Freitag, 23. November 2012

Trondheim

21./22.11.2012

Ende November ist eine nicht unbedingt empfohlene Reisezeit nach Mittelnorwegen. Doch zum Rapidspiel muß man auch zu dieser Zeit hierher. Statt Eis und Schnee gab es allerdings Plusgrade, was Aufenthalt und Besichtigung der Stadt leichter machten. Mit Tageslicht wird leider zu dieser Jahreszeit dennoch gespart, die Sonne ging ab 9 Uhr auf und ab 15 Uhr schon wieder unter. Für wirklich kurze Zeit gab es einmal an diesen zwei Tagen sogar Sonnenstrahlen.

Blick auf Trondheim aus der Luft. Die Stadt liegt im Mündungsgebiet des Flusses Nidelva in die Nordsee


Nicht sattsehen kann man sich hier an den typisch skandinavischen Holzhäusern



Natürlich ebenfalls aus Holz ist die der Rokokopalast Stiftsgården aus dem 18.Jh., welcher der norwegischen Königsfamilie bei Aufenthalten in Trondheim als Residenz dient. Es ist das größte Holzgebäude Skandinaviens.


Am Hauptplatz Torget steht seit 1920 eine 17 Meter hohe Säule, deren Figur den Stadtgründer Olav Tryggvason (Olav I.) darstellt. Der Platz mitsamt den breiten Straßen, die auf ihn zuführen, wurde nach dem verheerenden Stadtbrand von 1681 (wir erinnern uns an die Holzhäuser!) errichtet.
Die Stadt wurde 997 als Nidaros gegründet. Unter dem halben Jahrtausend dänischer Herrschaft über Norwegen erhielt die Stadt den dänischen Namen Trondhjem. Im seit 1905 unabhängigen Norwegen sollte die Stadt 1930 ihren mittelalterlichen Namen wiedererhalten, dagegen gab es aber Proteste und man einigte sich schließlich auf die norwegisierte Form Trondheim.


Ein weiteres schönes Holzhaus im charakteristischem skandinavischen Rot, das 1635 begründete Waisenhaus.


Hauptsehenswürdigkeit Trondheims ist der Nidarosdom. Die Kirche wurde über dem Grab des in einer Schlacht gegen Anhänger des alten Glaubens getöteten christlichen Königs Olav Haraldsson (Olav II.) errichtet und schnell zum bedeutendsten Wallfahrtsort des europäischen Nordens. Trondheim war auch Königsresidenz und Hauptstadt und wurde damit zu einer blühenden mittelalterlichen Stadt. Die Kirche wurden oftmals umgebaut und vergrößert.


Am beeindruckendsten ist die Westfassade des Doms. Doch sie stammt wie fast alles an der Kathedrale nicht aus dem Mittelalter, sondern aus der Rekonstruktion des 19./20.Jhs. Bei Großbränden 1328, 1432 und 1531 wurde die Kirche schwer beschädigt. Nach 1531 wurde nur mehr ein kleiner Teil wieder instandgesetzt, doch auch dieser brannte 1708 erneut aus. 1719 schlug ein Blitz ein und die im Wiederaufbau begriffene Kirche brannte wieder nieder.


Im angeschlossenen Museum ist eine Gegenüberstellung der Ansichten der Westfassade vor und nach der Rekonstruktion der Kathedrale zu sehen, die 1869 begann und das mittelalterliche Erscheinungsbild wiederbringen sollte. Teils beruhten die Arbeiten auf archäologischen Erkenntnissen, aber großteils wurde spekulativ gebaut. Gebaut wurde ein Dom, der mittelalterlich aussehen sollte. Historisch wertvolle Teile aus dem 16., 17. und frühen 18.Jh. wurden daher entfernt.


76 große neue Statuen wurden geschaffen und unzählige weitere kleinere und größere Skulpturen. 1930 wurde der Neubau eingeweiht. Aber erst 2001 (!) wurde der Bau offiziell beendet.


Im Inneren ist der Nidarosdom wenig beeindruckend. Kein Vergleich etwa mit dem Kölner Dom, der ebenfalls im wesentlichen im 19.Jh. errichtet wurde, aber aufgrund mittelalterlicher Pläne.


Neben dem Dom liegt der ehemalige Erzbischöfliche Palast (Erkebispegården). Die ältesten Teile des Komplexes stammen aus dem 12.Jh. und machen ihn zum ältesten aus Stein errichteten Profanbau Norwegens. Nach der Reformation gab es keine Erzbischöfe mehr und hier residierte dann der dänische Statthalter.


Das Museum im Erkebispegården zeigt mittelalterliche Steinskulpturen und archäologische Funde. Weniger interessant sind die in einem anderen Trakt untergebrachten Königspretiosen und Kronjuwelen.



