London, 3.10.2014
Vor einem abendlichen Fußballspiel wurde in London das Museum of London besucht. Beim letzten Besuch in der Stadt wurde das welthistorisch-kunstgeschichtliche British Museum, diesmal sollte die Beschäftigung mit das Londoner Stadtgeschichte im Vordergrund stehen.
Das Museum wurde 1974 im Neubaugebiet der City of London eröffnet. Das ganze Stadtviertel war im Zweiten Weltkrieg vor allem zwischen September 1940 und Mai 1941 bei den deutschen Luftangriffen großteils zerstört worden. 32.000 Menschen wurden bei den Bombardierungen allein in London umgebracht.
Die durch die Bomben großflächig zerstörten und eingestürzten Häuser brachten hier den Verlauf der Stadtmauer wieder zum Vorschein, die hier in der römischen Zeit im 1.Jh.u.Z. erbaut worden war. Die römische Mauer marktierte für 1600 Jahre die Stadtgrenze, wenngleich sie immer wieder baulich verändert wurde. Die hier zu sehenden Mauerreste außerhalb des Museumsbaus folgen der Linie der Mauer, stammen aber von Bastionen aus dem 17. bis 19.Jh.
Das Museum of London beginnt mit der Geschichte der Gegend bevor daraus eine Stadt wurde, mit großen Tierknochen, ausgestellten Überresten von Menschen (Seklettteilen) und ersten kulturellen Erzeugnissen.
Interessant und spannend aufbereitet ist der Abschnitt über das römische London. Die Stadt London geht auf die römische Gründung zurück. Die Präsentation ist eine Mischung aus antiken Artefakten, Modellen, Rekonstruktionen und Filmen.
Hier die Nachbildung eines Zimmers einer reichen römischen Familie. Die Darstellung von Lebensumständen, Alltag und Freizeit ist gut gemacht, leider kommt gerade hier wieder einmal zu kurz, dass über 90% der Menschen damals hier eben nicht mit all den gezeigten Luxusprodukten lebten.
Im Mittelalter-Teil gibt es u.a. eine über hundert Jahre alte, große Nachbildung der St Paul's Cathedral, wie sie sich präsentierte bevor sie durch den großen Stadtbrand 1666 zerstört und durch den heute zu sehenden Barockbau ersetzt wurde.
Statuen von ca. 1430, die bürgerliche Tugenden darstellen
Aus dem englischen Bürgerkrieg des 17.Jh. gibt es einige Waffen und die Totenmaske von Oliver Cromwell zu sehen. Nichts interessantes. Doch das für jugendliches Publikum entworfene didaktische Konzept stellt hier wie auch anderswo gescheite Fragen.
Ein ungewöhnliches Ausstellungsstück ist die Holzverkleidung einer Gefängniszelle aus dem Wellclose Square Prison aus dem 18.Jh., an deren Wänden sich die Eingesperrten mit unzähligen Inschriften verewigt haben.
Die Welt des viktorianischen London wird u.a. durch kleine Gassen mit Geschäftszeilen veranschaulicht. Die Wohnungen und Lebensumstände des Großteils der Menschen, die arm und ausgebeutet lebten, bis sie früh starben, während Krone, Adel und Bürgertum ihr politisches und wirtschaftliches Weltreich bauten, wären interessanter zu sehen gewesen.
Die politisch bewegten ersten Jahrzehnte des 20.Jh. werden in einem kleinen Teil beleuchtet, u.a. der Wahlrechtskampf der Frauenbewegung um staatsbürgerliche Gleichstellung. Von der Arbeiterinnen- und Arbeiterbewegung gibt es bis auf Hinweise nichts.
Ingesamt war die Darstellung der Stadtgeschichte nach dem guten Beginn mit der römischen Zeit, trotz einzelner interessanter und gelungener Teile, leider enttäuschend. Weder das Werden der Großstadt in wirtschaftlicher und infrastruktureller Dimension noch die soziale Frage des Lebens der Menschen in der jeweiligen Zeit abseits der Oberschicht wird ausreichend berücksichtigt.
Das Museum bekundet, die größte Sammlung an historischer Männerbekleidung von der Urzeit bis zu aktueller Mode zu besitzen.
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