19.9.2015
Im ostslowakischen Spišská Nová Ves (deutsch (Zipser) Neudorf, ungarisch Igló) wurde ein Fußballspiel besucht. 38.000 Menschen leben hier.
Im ursprünglich mittelalterlichen Rathaus und späteren Sitz der Regionalverwaltung ist seit 1954 ein Museum untergebracht. An der Fassade zeigen sechs Reliefszenen Eigenschaften, die ein Bürgermeister (eine Bürgermeisterin gab es damals nicht) haben sollte.
Straßenszene
Die katholische Mariä-Himmelfahrts-Kirche wurde im 13.Jh. errichtet. Der in der heutigen Ansicht aus dem Jahr 1649 stammende Turm ist mit 87 Metern der höchste Kirchturm in der Slowakei.
Die evangelische Kirche wurden zwischen 1790 und 1796 in klassizistischem Stil errichtet. Sie ist baulich eine typische Toleranzkirche, als den Evangelischen zwar erstmals offizielle Kirchenbauten erlaubt waren, diese aber keinen Kirchturm haben durften.
Das Rathaus wurde 1777 bis 1779 in klassizistischem Stil errichtet.
Die Reduta wurde zwischen 1900 und 1905 im Jugendstil errichtet. Die Redoute beherbergt verschiedene Kultureinrichtungen. Heute sind darin das Zipser Theater, ein Konzertsaal, ein Kaffehaus, das Stadtkulturzentrum und das Lokalfernsehen untergebracht.
Denkmal für die 13 Toten des ungarischen Luftangriffs auf Spišská Nová Ves am 24. März 1939. Im Kleiner Krieg (slowakisch Malá vojna) genannten ungarisch-slowakischen Krieg von 23. März bis 4. April 1939 griff Ungarn die Slowakei an, die als Hitler-Vasallenstaat nach der deutschen Zerschlagung der Tschechoslowakei und Besetzung des ganzen tschechischen Landesteils gegründet worden war. Ziel der rechten Horthy-Diktatur Ungarns war, möglichst viele Gebiete im Osten von dem noch instabilen neuen Staat zu gewinnen, der bereits den ungarisch besiedelten Süden hatte abtreten müssen. Ziel des Lufangriffs auf Spišská Nová Ves war die Luftwaffenbasis der Stadt. Am Ende trat die Slowakei Gebiete ab. Im Krieg wurden auf slowakischer Seite 22 Soldaten und 36 Zivilpersonen und auf ungarischer Seite acht Soldaten und 15 Zivilpersonen umgebracht.
Denkmal für den Slowakischen Volksaufstand von 1944 (SNP), als sich Teile der Armee und der Bevölkerung gegen deutsche Nazi-Besatzung und slowakische Faschistenregierung erhoben. Kurzzeitig wurde auch Spišská Nová Ves von den Aufständischen eingenommen.
Das Denkmal aus dem Jahr erinnert an den aus der Stadt stammenden Freiheitshelden des Zweiten Weltkriegs Ján Nálepka, der obwohl er auf kommunistischer Seite kämpfte aufgrund seines frühen Todes 1943 nicht mit der Diktatur der Nachkriegsjahrzehnte identifiziert wird. Der Antifaschist Ján Nálepka informierte als slowakischer Armeeoffizier im Zweiten Weltkrieg sowjetische Agenten über deutsche Truppenbewegungen und verhalf Partisanen zu Waffen und Verpflegung. 1943 starb er als Kommandant der tschechoslowakischen Einheiten an der Seite der Roten Armee bei der Befreiung der Stadt Ovruč in der Ukraine. 1945 erhielt er postum den Titel des Held der Sowjetunion.