Die 1861 in neugotischem Stil errichtete Holzbrücke Gamle Bybrua. Sie verbindet die Halbinsel mit der Innenstadt mit dem Ostufer des Flusses Nidelva.


Hier befindet sich die nördlichste Synagoge der Welt. Sie wurde 1925 in diesem Haus eingeweiht, das 1864 als erster Bahnhof Trondheims errichtet worden war. Es ist hier auch ein Jüdisches Museum, das (wie andere Einrichtungen Trondheims auch) aber nur in der warmen und hellen Jahreszeit geöffnet hat.


Am jüdischen Teil des Friedhofs in Lademoen wurde ein Denkmal für die unter der deutschen Besatzung von 1940 bis 1945 deportierten und ermordeten Jüdinnen und Juden Mittelnorwegens errichtet. 764 norwegische Jüdinnen und Juden wurden von den Nazis umgebracht, rund 900 konnten über die schwedische Grenze fliehen. Höhepunkt der Verfolgung in Trondheim war die Zeit des Ausnahmezustands im Oktober 1942, der von der deutschen Besatzungsmacht nach Aktivitäten der norwegischen Widerstandsbewegung verhängt wurde. Deutsche Soldaten verhafteten in dieser Zeit viele Menschen und brachten insgesamt 34 in den Straßen und Häusern Trondheims um.


Die alten Speicherhäuser der Werften und Hafenanlagen von Bryggene am Flußufer aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Heute sind hier zumeist Büros, Lokale und Wohnungen.



Über der Stadt liegt die Kristiansten festning. Sie wurde 1685 fertiggestellt und diente dazu, Trondheim nach Osten hin gegen Schweden zu verteidigen. 1718 wurden Stadt und Festung von einer schwedischen Armee belagert, doch nachdem Norwegen 1814 von Dänemark an Schweden kam, verlor die Anlage ihre militärische Bedeutung und wurde 1816 aufgelassen.


Während der deutschen Besatzung Norwegens wurden hier norwegische Widerstandskämpfer hingerichtet. Nach der Befreiung 1945 wurden dann Kriegsverbrecher und norwegische Kollaborateure wie der Gestapo-Agent Henry Rinnan hingerichtet.


Sehr schön ist der Blick von hier oben über Stadt und Fluß


Ein Kuriosum ist der Fahrradlift, der den steilen Weg von der Stadt zur Festung hinauf für Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer ein Stück erleichtern soll

Montag, 19. November 2012

Prag bei Nacht

18.11.2012

Nach dem abendlichen Fußballspiel wurde ein wenig durch die Altstädter Seite der Prager Innenstadt spaziert. Es war erneut eine Freude. Ich muß definitiv öfter hierherkommen.

Der Altstädter Ring (Staroměstské náměstí) ist immer wieder ein herrlicher Anblick.


Blick auf die Türme der Teynkirche (Týnský chrám) hinter der Häuserfront am Altstädter Ring


Blick auf die barocke St.-Niklas-Kirche (Kostel sv. Mikuláše)


Turm des Altstädter Rathauses (Staroměstská radnice) mit der astronomischen Uhr


Der Kleine Ring (Malé náměstí) nebenan.


Blick auf die Prager Burg (Pražský hrad) am Hradschin


Altstädter Brückenturm der Karlsbrücke (Karlův most)


Wenn man die Karlsbrücke nur tagsüber und überfüllt mit Menschen kennt, bietet sie am Abend einen durchaus ungewohnten Anblick der Leere.



Montag, 12. November 2012

Düsseldorf

10.11.2012

Nach zwei Tagen in Köln wurden im nahen Düsseldorf vormittags und nachmittags zwei Fußballspiele besucht. Anschließend stand am Abend noch ein kurzer Rundgang durch die Altstadt Düsseldorfs an.

Die Königsallee ist eine Anfang des 19.Jh. geschaffene Prachtstraße und heute eine Einkaufsstraße. Geprägt wird sie von Kastanienbäumen, die den Wasserlauf des einstigen Stadtgrabens säumen. Daher hieß sie auch bis 1851 Kastanienallee. Doch als hier der nach der blutigen Niederschlagung der Revolution und Freiheitsbestrebungen von 1848 unbeliebte preußische König Friedrich Wilhelm IV. 1851 in offener Kutsche entlang fuhr, wurde er von der Bevölkerung mit Pferdemist beworfen. Die entsetzte Düsseldorfer Stadtregierung versuchte mit der Umbenennung den König wieder zu besänftigen.


Das nach einem früheren Oberbürgermeister benannte Wilhelm-Marx-Haus wurde 1924 als mit 56 Metern höchstes Bürohochhaus seiner Zeit errichtet.


