Sonntag, 3. Juni 2012

Tulln

2.6.2012

Westlich von Wien liegt an der Donau die kleine Stadt Tulln, in der rund 15.000 Menschen leben. Ziel war der Fußballplatz, auf dem Weg dorthin wurde ein kleiner kulturhistorisch-touristische Rundgang unternommen.

Im Bahnhofsgebäude kam im Jahr 1890 der Maler Egon Schiele zur Welt, als Sohn des damaligen Bahnhofsvorstands. Daher trägt das hiesige Bahnhofsrestaurant nun den hochwertigen Namen Egon-Schiele-Stüberl. Die Räume der ehemaligen Wohnung wären gegen Voranmeldung zu besichtigen.


Der sogenannte Römerturm ist ein vollständig erhaltener Turm des römischen Kastells Commagenis aus dem 4.Jh. Der Turm blieb erhalten, da er anschließend bis ins 13.Jh. in die Stadtmauer einbezogen war und ab dem 15.Jh. als Zeughaus und Salzlager diente.


An der Donaulände wurde zu Beginn des 21.Jh. eine Reihe an Statuen im historistischen Geschmack des 19.Jh. aufgestellt. Hier eine Kopie der bekannten Statue des römischen Kaisers Marc Aurel zur Erinnerung an das hiesige römische Militärlager zwischen den Jahren 75 und 400.


Weiter geht es mit einer Statue Egon Schieles, die vor dem Egon-Schiele-Museum steht. In rückwärtsgewandter Ästhetik wird sie dem Werk des Künstlers nicht gerecht.


Der Höhepunkt des Tullner History-Disneylands bildet eine Figurengruppe, die eine Passage des Nibelungenlieds thematisiert, in welchem Tulln vorkommt, der Begegnung von Kriemhild (links) und Etzel (rechts). Erinnert an das Gepräge eines imaginierten Mittelalters am Budapester Heldenplatz.


Tullner Donaulände


Das ehemalige barocke Minoritenkloster, in dem sich heute das Rathaus befindet.


Der Hauptplatz.


Beim Abriß eines Zubaus kam im Jahr 2002 an diesem Haus in der heutigen Fischergasse im ehemaligen jüdischen Viertel diese mittelalterliche Wand mit zwei zugemauerten gotischen Fenstern zutage. Aufgrund Lage und Bausubstanz ist anzunehmen, daß dieses Haus die Synagoge der 1267 erstmals erwähnten mittelalterlichen jüdischen Gemeinde Tullns war. Nach Pogrom und Vertreibung der Jüdinnen und Juden aus Österreich auf Veranlaßung des Herzogs Albrecht V. 1420/21 befand sich hier jahrhundertelang ein Gerichts- und Gefängnisgebäude und von den 1950er bis in die 1990er Jahre die Schiffahrtbehörde.


In diesem Haus befand sich von 1859 bis 1938 die Synagoge der seit der zweiten Hälfte des 19.Jh. wieder etablierten jüdischen Gemeinde. Von den 92 1938 in Tulln lebenden Jüdinnen und Juden konnten 35 erfolgreich fliehen, 36 wurden ermordet, zwei begangen aus Verzweiflung Selbstmord und 19 überlebten den Holocaust (Zahlen nach Peter Schwarz).

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