Dienstag, 22. Januar 2013

Blätter, Jänner 2013




Blätter für deutsche und internationale Politik
Heft 1/2013
128 S.







Die Nachricht war kurz präsent, verschwand dann im hektischen medialen Trubel schnell wieder von der Bildfläche. Naomi Klein erinnert an einen „Tod in Galway“: Die in Irland lebende 31-jährige indische Zahnärztin Savita Halappanavar starb überaus qualvoll an einer Blutvergiftung, weil ihr eine lebensrettende Abtreibung gesetzlich verboten war, auch wenn klar war, daß es eine Fehlgeburt geben und der Fötus nicht leben würde, aber Gesundheit und Leben von Halappanavar gefährdete. Das Leben der Frau wiegt in der katholischen Religionslehre auch in diesem Fall nichts gegenüber dem selbstaufgestellten Prinzip. Im streng katholischen Irland ist die religiöse Vorgabe staatliches Gesetz.
Der Fall stellte die Globalisierung und das Verhältnis von Westen und Osten auf den Kopf, denn in Indien gab es verbreitete Proteste, daß die irischen „Ärzte ihr beim Sterben zugeschaut haben, anstatt sie zu retten“ wie dies ein indischer Aktivist drastisch ausdrückte. Naomi Klein schreibt dazu sehr treffend: „Eine Nicht-Katholikin, die durch einen nicht lebensfähigen Fötus langsam vergiftet wurde, sollte ihre Nicht-Behandlung akzeptieren, weil der Papst, auf Anordnung des Heiligen Paulus, ihren Ärzten die Hände band. Man stelle sich den Aufschrei vor, den es gegeben hätte, wäre eine nicht-muslimische Frau gestorben, weil ein Imam ihr aus religiösen Gründen medizinische Hilfe verweigert hätte.“

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