Sonntag, 19. April 2015

Innviertler Volkskundehaus, Ried im Innkreis

18.4.2015

Zwischen den Besuchen von Fußballspielen am Vormittag und am Nachmittag wurde in Ried im Innkreis das Innviertler Volkskundehaus besichtigt. Das Museum wurde 1933 eröffnet.


Das Hauptinteresse galt der stadtgeschichtlichen Ausstellung Zwischen Bayern und Österreich. Es gibt Defizite, aber die Präsentation ist jedenfalls modern und gut gemacht.


Im Innviertel mitsamt Ried waren die Nazis in den 1930er Jahren stark vertreten. Das wird nicht besonders beleuchtet, aber auch keineswegs versteckt, sondern deutlich vermerkt. Der Staatsstreich von 1933/34 mit dem die Christlichsozialen unter Dollfuß die Demokratie abschafften, sozialdemokratischen Widerstand blutig niederschlugen und eine austrofaschistische Diktatur errichteten, wird in der Zeitleiste hingegen irreleitend und verharmlosend dargestellt.


Innerhalb des Ausstellungsraums befindet sich in einem kreisförmigen eigenen Raum einige Schlaglichter mit Exponaten und Bildern zur Rieder Stadtgeschichte.


Das Innviertel war jahrhundertelang zwischen bayrischen und habsburgischen Herrschern umkämpft bis das bayrische Innbaiern nach dem bayrischen Erbfolgekrieg 1779 als nunmehr österreichisches Innviertel in die habsburgische Herrschaft überging.


Jahrhundertelang konnte man sich nicht einfach in einer Gemeinde oder Stadt niederlassen und war dort Gemeindebürger. Die Bürgerrechte und -pflichten mussten in einem Verfahren und kostspielig erworben werden.


Selbst im landwirtschaftlich geprägten Innviertel waren Nahrungsmittel im Ersten Weltkrieg Mangelware, weil Kriegführen und Töten für den Kaiser wichtiger war.


Die Zeit des Zweiten Weltkriegs: Die deutsche Wehrmacht kam und wurde bejubelt, es gab nur wenige Bombenangriffe, hunderte Rieder wurden als Soldaten im Krieg getötet, deutsche Flüchtlinge und Vertrieben aus dem Banat wurden in Ried aufgenommen. 1945 kam die US Army. Kein Wort zu Verbrechen, Verfolgung und Widerstand.


Im Figurensaal gibt es mittelalterliche und frühneuzeitliche religiöse Skulpturen zu sehen.


Ein Webstuhl. Das Weben von Leinen war einst ein bedeutendes Gewerbe in Ried. Im 16.Jh. verdienten damit 900 Menschen ihren Lebensunterhalt. Ich hätte mir mehr über die Arbeitswelt und das Arbeitsleben der Menschen in Ried und im Innviertel über die Jahrhunderte gewünscht.


Mehr hätte ich auch gerne über die Lebenswelt die Menschen gesehen. Neun von zehn Menschen lebten nicht in guten Stuben oder gutbürgerlichen Wohnungen.


Es gibt einige historische Schießscheiben zu sehen.

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