Dienstag, 31. Januar 2012

Lissabon

29./30.1.2012

Ein zweitägiger Abstecher führte von der derzeitigen Residenz an der Algarve in die portugiesische Hauptstadt, in der etwa 540.000 Menschen leben.

Blick auf Lissabon von der großen Hängebrücke Ponte 25 de Abril, die zwei Kilometer breit den Fluß Tejo überspannt.


Der Torre de Belém im westlichen Stadtteil Belém. Der Turm wurde 1515 bis 1521 als Festungsturm zur Überwachung der Einfahrt vom Atlantik über die Tejo-Mündung nach Lissabon erbaut. Die reichhaltigen Ornamente (manuelinischer Stil) drücken Macht und Reichtum der portugiesischen Könige zur Entdeckerzeit aus. Das baugleiche Gegenstück am gegenüberliegenden Ufer wurde 1755 im großen Erdbeben von Lissabon zerstört.


Das Entdeckerdenkmal (Monumento aos Descobrimentos) aus dem Jahr 1960 zeugt vom nationalistischen Pathos der eineinhalb Jahrzehnte später in der Nelkenrevolution 1974 gestürzten Salazar-Diktatur.


Hinter dem Regenbogen im Brunnen erhebt sich das Mosteiro dos Jerónimos (Hieronymus-Kloster). 1502 wurde mit dem Bau der großen Anlage begonnen, der sieben Jahrzehnte dauerte.


Das Südportal der Klosterkirche des Mosteiro dos Jerónimos ist wie der ganze Bau ein Hauptwerk der Manuelinik, einem von detailverliebtem Dekor und reichhaltigen Ornamenten gekennzeichneten portugiesischen Baustil zwischen Spätgotik und Renaissance.


Das große Erdbeben von Lissabon im Jahr 1755 tötete 60.000 Menschen und zerstörte die Stadt großteils (dem Erdbeben folgte eine Flutwelle und ein großer Flächenbrand der Stadt, mehr an Katastrophenhölle geht nicht). Anstelle des damaligen Königspalasts am Flußufer, von dem nichts übrig blieb, wurde beim planmäßigen Wiederaufbau der Stadt ein Entrée vom Fluß aus errichtet. Vom Wasser führt eine Marmortreppe zu einem großen, arkadengesäumten Platz, der den Weg in die Stadt eröffnet. Da der Platz als Handelszentrum gedacht war, trägt er den Namen Praça do Comércio.



Der Wiederaufbau des 1755 zerstörten Stadtviertels Baixa am Tejo erfolgte am Reißbrett. Die Straßen wurde schnurgerade im Schachbrettmuster angelegt, die Häuser einheitlich aus genormtem Baumaterial errichtet. Groß ist der Kontrast zur verwinkelten Altstadt der Alfama nebenan, die das Erbeben dank felsigen Untergrunds überlebte.


Die Kathedrale von Lissabon (). Die Westfassade des im 12./13.Jh. errichteten Kirchenbaus wurde im Stil normannischer Wehrkirchen von aus der Normandie stammenden Kreuzrittern als Baumeister erbaut. Im Inneren lassen sich sehr schön nebeneinander der ursprünglich romanische Baustil und die nach dem Erbeben von 1344 in gotischem Stil wiederaufgebauten Teile studieren. An dieser Stelle stand bis zur portugiesischen Eroberung der Stadt 1147 die maurische Moschee, die wohl wiederum am Ort einer christlichen Kirche aus dem 6.Jh. lag.


Die Igreja do Carmo aus dem 14.Jh. war einst die größte gotische Kirche der Stadt. Im Erdbeben von 1755 wurde sie zerstört und die Ruine als Mahnmal stehen gelassen.


Der Rossio ist der zentrale Platz Lissabons. Offiziell heißt der Platz Praça Dom Pedro IV. nach dem portugiesischen König Pedro IV. Dieser war 1822−1831 als Pedro I. erster Kaiser des unabhängigen Brasiliens, bevor er nach Portugal zurückkehrte und sich in einem blutigen Bürgerkrieg 1832−1834 als Verfechter einer liberalen, konstitutionellen Monarchie gegen seinen absolutistisch herrschenden jüngeren Bruder Miguel durchsetzte, um dann die Krone an seine Tochter zu übergeben, die 1828 von Miguel als Thronfolgerin abgesetzt worden war.


Straßenszene in Lissabon


Lissabon ist überaus hügelig. Für den bequemen Weg aus der tief gelegenen Baixa in den höheren Bairro alto wurde 1902 ein spektakulärer Lift, der Elevador da Santa Justa, eröffnet.


Der Aufstieg auf den Burgberg ist etwas mühselig, aber die Aussicht über die Stadt lohnt es.


Das Castelo de São Jorge oberhalb von Lissabon war schon zu maurischer Zeit der Kern der Stadt. Auch bereits die Römer hatten hier ihr Kastell errichtet. Nach der portugiesischen Eroberung zogen hier 1174 die Könige ein, bis 1506 Manuel I. in den neuen Palast am Flußufer zog, der 1755 zerstört wurde. Vieles von der Burg wurde beim Erdbeben ebenfalls zerstört. Der schöne Anblick, der sich heute bietet und Alter vorschützt, stammt hauptsächlich von dem Wiederaufbau der 1930er Jahre. Leider ist per Augenschein nicht festzustellen, aus welcher Zeit die einzelnen Teile stammen.


Burgbewohner


An Fußballkulturellem wurden in Lissabon Spiele von Belenenses und Sporting besucht sowie das Stadion von Benfica und das Nationalstadion besichtigt.

2 Kommentare:

  1. Ich hab den Blog zufällig vor etwa drei Wochen entdeckt und fühl mich hier sehr wohl (inzwischen hab ich ihn per RSS abonniert): die Fotos, die Beschreibungen und vor allem die historischen Hintergründe. Sehr schön!

    lg, Andreas

    PS: ich führ selbst ein ähnliches Reisetagebuch, leider erst seit 2 Jahren und mit wesentlich weniger Einträgen:
    sandwirt.blogspot.com

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