Montag, 22. Juli 2013

Svitavy

21.7.2013

Im mährischen Svitavy (deutsch Zwittau) wurde ein Fußballspiel besucht und anschließend noch ein wenig die Stadt besichtigt. Rund 17.300 Menschen leben hier heute.

Der schöne langgezogene Marktplatz in der Altstadt, Náměstí Míru („Friedensplatz“), umgeben mit barocken und klassizistischen Bürgerhäusern.


Als Teil einer Sprachinsel war die Stadt bis nach dem Zweiten Weltkrieg überwiegend deutschsprachig (88% 1930). Davon erzählen noch einige Gebäude wie her ein Haustor unter den Arkaden mit Inschrift „Gäststätte / Josef / Marianne / Bergmann“.


Das Alte Rathaus (Stará radnice) mit Turm. Nach einem Brand wurde es 1781 wiederaufgebaut und diente bis 1933 als Rathaus. Eine Spielerei der Orientverliebtheit des 18./19.Jh. ist ein türkischer Halbmond mit Stern an der Turmspitze.




Das Ottendorfer-Haus Ottendorferův dům) wurde 1892 als Bibliotheksgebäude eröffnet. Es wurde von Valentin Oswald Ottendorfer gestiftet, der als Revolutionär der Revolution von 1848 Österreich verlassen mußte, in den USA dann heimisch und als Verleger nach Heirat reich wurde. In seiner Heimatstadt war er danach als sozialer Wohltäter aktiv. Mit seinem Geld wurden ein Spital, ein Armenhaus, ein Waisenhaus und eben die Bibliothek errichtet. Sie verlor nach der Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung ihre Funktion. Das Haus fungierte in der kommunistischen Tschechoslowakei als Kulturhaus, seit 2008 ist hier ein Esperanto-Verein untergebracht.



Die historistische Villa Langer (Langerová vila) wurde 1892 erbaut und gehörte einer der reichsten Familien Svitavys. Nach finanziellen Krisen wurde das Haus 1933 vermietet und 1942 an die Stadt verkauft, die es seither als Rathaus nutzt.


Das 1994 aufgestellte Denkmal für den hier geborenen Oskar Schindler. In seiner Heimatstadt war er bis 1938 ein aktiver Nazi. Nach Kriegsbeginn reüssierte er im besetzten Polen als Kriegsgewinnler. Er erlebte allerdings einen Wandlungsprozess und rettete in Krakau 1.200 Menschen das Leben, die sonst als Jüdinnen und Juden ermordet worden wären.



Der jüdische Friedhof wurde 1892 eröffnet, damals samt einer Leichenhalle und umgeben von einer Mauer. Unter der Naziherrschaft wurden die mehr als 160 hier lebenden Jüdinnen und Juden Opfer des Holocausts. Die Bauwerke des Friedhofs wurden abgerissen, die Grabstätte verwüstet und verfiel auch nach 1945. Heute sind nur mehr wenige Grabsteine, zumeist die Sockel, erhalten. 2001 und 2002 wurde der Friedhof renoviert und 2003 ein Denkmal an die in den KZs ermordeten Menschen aufgestellt.



Grabstein einer 1900 verstorbenen Frau Julie Spitz.

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