7.8.2011
Bevor am Abend, rechtzeitig zum Fußballspiel, Wind und Regen aufkamen, wurde am sonnigen Nachmittag in Bratislava ein kleines Kulturprogramm absolviert. Nachdem beim jüngsten Besuch hier bereits einiges besichtigt wurde, stand nunmehr hauptsächlich eine geschichtspolitisch-erinnerungskulturelle Erkundung am Programm.
Auf einem Hügel hoch über die Stadt und aus dieser an vielen Stellen gut sichtbar steht das zwischen 1957 und 1960 errichtete Kriegerdenkmal Slavín. Es erinnert an die Befreiung Bratislavas und anderer slowakischer Städte durch die sowjetische Armee im April 1945. Die Gedenkstätte liegt inmitten eines Soldatenfriedhofs damals getöteter sowjetischer Soldaten. 6.850 Menschen sind hier begraben.
Aufgrund seiner prominenten Platzierung über die Stadt war das Denkmal auch umstrittener Reibepunkt, da es nicht nur als Gedenkstätte der Befreiung vom Faschismus, sondern auch als Symbol der folgenden kommunistischen Herrschaft gesehen wurde.
Blick vom Slavín auf die Burg und die Neue Brücke (Nový most).
Aussicht vom Slavín über die Stadt.
Wunderbar pittoresk ist das Betreten der Altstadt über das Michaelertor. Hier von außen in die Michalská ulica (Michaelergasse, ungar. Mihály-utca).
Das Alte Rathaus (Stará radnica, ungar. Régi városháza) am Hauptplatz (Hlavné námestie), ein vom 13. bis ins 19. Jh. immer wieder um- und ausgebautes Ensemble von ursprünglich mehreren Häusern. Heute beherbergt es das Museum der Stadtgeschichte (Múzea dejín mesta).
Im Innenhof des Alten Rathauses, das wie das Museum frisch renoviert und erneuert ist.
Im Museumsbesuch inkludiert ist der Aufstieg auf den Turm des Alten Rathauses. Von hier oben hat man eine schöne Aussicht über die Stadt. Hier der Blick auf den Hauptplatz, dahinter ist links die Neue Brücke und rechts der Turm des Martinsdoms und die Burg zu sehen. In den Räumen des Turms, die man beim Aufstieg passiert, finden sich Bilder, Karten und Pläne zur Geschichte der Stadt und des Turms.
Ebenso sehenswert wie die Ausstellung des Museums sind die Räumlichkeiten. Hier einer der frisch renovierten Prunkräume aus dem 18. Jahrhundert.
Das Ineinandergreifen der Gebäude aus mehreren Epochen wird besonders deutlich, wenn unmittelbar daneben die Ladislauskapelle aus dem 15. Jahrhundert liegt.
Die Ausstellung des Museum der Stadtgeschichte selbst bringt etwas zur Geschichte der Stadtregierung und von Preßburg/Pozsony/Prešporok als ungarische Krönungsstadt. Besonders sehenswert aber vor allem sind die Exponate zur Alltagsgeschichte der Menschen im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert, wobei hierbei vor allem Stücke aus der Welt des wohlhabenden Bürgertums gezeigt werden. Hier Fahrräder des Vereins der Cyclisten samt Vereinsfahne aus dem Jahr 1895.
Den großen Brüchen des 20. Jahrhunderts, die aus der einst multiethnischen Stadt eine heute praktisch ausschließlich slowakische Stadt machten, wird ausgewichen. Der Zeitraum der Ausstellung endet in den 1930er Jahren. Gerade angesichts der Renovierungsarbeiten hätte man über den Schatten springen können und sich zu einer kritischen Präsentation des 20. Jahrhunderts aufraffen sollen.
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