehranlagen versehenen Innbrücke.
Das seit einem halben Jahrtausend bayerische Kufstein kam erstmals 1342 als Brautgeschenk der bayrischen Herrscher an Tirol, als Gräfin Margarete von Tirol den bayerischen Herzogsohn Ludwig den Brandenburger heiratete, kam aber bereits 1369 nach einem Friedensschluss zwischen Bayern und dem Habsburgerreich in ihrem Krieg um Tirol an Bayern zurück. Eineinhalb Jahrhunderte später entschied der Habsburger-Kaiser Maximilian I. auf dem Reichstag zu Köln 1505 durch einen Schiedsspruch den Landshuter Erbfolgekrieg um die Herrschaft über Bayern-Landshut und sprach sich dabei selbst die formelle Herrschaft über Kufstein zu. Da der Burgherr aber die Übergabe verweigerte, ließ Maximilian Kufstein mit aus Innsbruck herbeigeschafften Kanonen schwer bombardieren und in blutigen Kämpfen militärisch erobern. 18 kriegsgefangene bayrische Offiziere ließ Maximilian zur Rache hinrichten. Das galt damals ebenso wie heute als Kriegsverbrechen und Mord. Mit kurzen Unterbrechungen in Kriegen, in denen Kufstein von bayrischen Armeen erneut erobert und besetzt (1703, 1805) ist Kufstein seither Teil Tirols und damit Österreichs.
Die Festung. Im Tiroler Volksaufstand von 1809 gegen die bayerisch-französische Besetzung und Angliederung Tirols an Bayern wurde die Festungsstadt Kufstein vom Tiroler Bauernheer wochenland belagert, die bayrischen Soldaten konnten die für die Aufständischen uneinnehmbare Festung aber verteidigen.
Blicke von der Festung ins Inntal. Der Festungsteil Josefsburg wurde überdacht, um hier diverse Veranstaltungen abzuhalten.
Die Ruine Thierberg auf dem Thierberg im Nordosten von Kufstein. Die Burg wurde wahrscheinlich um 1280 für die Adeligen Freundsberger erbaut. Die Freundsberger waren im Mittelalter eines der einflussreichsten Ministerialengeschlechter Tirols, die mehrere Burgen im Unterinntal erbauen ließen oder erwarben. Die heutige Ruine besteht aus einem Turm, einer Kapelle, sowie einer bewohnte Einsiedelei.
Blick von der Festung auf die Stadt Kufstein.
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