Dienstag, 2. April 2013

Wolkersdorf im Weinviertel

1.4.2013

6.740 Menschen leben in der Weinviertler Kleinstadt Wolkersdorf. Für den Besuch eines Fußballspiels gesellte auch ich mich für ein paar Stunden dazu und spazierte ein wenig durch den Ort.

Das Schloß Wolkersdorf wurde ursprünglich im 12.Jh. errichtet. Mauern des 13.Jh. sind an der Außenseite und den Turmuntergeschoßen erhalten. Das Wasserschloß wurde im Lauf der Jahrhunderte mehrmals umgebaut, zuletzt Anfang des 18.Jh. Das heutige barocke Antlitz mit der zweitürmigen Hauptfassade stammt aus dem Umbau zum Jagdschloß für Kaiser Karl VI. 1706. In den 1960er Jahren wurden Wirtschaftsgebäude abgerissen und der Schloßteich weitgehend trockengelegt.




Am Kirchenplatz steht ein herrliches Relief aus dem 13.Jh., an dem viele Details zu bewundern sind.


Die katholische Pfarrkirche mit gotischem Chor aus dem 14.Jh. (rechter Gebäudeteil) und barockem Ausbau aus dem 18.Jh. Aus dem Jahr 1727 stammt der von Heiligenstatuen gesäumte Stiegenaufgang zur Kirche.


Im Inneren (1727, Hochaltar von 1768) fällt vor allem der große Doppeladler mit dem Schriftzug Kaiser Karls VI. über dem Chor auf. Sinnbildlich für die Funktion der katholischen Kirche zur Erhaltung und Propagierung der weltlichen Macht der Habsburger.


In einem spannenden Projekt wurden vor wenigen Jahren von der Initiative Wolkersdorf 1938 die Biographien und Schicksale der von den Nazis vertriebenen ehemaligen jüdischen Einwohnerinnen und Einwohner Wolkersdorfs recherchiert und ein Erinnerungsweg erstellt. Hier etwa war bis 1938 Josef Lamm als Rechtsanwalt tätig. Im November 1938 wird er ins KZ Dachau deportiert. Er wird noch freigelassen und im Jänner 1939 gelingt ihm gemeinsam mit seiner Frau die Flucht nach Palästina. In Israel wird er Parlamentsabgeordneter, Richter und Universitätsprofessor. Von 1955 bis 1959 war er Präsident des israelischen Fußballverbandes.


Blick in die Hauptstraße


Die 1890 eingeweihte neugotisch-neuromanische Lourdeskapelle. 1909 wurde die Kapelle erweitert und der Turm hinzugefügt, wie an der am gegenüberliegenden Flußufer stehenden Bildtafel gut zu sehen ist. Sie zeigt eine Ansicht aus dem Jahr 1900.

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