5.4.2015
Im tschechischen Ostrava wurde ein Fußballspiel besucht. 300.000 Menschen leben hier.
Ostrava liegt an der Oder an der historischen Landesgrenze Mährens und Schlesiens. An der Mündung des Flusses Ostravice in die Oder entstanden im 13.Jh. beiderseits des Flusses zwei Dörfer mit Namen Ostrava. Auf schlesischer Seite Polska Ostrawa (polnisch, tschechisch Polská Ostrava, deutsch Polnisch Ostrau) mit einer Burg der Piastenherzöge von Oppeln (Opole) und auf mährischer Seite Moravská Ostrava (deutsch Mährisch Ostrau), das 1279 das Stadtrecht erhielt und wo sich im Lauf des Mittelalters viele Deutschsprachige ansiedelten. Die Burg in Slezská Ostrava (Schlesisch Ostrau) wurde in der zweiten Hälfte des 13.Jh. errichtet und fungierte bis 1327 als Grenzburg, als das schlesische Herzogtum an die böhmische Krone fiel. Der Torturm und die meiste zu sehende Bausubstanz stammen aus dem Umbau der Jahre 1534 bis 1548. Der Kohlebergbau rund um die Burg beeinträchtigte die Bausubstanz zu Beginn des 20.Jh. stark. Aufgrund der Unterminierung rutschte ein Teil um 16 Meter ab. 1945 wurde der bisherige Adelsbesitz verstaatlicht. Aufgrund der Schäden stand 1954 ein Abriss im Raum, wurde aber nicht verwirklicht. Die verfallene Burg wurde schließlich von der Stadt gekauft und nach Renovierung 2004 für kulturelle Veranstaltungen eröffnet.
Der Fluss Ostravice.
Auch das größere Mährisch Ostrau blieb bis ins 18.Jh. eine Kleinstadt. Das änderte sich rasant als 1763 mit dem Abbau von Steinkohle begohnnen wurde und 1827 Rudolfs Eisenhüttenwerke gegründet wurden. Daraus wurde später die Witkowitzer Eisenwerke (Vítkovické železárny, VŽ). 1794 lebten allein in Mährisch Ostrau nur 1.578 Menschen, 1880 waren es bereits 13.448 und 1910 schon 36.754. Die zur Arbeit innerhalb der Habsburgermonarchie Zugewanderten stammten nicht nur aus Mähren mit seiner tschechischen und deutschsprachigen Bevölkerung sondern vor allem aus den polnischen Gebieten Galiziens. Die Infrastruktur der Stadt hinkte dem schnellen Wachstum hinterher. Arbeits- und Lebensbedingungen waren oftmals elendiglich. Nach dem Ende der Habsburgermonarchie wurde in der neuen Tschechoslowakei die östliche Stadt Polnisch Ostrau in Slezská Ostrava (Schlesisch Ostrau) umbenannt. Zu einer gemeinsamen Stadtgemeinde wurden die beiden Städte links und rechts des Flusses aber erst zur Zeit der deutschen Besatzung 1941 zusammengelegt. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der deutschsprachige Bevölkerungsanteil gewaltsam vertrieben.
Das Alte Rathaus fungierte bis 1930 als Rathaus von Moravská Ostrava (Mährisch Ostrau). Es wurde hier erstmals 1539 erwähnt. Das heutige Gebäude stammt im wesentlichen aus dem 18.Jh., wurde im 19.Jh. mehrmals umgebaut aufgestockt. Die Fassadengestaltung stammt aus den Jahren 1874/75. Seit 1931 Gebäude dient als Museum.
Die Wenzelskirche (Kostel svatého Václava) wurde im 13./14.Jh. in spätgotischem Stil errichtet, steht aber auf älteren romanischen Fundamenten. Im 16.Jh. wurde sie erweitert.
Die Kathedrale zum Göttlichen Erlöser (Katedrála Božského Spasitele) wurde in die Jahren 1883 bis 1889 als neue große Pfarrkirche von Mährisch Ostrau errichtet, nachdem die alte Wenzelskirche in der nunmehrigen Industriestadt spätestens in den 1870er Jahren viel zu klein geworden war. Seit der Neugründung eines Bistums 1996 ist die Kirche eine Kathedralkirche.
Straßenszene
Das Divadlo Jiřího Myrona wurde 1894 als tschechisches Theater eröffnet. In den 1860/70er Jahre hatte sich auch in Mährisch Ostrau die Nationalbewegung des tschechischen Bürgertums zu organisieren begonnen, hier hauptsächlich getragen durch die große Gruppe der Techniker und Ingenieure. Das tschechische Theater war eines ihrer Symbole. Nach einem Brand 1976 wurde das Gebäude von 1980 bis 1986 renoviert.
Das Divadlo Antonína Dvořáka wurde 1907 eröffnet und war das deutsche Theater der Stadt (bis 1919 ausschließlich deutschsprachig). Den heutigen Namen Antonín Dvořák-Theater trägt es erst seit 1990.
Straßenszene. Ostrava war jahrehntelang nicht nur ein großes Industriezentrum, das zehntausenden Menschen Arbeit gab, sondern auch ein Ort verheerender Umweltverschmutzung. Noch 1989 hatten in den Kohlegruben der Region 100.000 Bergarbeiter gearbeitet.
Der Komplex des Neuen Rathauses (Nová radnice) wurde mit seinen zwei Flügeln und dem Turm inmitten zwischen 1925 und 1930 erbaut. Der 85,6 Meter hohe Stahlturm ist ein Werk des hiesigen Stahlwerks in Vitkovice.
Ausblick vom Turm
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