1.2.2013
Heute leben etwa 11.000 Menschen in der kleinen Stadt Silves im Hinterland der Algarve. Doch vor 1.000 Jahren waren dies um vieles mehr (von 15.000 bis 40.000), damals war hier eine veritable arabische Großstadt, Silves war als Xelb die Hauptstadt der Provinz Al-Gharb des maurischen Al-Andalus.
Neben der Stadtbesichtigung wurde auch am Fußballstadion vorbeigeschaut.
Weithin sichtbar zieht sich die Altstadt malerisch über einen Hügel hinab zum Fluß Arade. Der Platz am damals schiffbaren Fluß bestand bereits in keltiberischer, karthagischer und römischer Zeit als Hafenstützpunkt und als Siedlung. Am höchsten Punkt sind heute die christliche Kathedrale und die arabische Burg zu sehen.
Besonders die in rotem Sandstein errichtete Burg beeindruckt durch Lage und Ausmaß, ein kleines Granada.
Auch große Teile der sich über den Hügel ziehenden mittelalterlichen Stadtmauer der vom 8. bis 13. Jh. fünfhundert Jahre lang maurischen Stadt sind noch erhalten.
Die Ponte Romana genannte alte Brücke über den Fluß Arade wurde im späten Mittelalter auf Grundmauern einer römischen Brücke errichtet.
An der Praça do Município, links das Rathaus. Die zunehmende Versandung des Rio Arade brachte im 16. Jh. das Aus für Silves als Hafenstadt. 1577 wurde der Bischofssitz nach Faro verlegt, Lagos wurde Regierungssitz. Aus der einst blühenden arabischen Hauptstadt wurde eine kleine Provinzstadt.
Der massive Torreão das Portas da Cidade, ein Wachturm über dem einstigen Stadttor. Errichtet im typischen roten Sandstein.
Hoch über der Stadt steht neben der Burg die Kathedrale. Sie wurde nach der Eroberung der Stadt in gotischem Stil errichtet, nachdem die islamische Moschee, die hier zuvor stand, abgerissen wurde. Für das arabische Bild der Stadt muß sich man neben der Burg also eine große Moschee über der Stadt thronend vorstellen. Beim großen Erdbeben von 1755 wurde die Kirche großteils zerstört, die erhaltenen gotischen Teile unterscheiden sich außen und innen gut sichtbar von der weißen Optik des barocken Wiederaufbaus.
In den 1940er Jahren wurden die Mauern der Burg restauriert, sodaß sie heute einen vollständigen Anblick bieten. Vor dem Eingang wurde eine martialische Statue des portugiesischen Königs Sancho I. aufgestellt, der mithilfe eines Kreuzritterheers unter Beteiligung von Friedrich Barbarossa und Richard Löwenherz im Jahr 1189 die Stadt in einem Blutbad erstmals eroberte. Bereits 1191 wurde die christliche Herrschaft im Rahmen der Gegenoffensive der Almohaden aber viele hundert Kilometer nach Norden zurückgedrängt. Für ein halbes Jahrhundert zog wieder der Islam ein, bis 1242 die endgültige portugiesische Eroberung erfolgte und die Stadt nun Silves genannt wurde.
Archäologische Ausgrabungen haben die Überreste der Ausmaße des islamischen Almohadenpalasts aus dem 12./13.Jh. in der Burg sichtbar gemacht. Ein Bogenelement wurde zur besseren Vorstellung rekonstruiert. Das maurische Xelb war ein weithin berühmtes Zentrum von Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Eine bedeutsame Besonderheit ist die große Zisterne aus dem späten 12.Jh., die noch im 20.Jh. als Hauptwasserreservoir von Silves genutzt wurde. Sie faßte 130.000 Liter Wasser und stärkte damit die Verteidigungskraft der Burg gegen Belagerungen. Sie ist zugänglich und durch ihr rosa gestrichenes Dach im Burghof gut erkennbar.
Blick über die Burgmauern hinweg ins grüne Tal
Der in maurischer Zeit mit Palästen, Unterkünften, Werkstätten etc. volle Raum innerhalb der Burg ist heute weitgehend leer. Er wurde mit allerlei Pflanzen gefüllt.
In einer kleinen Altstadtgasse befindet sich das Museu Municipal de Arqueologia. Es wurde 1990 rund um eine in den 1980er Jahren entdeckte Zisterne aus der späten arabischen Zeit (12./13.Jh.) neben der Stadtmauer eröffnet.
Die Ausstellungsstücke des Museums sind sehenswert, sie reichen etwa von einer religiösen Kultfigur aus römischer Zeit ...
... über Keramik aus arabischer Zeit ...
... bis hin zu gotischen Stücken von der Kathedrale
Die Praça Al Mouhatamid Ibn Abbad erinnert an den berühmtesten in Silves regierenden arabischen König (1051 bis 1091), der als Dichter bekannt wurde.
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