Montag, 8. September 2014

Sosnowiec

6.9.2014

In der schlesischen Stadt Sosnowiec im Südwesten Polens wurde ein Fußballspiel besucht. Rund 211.000 Menschen leben hier.

Der Hauptbahnhof wurde 1859 als Station auf der neugebauten Eisenbahnlinie Wien-Warschau eröffnet. Im Zuge der Industrialisierung wuchs Sosnowiec Ende des 19.Jh. bis Anfang des 20.Jh. sehr schnell. Die Kohlenminen gehörten zu den größten des Landes. 1902 lebten hier noch 61.000 Menschen, 1914 waren es bereits 118.000.


Straßenszene. 1898 gab es in der damals russischen Stadt den ersten 1.-Mai-Aufmarsch in Polen. Im russischen Revolutionsjahr 1905/06 kam es hier zu Streiks und revolutionären Aufständen, die sowohl soziale als auch nationale Forderungen zum Inhalt hatten. Für einige Wochen wurde eine unabhängige Republik Zagłębie ausgerufen. Vor dem Zweiten Weltkrieg waren etwa 22% der Bevölkerung von Sosnowiec jüdisch. Die jüdischen Arbeiter waren in die sozialistischen Organisationen Bund und Poale Zion organisiert und an den revolutionären Aktivitäten 1905/06 beteiligt.


Denkmal für den 1902 hier geborenen Opernsänger Jan Kiepura


Die 1893 bis 1899 in eklektizistischem Stil errichtete katholische Kathedrale.


Das 1903 als herrschaftliche Familienresidenz errichtete Schön-Palais Pałac Schöna. In den deutsch-polnischen schlesischen Bürgerkriegsjahren war es 1919 bis 1921 eine militärische Zentrale. Ab 1923 war hier ein Gericht. Heute scheint es leerzustehen.


Gedenkstein für das Ghetto von Sosnowiec. Nachdem die deutsche Wehrmacht am 4. September 1939 die Stadt besetzt hatte, begann der NS-Terror. Bereits am ersten Tag attackierten die deutschen Besatzer die hier lebenden Jüdinnen und Juden und töteten 13 Menschen. Am 9. September setzten sie die Große Synagoge in Brand. 1940 sperrten sie die jüdischen Bevölkerung in ein Ghetto, in das nach Zwangsumsiedlung von Jüdinnen und Juden aus dem Umland neben den 30.000 aus Sosnowiec zeitweise bis zu 45.000 Menschen gepfercht waren. In den Jahren 1942 und 1943 wurden die Menschen zur Ermordung in Transporten in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Die letzten 1.000 verliebenen Jüdinnen und Juden wurden in Sosnowiec im Dezember 1943 und Jänner 1944 erschossen.


Im Ghetto Sosnowiec hatte es substantielle Untergrundaktivitäten gegeben, vor allem Jugendorganisationen leisteten Widerstand. Während der letzten großen Deportation ins KZ im August 1943 begann die jüdische Widerstansorganisation ŻOB einen Aufstand im Ghetto von Sosnowiec und dem angrenzenden Będzin. Sie starben kämpfend gegen die Übermacht der deutschen Soldaten. Der Platz des Denkmals ist nach den Brüdern Kożuchów benannt, die den Aufstand angeführt hatten.

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