Straßenszene in der Düsseldorfer Altstadt.


Rathausplatz mit dem Denkmal für den Kurfürsten Johann Wilhelm II., genannt Jan Wellem, unter dessen Herrschaft Düsseldorf im 17.Jh. einen Aufschwung nahm, sowie im Hintergrund der Ziegelbau des Rathauses. Das Rathaus stammte aus dem 16.Jh. und wurde im 18.Jh. umgestaltet. Im Zweiten Weltkrieg wurde es zerstört und zwischen 1958 und 1961 wiederaufgebaut.


Am Burgplatz steht der Schloßturm als letzter Rest des 1872 abgebrannten und nicht mehr wiedererrichteten einstigen großen Schlosses der Kurfürsten von Berg. Links führt die Spanische Treppe hinab zum Rhein.


Die St. Lambertuskirche, die älteste Kirche Düsseldorfs. Die heutige Gestalt stammt aus dem Jahr 1394.


Römisch-Germanisches Museum, Köln

Köln, 9.11.2012

Nach Absolvierung eines Stadtrundgangs durch Köln wurde das Römisch-Germanische Museum direkt neben dem Dom besucht.


Anlaß für die Errichtung des 1974 eröffneten Museums bot das 1941 beim Bau eines Luftschutzbunkers hier an dieser Stelle entdeckte Dionysos-Mosaik. Das 75 m² große römische Fußbodenmosaik aus dem 3. Jh. u.Z. bedeckte einst den Boden eines Speisesaals und zeigt 32 Szenen um den stets betrunkenen Gott Dionysos.


Zweites Prunkstück des Museums ist das 15 Meter hohe Poblicius-Grabmal, ein Musterbeispiel für ein prunkvolles Grabdenkmal einer reichen römischen Familie aus dem 1. Jh. u.Z.


Die Anlage des Museums im einstigen Luftschutzkeller Dombunker.


antike Löwenstatue


Zahlreich werden antike Artefakte aus römischer Zeit ausgestellt, besonders viele Grabdenkmäler, die in und um Köln gefunden wurden.



Auch ein Blick in den Alltag wird geboten, etwa durch viel Geschirr.


Sehr interessant sind die aus dem römischen Nordafrika stammenden Kopfgefäße.


Das 1844 entdeckte Philosophenmosaik zeigt Portraits verschiedener antiker Philosophen.

Köln

8./9.11.2012

An zwei Tagen wurde die rheinische Millionenstadt Köln im Westen Deutschlands besichtigt. Die Abende wurden jeweils mit Fußballspielen in Leverkusen sowie eben Köln beschlossen.

Das Wahrzeichen Kölns ist sein großer Dom. Mit dem Bau der gotischen Kathedrale wurde zwar bereits 1248 begonnen, 1322 der Chor (Altarraum) fertiggestellt und 1350 mit der hier zu sehenden Westfassade und den Seitenwänden begonnen, doch die Bauarbeiten kamen aus diversen Gründen immer mehr ins Stocken. Ab 1530 wurde nicht mehr gebaut und 1560 die Bauarbeiten endgültig eingestellt. Über Jahrhunderte stand nun mitten in der Stadt eine halbfertige Bauruine, die von einem Kran überragt wird. Zu Beginn des 19. Jh. wurde der originale mittelalterliche Bauplan wiedergefunden und nachdem das Rheinland unter preußische Herrschaft gekommen war, wurde der Dom zwischen 1842 und 1880 fertiggestellt, zur höheren Ehre der preußischen Könige und als nationales Prestigeprojekt der deutschen Einigung unter ihrer Vorherrschaft.


Der Innenraum des Doms ist schmal, aber sehr hoch und wird von seinen zahlreichen Fenstern geprägt (mehr Fenster- als Bodenfläche!). Eine beeindruckende gotische Kathedrale.


Bereits 1322 wurde nach Einweihung des Chors das größte Heiligtum hier aufgestellt, der goldene Sarkophag mit den angeblichen Gebeinen der Heiligen drei Könige. Die Reliquien wurden 1164 aus Mailand nach Köln gebracht. Mailand war unter Kaiser Friedrich I. erobert worden und wurde so weiter gedemütigt. Denn nun wurde Köln zum bedeutenden Wallfahrtsort, was enormen wirtschaftlichen Aufschwung brachte und Köln zur größten deutschen Stadt des Mittelalters wachsen ließ. Der Schrein wurde von Nikolaus von Verdun geschaffen, von dem auch der Verduner Altar in Klosterneuburg stammt.


