Freitag, 26. November 2010

spw 180



spw
Heft 180 (5/2010)
Oktober 2010
67 S.







Der Partei, die das Land in Minderheitenregierungen über Jahrzehnte regiert hat, fällt es sichtlich schwer, mit dem Machtverlust so umzugehen, dass daraus positive Energie und neue Antworten und − ja, auch − eine unterscheidbare Gesellschaftsvorstellung entstehen würden. schreibt Christian Kellermann in einem interessanten Artikel über die schwedische Sozialdemokratie nach der zweiten Wahlniederlage, vor weiteren vier Jahren in der Opposition. Kommt bekannt vor. Die eigene Sprachlosigkeit überwinden muss der erste Schritt zur Rückgewinnung von ,Tolkningsföreträde sein − das heißt Deutungshoheit auf Schwedisch. schreibt Kellermann.

Der Schwerpunkt des Hefts widmet sich dem Thema Wirtschaftdemokratie, das in linken Debatte seit der Finanzkrise Aufschwung erlebt. Zum Verhältnis von Demokratie und Wirtschaft gibt es Konzeptives, aber auch Konkretes wie zur Wiederaufnahme der Diskussion um eine Wirtschaftsregierung in der EU oder zur Unternehmensform der Genossenschaft.

Montag, 22. November 2010

Hradec Králové

21.11.2010

In die nordostböhmische Stadt Hradec Králové, Geschichtskundigen unter ihrem deutschen Namen Königgrätz bekannt, führte der Besuch eines tschechischen Fußballspiels. 94.000 Menschen leben hier heute.
In der Nähe von Königgrätz fand 1866 die entscheidende Schlacht des preußisch-österreichischen Kriegs statt. 9.000 Menschen wurden für Kaiser, König, Gott und Vaterland massakriert.

Der dreieckige Masarykplatz (Masarykovo náměstí), Zeichen der modernen Stadt in der Nové město (Neustadt). Blick auf das monumentale Gebäude des hier öfters anzutreffenden Architekten Josef Gočár aus dem Jahr 1922


Das Ostböhmische Museum (Muzeum východních Čech) am Ufer der Elbe. 1909 bis 1912 errichtet ist es ein architektonisches Symbol der tschechischen Moderne. Die Figuren beiderseits des Eingangs zeigen den Einfluß des Jugendstils.


Am Hauptplatz, dem Velké náměstí ein charakteristisches Ensemble von Türmen. Im Alter von links nach rechts absteigend. Links die gotische Hl.Geist-Kathedrale (Katedrála Svatého Ducha), ein Ziegelbau aus dem 14.Jh.. In der Mitte der 1589 vollendete Glockenturm der Stadt, ein Renaissancebau, der aufgrund seines Baumaterials Weißer Turm (Bílá věž) heißt. Rechts das historische Rathaus.


Ansichten der Bürgerhäuser am Velké náměstí aus Renaissance und Barock. Rund um den Platz haben viele Häuser Arkaden.



1780 bis 1789 wurde die auf einer Anhöhe befindliche Altstadt (Staré město) zur Festung ausgebaut. Nachdem diese nicht zuletzt nach der habsburgischen Niederlage gegen Preußen 1866 militärisch sinnlos geworden war, wurden die Festungsbauten aber um 1890 wieder geschleift. Heute ist der Mauerring noch an einigen Stellen gut erkennbar.


Die ehemalige Synagoge, die 1905 im Jugendstil mit orientalischen Elementen erbaut wurde. Heute als befindet sich hier eine wissenschaftliche Bibliothek.

Freitag, 19. November 2010

Blätter, November 2010



Blätter für deutsche und internationale Politik
Heft 11/2010
128 S.








Der Friedensprozeß im Nahen Osten schädigt den Ruf des Begriffs. schreibt Moshe Zimmermann. Denn dieser Prozeß, das zeigen die dürren Ergebnisse der jüngsten Verhandlungsrunden, scheint nicht nur endlos, sondern auch aussichtslos zu sein − zum Ziel, also zum Frieden, wird aller Wahrscheinlichkeit nach auch diesmal nicht führen. Man redet ständig vom Auf und Ab dieses Prozesses, doch seit Langem steht fest: Man läuft im Kreis, im Teufelskreis. Der einzige Ausweg scheint somit über eine Katastrophe zu führen. Der Historiker an der Hebräischen Universität Jerusalems beschreibt die Omnipräsenz von Bedrohung und Angst in der israelischen Gesellschaft und deren Auswirkungen:Man hat Angst vor dem Frieden. Er klingt resignativ.

Dazu gibt es im Heft interessante Berichte über aktuelle politische Entwicklungen in Venezuela und Tadschikistan.

