Dienstag, 7. April 2015

Oberwart

6.4.2015

Im burgenländischen Oberwart (ungarisch Felsőőr, kroatisch Borta, romani Erba) wurde ein Fußballspiel besucht. Rund 7.200 Menschen leben hier.

1995 ermordete der rechtsextreme Terrorist Franz Fuchs hier mit einer Sprengfalle vier Roma. Ein künstlerisch gestaltetes Denkmal erinnert an die Bombenopfer.


Vor der Enthüllung des Denkmals im Jahr 1998 erinnerte nur die von den Angehörigen der Toten aufgestellte schlichte Gedenkstätte an das Attentat.


Straßenszene in Oberwart. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das seit Jahrhunderten zu Ungarn gehörende Deutschwestungarn 1921 als neuntes Bundesland Burgenland an Österreich angegliedert. Die österreichische Besitznahme versuchten ungarische Kämpfer gewaltsam zu verhindern. Eines ihrer oprs hatte in Oberwart seinen Kommandositz. Als die österreichische Gendarmerie am 28. August 1921 in elf Kolonnen in das Burgenland einrückte wurden zwei Kolonnen vor Oberwart (vor Pinkafeld und vor Markt Allhau) von ihnen beschossen und zur Umkehr gezwungen. Es gab Verletzte auf beiden Seiten und zwei tote Ungarn. Am nächsten Tag gab es ein weiteres Gefecht am Ortseingang von Oberwart, auf ungarischer Seite unter dem Kommando des Grafen Thomas Erdődy aus Rotenturm, nach dem sich die österreichischen Gendarmen mit einem Schwerverwundeten erneut zurückziehen mussten. Nachdem der ungarische Staat sich auf internationalem Druck zur Übergabe an Österreich verpflichten musste, konnte erst das von 25. bis 30. November einrückende Bundesheer das Burgenland tatsächlich in österreichischen Besitz nehmen.


Rathaus


Bezirksgericht


Schon vor der NS-Machtübernahme vom 12. auf den 13. März gab es hier am 27. Februar 1938 eine große Nazi-Demonstration mit 7.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Am 11. März gab es eine noch größere Demonstration von 14.000 Nazis aus Oberwart und Umgebung. Während des Zweiten Welkriegs bildete sich eine Widerstandszelle im Bezirk, der auch einige Oberwarter angehörten. Nachdem diese verraten worden war, wurden die beiden Oberwarter Widerstandskämpfer Alexander Heigl und Joseph Seper zum Tode verurteilt und 1943 in Wien hingerichtet. Ei Denkmal im Park vor dem Kriegerdenkmal erinnert u.a. an sie. Inschrift: Zum Gedenken an die Oberwarter Opfer des Nationalsozialismus: Die Juden, die Zigeuner und die politisch Verfolgten, besonders die Hingerichteten: Alexander Heigl *30.10.1899 †16.3.1943, Josef Seper *28.4.1907 †28.1.1943


Die evangelische Pfarrkirche A.B. wurde von 1812 bis 1815 errichtet.


Die 1773 eingeweihte Reformierte Kirche (H.B.) in Oberwart im Burgenland ist das älteste durchgehend als solches genützte protestantische Kirchgebäude im heutigen Österreich. 59% der Oberwarter Bevölkerung sind katholisch und 33% protestantisch, die auf Grund der ungarischen Vergangenheit der Stadt bzw. der noch heute bestehenden Sprachsituation überwiegend der Evangelischen Kirche Helvetischen Bekenntnisses (reformierte Kirche) angehören.


Die katholische Pfarrkirche ist ein im Kern romanischer Bau. Der Turm wurde 1656 ausgebaut und um 1800 wurde ihm ein Obergeschoss sowie der Zwiebelhelm aufgesetzt.


Die ehemalige Synagoge. Die neologische Synagoge wurde 1904 errichtet. Der Besitz der Kultusgemeindet wurde 1938 an die Stadtgemeinde enteignet. Die Synagoge wurde zum Feuerwehrhaus umgebaut. In den 1990er Jahren wurde die Fassade nach historischem Vorbild restauriert und die ehemalige Synagoge als Musikschule nunmehr einem kulturellen Zweck zugeführt.


Am ehemaligen Synagogengebäude erinnert eine Gedenktafel an die jüdische Geschichte. In den Tagen nach der NS-Machtübernahme im März 1938 drangsalierten Oberwarter Nazis die jüdische Bevölkerung, beraubten und attackierten sie. Einige wurden dazu gezwungen, unter Hohngelächter am Oberwarter Hauptplatz die Straße zu waschen. Schließelich wurden sie unter Gewalt dazu gezwungen, auf ihr gesamtes Eigentum zu verzichten und die Stadt zu verlassen. Die meisten Familien retteten sich nach Wien. Diejenigen, denen eine Flucht nicht mehr glückte, wurden im Holocaust ermordet.


Die ehemalige jüdische Schule neben der Synagoge. Heute ist darin ein Berufsinformationszentrum. In den 1820er Jahren waren Jüdinnen und Juden nach Oberwart gezogen, 1868 gründeten sie eine eigene Kultusgemeinde. 1938 lebten hier 200 Jüdinnen und Juden.


Der jüdische Friedhof von Oberwart ist der einzige der erhaltenen jüdischen Friedhöfe im Burgenland, dessen Grabsteine nicht hebräisch beschriftet sind. Die Jüdinnen und Juden lebten in der Innenstadt Oberwarts, es gab kein separates jüdisches Viertel, sie sprachen im Alltag wie die übrige Bevölkerung ungarisch und deutsch. Viele Oberwarter Verein hatten jüdische Mitglieder. Die Integration in die Gesellschaft bewahrte sie 1938 nicht vor der über sie hereinbrechenden Gewalt.


Die Oberwarter Bevölkerung ist heute zu 73% deutschsprachig. Mit 18% zählt sich fast ein Fünftel zur ungarischen Minderheit, weswegen die Ortstafel auch den ungarischen Stadtnamen Felsőőr anführt.

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