Montag, 15. April 2013

Vráble

14.4.2013

In die westslowakische Stadt Vráble (ungarisch Verebély) ging es zu einem Fußballspiel. Rund 9.000 Menschen leben hier. Heute ist die Stadt zu 93% slowakisch und nur mehr knapp unter 5% gehören zur ungarischen Minderheit. Vor dem Zweiten Weltkrieg war dies noch anders. 1910 waren von den 2.845 Einwohnerinnen und Einwohner 53% ungarisch und 43% slowakisch. 1919 wurde hier zwischen der tschechoslowakischen Armee und der ungarischen Roten Armee gekämpft.

Die zum Kirchplatz (Kostolné námestie) führende Hauptstraße (Hlavná ulica). Bis ins 20.Jh. war dies ein landwirtschaftlich geprägter Ort, die niedrigen Altbauten der Hauptstraße erzählen von einem einfachen pannonischen Straßendorf. Abseits davon stehen die Nachkriegsbauten und Stadtrand-Supermärkte der modernen Stadt.


Die neoromanische katholische Pfarrkirche wurde zwischen 1898 und 1901 anstelle einer spätgotischen Vorgängerkirche errichtet. Bemerkenswert ist der schiefe Turm, er neigt sich um eineinhalb Meter.



Der jüdische Friedhof ist das letzte sichtbare Zeichen der einstigen jüdischen Gemeinde nachdem die 1872 eingeweihte Synagoge in den 1970er Jahren abgerissen worden ist. 1725 wurde zum ersten Mal eine jüdische Bevölkerung in Vráble erwähnt. Ab 1837 lebte hier erst eine Familie und dann eine Gemeinde. 1938 wurde auch Vráble an Horthy-Ungarn angegliedert. 1944 wurden die Jüdinnen und Juden nach der deutschen Besetzung ins KZ deportiert, von den 280 Menschen überlebten nur 80. 1949 emigrierten die 40 letzten wieder in Vráble Lebenden nach Israel. Die letzte Beerdigung fand hier 1969 statt.


Es stehen noch viele Grabsteine über den Gräbern. Viele auf deutsch, der Hauptsprache der damaligen jüdischen Gemeinde. An diesem Grabstein brachte die Familie Spitzer am Fuß in slowakischer Sprache eine Gedenkinschrift für die 1944 in Auschwitz umgebrachten Familienmitglieder an.


Der alte jüdische Friedhof liegt heute in Hinterhöfen einer Einfamilienhaussiedlung. Straßenseitig stehen nur mehr einzelne Grabsteine oder liegen bereits am Boden. Betonteile liegen herum. Anscheinend wird dieser Teil planiert und anderer Verwendung zugeführt.



Denkmal für die Opfer des großen tschechoslowakeiweiten Dezemberstreiks 1920, der sich gegen die wirtschaftliche Not richtete und revolutionäre Ausmaße annahm. Der Streik wurde blutig niedergeschlagen. Auch in Vráble wurde von einem Aufgebot von Gendarmen und Soldaten auf die streikenden Arbeiterinnen und Arbeiter geschossen. Drei von ihnen wurden getötet, 20 verletzt, 50 verhaftet.

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