Vor dem Dom steht zur Erinnerung an die römische Vergangenheit der Stadt Köln, der römischen Colonia Claudia Ara Agrippinensium, der rechte Fußgängerdurchgang des Nordtors der römischen Stadtmauer. Das ganze Stadttor war 15 Meter breit, sein Hauptbogen ist im Römisch-Germanischen Museum neben dem Dom zu sehen,


St. Gereon: An einem spätantiken Friedhof vor den Toren der Stadt wurde im 4.Jh. ein ovaler Kirchenbau erichtet, an den sich eine Apsis und eine Vorhalle anschlossen. Im 13.Jh. wurde über dem antiken Oval ein spätromanischer Dekagon, ein Zehneckbau, mit einer großen Kuppel in 35 Meter Höhe erbaut.



Der sogenannte Römerturm (ca. 50 u.Z.) markierte als Teil der römischen Stadtmauer die Nordwestecke der antiken Stadt. Der Turm blieb über die Jahrhunderte erhalten, weil er dem Klarenkloster, das sich nebenan vom Mittelalter bis in die neuzeitliche Säkularisation befand, als Latrine diente. Geruchsbelästigung durch diese jahrhundertelange Nutzung des Gemäuers gibt es heute keine mehr.


Die Eigelsteintorburg, ein erhaltenes Stadttor der mittelalterlichen Stadtmauer aus dem 12.Jh.


Panorama von Köln am Rhein (vom Deutzer Rheinufer aus)


Blick auf die Altstadt von der Deutzer Rheinbrücke


am Fischmarkt, ein Altstadtplatz überragt vom mächtigen Turm der romanischen Kirche Groß St. Martin aus dem 12. Jh.


Bereits um 1135 ist an dieser Stelle neben dem historischen jüdischen Viertel und neben dem ehemaligen antiken Statthalterpalast das erste Rathaus im deutschen Reich belegt. Im 14.Jh. entstand ein gotisches Rathaus, optisch bestimmt vom zwischen 1407 und 1414 erbauten Ratsturm.


Der Ratsturm wurde von den Zünften der Stadt als Zeichen ihrer errungenen Freiheitsrechte gegenüber den Patrizierfamilien errichtet. Geschmückt ist er mit 124 Figuren aus der Kölner Geschichte. Bei der Zerstörung der Kölner Altstadt im Zweiten Weltkrieg blieb sowohl vom Rathaus als auch vom Turm sehr wenig übrig (der hellere Teil der Außenwände). In der Nachkriegszeit wurde der Turm wiederaufgebaut und mit neuen Figuren versehen. So stehen hier heute u.a. auch Karl Marx und Konrad Adenauer.


Rathauslaube aus der Renaissance (zwischen 1569 und 1573 erbaut).


Diese Tafeln verdeutlichen das Ausmaß der Zerstörung Kölns bis 1945. Beim Neubau des Rathauskomplexes wurden in den Bombenruinen 1953 überraschend die Überreste des antiken Praetoriums, des Palasts des römischen Statthalters, entdeckt. Sie sind heute unterirdisch in einem Museum zu sehen.


Das Praetorium wurde nach der fränkischen Eroberung und Zerstörung der Stadt 355/356 neu gebaut und diente Königen als Herrschaftssitz. Um 780/790 wurde es von einem Erdbeben zerstört.



Der Heinzelmännchenbrunnen aus dem Jahr 1899 stellt das Märchen von den Wichten dar, die für die Kölner Handwerker in der Nacht die Arbeit erledigten, bis sie von einer skeptischen Frau (in der Mitte mit Laterne) entdeckt wurden.



Einen großartigen Blick über Köln bietet das Panorama vom Hochhaus Köln Triangle.


Blick auf den Dom (1880) und die zeitgleichlich mit seiner Fertigstellung (bis 1880) errichteten Verkehrsbauten Hohernzollernbrücke (Dombrücke 1859, Neubau 1911) und Hauptbahnhof (1859). Der Ort war als Symbiose von alt und neu bewußt gewählt.


Blick über die Altstadt


Die Geländer des Fußgängerwegs der Hohenzollernbrücke sind übervoll mit Tonnen von Vorhängeschlössern von Verliebten. Köln dürfte die Welthauptstadt dieses Brauchs sein.



In den 1980er Jahren wurde unweit des Doms am Rheinufer unterirdisch der große Konzertsaal der Kölner Philharmonie errichtet. Man dachte aber nicht an den nötigen Schallschutz für den Saal unterhalb des Platzes, sodaß dessen Betreten bei Proben und Aufführungen verboten ist, da man die Schritte auf dem Pflaster verstärkt im Konzertsaal hört. Eine bauliche Nachbesserung scheiterte nicht nur an den Kosten, sondern auch an der Gebäudestatik.