Montag, 15. November 2010

Sopron

13.11.2010

Nach Sopron (deutsch Ödenburg, kroatisch Šopron) führte der Besuch eines Fußballspiels. 55.000 Menschen leben hier in der westungarischen Stadt, die 1921 zur Hauptstadt des Burgenlands geworden wäre, wenn nicht eine (nicht ganz saubere) Volksabstimmung für den Verbleib bei Ungarn entschieden hätte.

In der Innenstadt gibt es einige nette barocke Altstadtgassen, hier die Kolostor utca (Klostergasse).


Fő tér, der Hauptplatz


Blick auf den Feuerturm (Tüztorony) am Fő tér. Der mittelalterliche Stadtturm ist das Wahrzeichen der Stadt. Rechts daneben das Rathaus aus dem Jahr 1896.


An der Stelle der heutigen Altstadt lag in der Antike die römische Siedlung Scarbantia oder Scarabantia. Reste des römischen Forums, das im 2.Jh.u.Z. erbaut wurde, sind hier zu betrachten. Rechts unten ist die römische Stadtmauer zu sehen, die Mauern oberhalb davon bildeten im Mittelalter die Stadtmauer.


Die gotische Alte Synagoge in der Új utca (Neugasse) aus dem Ende des 13.Jh., die nicht an der Straße, sondern im Hinterhof steht, wie damals gefordert. 1526 wurde die rund 400 Jüdinnen und Juden aus der Stadt vertrieben, die Synagoge zerstört und später zum Wohnhaus umgebaut. 1967 wurde das Gebäude als Museum gestaltet.

An die 1868 erbaute und 1944 zerstörte neologische Synagoge in der Templom utca erinnert heute eine Gedenktafel am Haus, das an ihrer Stelle steht. 1.640 Soproner Jüdinnen und Juden wurden in Auschwitz ermordet.

Montag, 8. November 2010

Szombathely

6.11.2010

Die westungarische Stadt Szombathely (deutsch Steinamanger, kroatisch Sambotel) wurde anläßlich eines Fußballspiels besucht. 79.000 Menschen leben hier.

Das 1900 eröffnete Bahnhofsgebäude von Szombathely, ein Jugendstilbau.


Der irische Schriftsteller James Joyce ließ in seinem Roman Ulysses die Hauptfigur Leopold Bloom aus Szombathely stammen. Daran erinnert eine Statue von Joyce an einem Haus am Fő tér, in dem Mitte des 19. Jahrhunderts eine Familie Blum lebte, wie eine Tafel informiert.


Ein sonniger Tag am Fő tér, dem Hauptplatz der Stadt.


Das Rokoko-Ensemble von Bischofspalast links (1783) und Kathedrale (1797) rechts.


Hinter der Kathedrale sind im sogenannten Ruinengarten römische Ruinen zu sehen. Im Jahr 43 u.Z. wurde hier unter dem römischen Kaiser Claudius die Siedlung Colonia Claudia Sabariensium gegründet, die älteste römische Stadtgründung auf dem heutigen ungarischen Staatsgebiet. Sabaria oder auch Savaria wie die Stadt kurz genannt wurde, war ein Verkehrsknotenpunkt an der Bernsteinstraße in der römischen Provinz Pannonien. Leider war der Besuch des Museums aus Zeitgründen nicht möglich.


Das sogenannte Iseum war ein von römischen Legionären im 2.Jh. u.Z. errichtetes Heiligtum für die ägyptische Göttin Isis. Als der Tempelkomplex in den 1950er Jahren ausgegraben wurde, errichtete die Stadt an der Stelle eine Rekonstruktion aus Zementblöcken, was sehr seltsam und kulissenhaft aussieht. Bei meinem Besuch wurde rings um das Gebäude ein Glaspalast errichtet, wohl eine Art Veranstaltungszentrum.


Die 1881 eröffnete ehemalige Synagoge, im Geschmack der Zeit an maurischen Stil angelehnt und mit zwei Türmen versehen. Eine Tafel erinnert an die 4.228 Jüdinnen und Juden der Stadt, die am 4. Juli 1944 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurden. Heute ist das Gebäude eine Konzerthalle.

Donnerstag, 4. November 2010

Datum 11/10



Datum
11/10
98 S.








Von Gerald Drissner gibt es im Heft wieder eine hervorragende Auslandsreportage aus Ägypten. Diesmal über einen Fall von Polizeigewalt in Alexandria und darüber, was dieser erschreckende Mord über Leben in alltäglicher Gewalt sowie über Gesellschaft, Politik und Staat in Ägypten aussagt.

Die paradigmatische, weitgehend bruchlose Nachkriegskarriere des KZ-Arzts Sigbert Ramsauer im Nachkriegsösterreich, hier in Kärnten, erzählen Lisa Rettl und Peter Pirker in ihrem Buch Ich war mit Freuden dabei. Ein Vorabdruck daraus, der nachdenklich stimmt über Gesellschaft, Politik und Staat in Österreich.

Sonst habe ich noch aus dem Heft gelernt, daß Gold wertvoll ist. Man lernt ja wirklich nie aus.