Estói, 31.1.2013
Neben der kleinen Ortschaft von 800 Einwohnerinnen und Einwohnern im Hinterland der Algarve befindet sich die nach dem modernen Namen Milreu genannten Ausgrabungen einer antiken römischen villa, also eines großen Landgutes. Auch beim Fußballplatz des Dorfes wurde vorbeigeschaut.
Die Anlage besteht aus den landwirtschaftlichen Wirtschaftsgebäuden, der villa rustica und den herrschaftlichen Wohnanlagen, der villa urbana. Die heute zu sehenden Mauern stammten aus den Bauten des 2./3.Jh.u.Z. Bis ins 10.Jh., also auch in nachrömischer und maurischer Zeit, war die Anlage durchgehend besiedelt.
Im späten Mittelalter zogen wieder Menschen hierher und errichteten das bis ins 19.Jh. erweiterte und umgebaute Bauernhaus, das bis Mitte des 20.Jh. als solches genutzt wurde. Vorne im Bild schön zu sehen das Wasserbecken des Säulenhofs peristylium, rechts hinten ein Fragment des Säulengangs, der den Hof umgab..
Das Bauernhaus wurde teils unter Verwendung antiker Grundmauern errichtet. Heute sind im inneren römische Mauern unter dem Bodenniveau freigelegt, wie hier in der Küche des Hauses.
Blick vom atrium auf den Rest des einstigen Tempels. Er wurde im 4.Jh. errichtet und im Lauf des 6.Jh. in eine Kirche umfunktioniert. Als die Kuppel im 10.Jh. einstürzte, verließen die Menschen den Siedlungsplatz.
Die erhaltenen Mauern des inneren Teils des einstigen Tempels.
Der Tempel war ein Nymphäum, ein Wasserheiligtum. Ein teilweise erhaltenes Band von sehr kunstfertigen Mosaiken von Meerestieren umzog die äußere Mauer. Da die Fische keine weitere religiöse Symbolik hatten, überdauerten die Kunstwerke die christliche Umwandlung des Tempels.
Blick in die Thermenanlage. In der Mitte sind die einstigen umlaufenden Sitzbänke zu sehen.
Das mit ebenfalls wunderschönen Fischmosaiken verzierte Kaltwasserbecken (frigidarium) der Therme. Die dargestellten Fische wirken seltsam verzogen und aufgedunsen. Die ist ein Kunstgriff, um sie unter dem Wasserspiegel in richtiger Proportion zu zeigen.
Im Empfangsgebäude ist eine kleine Ausstellung mit tiefergehenden Informationen zu sehen. Die in der Mitte zu sehenden Kopien der hier gefundenen Büsten einer Kaiserin und zweier römischer Kaiser befinden sich heute im Original im Regionalmuseum von Faro.
In der Ausstellung ist auch eine Rekonstruktion des Tempelbaus zu sehen. Die heutige Ruine ist der innere Teil.
Straßenszene im Ortszentrum von Estói
Die Pfarrkirche, Igreja Matriz, wurde ursprünglich im 17.Jh. errichtet, beim Erdbeben von 1755 stark zerstört und zu Beginn des 19.Jh. wiedererrichtet. Sie steht imposant auf erhöhter Position über dem Dorf.
Der Palácio de Estói wurde Ende des 18.Jh. als adeliger Landsitz errichtet. Heute ist hier ein Hotel.
Groß und schön ist der Schloßpark. Leider war er verschlossen, sodaß nur Blicke von außen hinein möglich waren.
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