Straßenszene
Die deutsch-ungarisch-slowakische Sprachenvielfalt der Grabsteine am Friedhof erzählt aus der Geschichte. Die Stadt in der Region Zips (Spiš) wurde im 12.Jh. als slowakische Siedlung namens Iglov gegründet, was soviel wie „Nadeldorf“ heißt und sich von der schmalen Form der Siedlung ableitete). Im 13.Jh. gründeten deutsche Siedler (sogenannte Zipser Sachsen unmittelbar daneben eine neue Siedlung namens Neudorf, die in der lateinischen Amtssprache übersetzt Nova Villa und ungarisch Igloszasza („Sächsisches Iglov“) hieß. Im 14.Jh. verschmolzen das slowakische und das deutsche Dorf zu einer gemeinsamen Gemeinde. Noch im 15.Jh. wurde der Ort in lateinischen Texten sowohl Neudorf als auch Iglov (Iglovia) genannt. In ungarischen Dokumenten setzte sich die vom Iglov abgeleitete ungarische Form Igló durch, in deutschen hingegen die Form Neuendorf, später Neudorf, noch später auch Zipser Neudorf. In slowakischen Schriften wurde spätestens seit dem 18.Jh. mit Nowa Wes eine Übersetzung des deutschen Namens Neudorf verwendet. Seit 1920 heißt die Stadt offiziell Spišská Nová Ves, ebenfalls eine direkte Übersetzung von „Zipser Neudorf“. Erst im Laufe des 19.Jh. wandelte sich die Stadt von einer mehrheitlich deutschen in eine mehrheitlich slowakische Stadt. 1930 waren 78% tschechoslowakisch und nur mehr 11% deutsch. Die den Nazi-Verbrechen folgende Flucht und Vertreibung beendete die deutsche Besiedlung der Zips.
Gedenkstein am Soldatenfriedhof für bei der Befreiung der Stadt 1945 getötete Soldaten
Eine Gedenkstätte am Friedhof erinnert an die Toten des Slowakischen Aufstands von 1848/49, des Ersten Weltkriegs, der ungarischen Bombardierung 1939, des Holocausts, des Zweiten Weltkriegs, des Slowakischen Nationalaufstands von 1944, der kommunistischen Diktatur und der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968.
Gedenkstätte für die Toten der sowjetischen und tschechoslowakischen Armee bei der Befreiung der Stadt 1945
Der jüdische Friedhof erinnert an die hier von den 1840er Jahren bis zum Holocaust in den 1940ern bestehende jüdische Gemeinde. Nach der jüdischen Glaubensspaltung im ungarischen Königreich 1869 war die hiesige Gemeinde eine der wenigen, die sich wegen der orthodoxen noch der neologischen Richtung anschloss, sondern beim Status quo ante blieb. Der älteste erhaltene Grabstein stammt aus dem Jahr 1880. Das letzte Begräbnis fand hier 1955 statt. In den Nachkriegsjahrzehnten wurden bis in die 1980er Jahre die meisten Grabsteine zerbrochen oder gestohlen. In den 1990er Jahrenwurde der Friedhof von Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums von Spišská Nová Ves instandgesetzt, die sich mit der Geschichte ihrer Stadt und den Verbrechen der Nazizeit auseinandergesetzt hatten. Er wird seither von der Schule laufend betreut und wurde mit einer Informationstafel versehen.
Bereits in den 1930er Jahren waren Nazi-Organisationen in der deutschen Bevölkerung der Zips aktiv (1921 16%, 1930 11% in der Stadt). 1935 kam es zu großen Aufruhr als ein jüdischer Fleischhauer öffentlich beschuldigt wurden, einen verschwundenen christlichen Buben aus religiösen Gründen getötet zu haben (Ritualmordlegende). Der antisemitische Aufruhr ging auch weiter, nachdem die Leiche des Buben gefunden wurde, der in Wahrheit in einen Fluss gefallen und ertrunken gewesen war. Nach der Gründung des slowakischen Staats 1939 begannen hiesige Nazigruppen die jüdische Bevölkerung immer weiter zu attackieren, Geschäfte und Wohnung zu plündern etc. Die 1899 erbaute Synagoge der Stadt wurde 1941 von der lokalen Hitlerjugend unter Beifall und Hetz von zahlreich anwesendem Publikum in Brand gesetzt. Von März bis Mai 1942 nahm die slowakische Polizei mit Unterstützung der Hlinka-Garde Jüdinnen und Juden in Razzien massenweise fest und brachte sie ins Lager in Žilina, von wo sie zur Ermordung in deutsche KZ transportiert wurden. In der Volkszählung von 1930 hatten 341 der 733 Jüdinnen und Juden in der Stadt ihre Nationalität als jüdisch definiert, die Mehrzahl sah sich als national deutsch oder slowakisch und nur von der Religion her jüdisch.
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