Freitag, 13. Juni 2025
Stainz
13.6.2025
Im weststeirischen Stainz habe ich ein Fußballspiel besucht. 8.800 Menschen leben in der aus 24 Ortschaften bestehenden Marktgemeinde Stainz, wobei es im Ort Stainz selbst 1.800 sind.
Das Schloss Stainz geht auf ein im Jahr 1229 hier gegründetes Stift der Augustiner-Chorherren zurück. Gestiftet (mit Landbesitz zu seiner Finanzierung ausgestattet) wurde das Kloster vom Adeligen Leutold I. von Wildon und mit Mönchen (Chorherren) aus Seckau besiedelt. Der Sage nach habe Leutold hier bei der Jagd irrtümlich ein Kind getötet und daher das Kloster zur Sühne gegründet. Das muss aber nicht stimmen. Die heutige barocke Ansicht stammt aus dem großen Ausbau im 17.Jh., der die damalige finanzielle Macht des Stifts durch bauliche Pracht darstellte. 1785 ließ Kaiser Joseph II. das Stift wie einige andere Klöster staatlich auflösen. Es wurde zu einem Schloss umgestaltet. 1840 kaufte der Habsburger Erzherzog Johann die Herrschaft über Stainz mit dem Schloss. Es ist bis heute in Besitz seiner Nachkommen, die nicht Habsburg sondern Meran heißen. Nach seiner ihm nach langen Jahren des Wartens und Bittens vom Kaiser erlaubten Eheschließung mit einer bürgerlichen Frau, die er als mittelalter Mann als 15-jährige erstmals getroffen hatte, wurde sein Sohn und später auch seine ihn viele Jahrzehnte überlebende Frau vom Kaiser zu Graf bzw. Gräfin von Meran ernannt.
Rathaus von Stainz. Nach der Aufhebung der Grundherrschaft in der Revolution von 1848 und der Gründung der Gemeinden wählten die wahlberechtigten Bürger von Stainz (einige wenige Männer waren das) 1850 den Erzherzog Johann zum Bürgermeister. Dies blieb er bis 1858 und ist damit bis heute der einzige Habsburger, der gewählter Bürgermeister war.
Straßenszenen. Bereits in den 1930er Jahren war Stainz eine Hochburg der Nazis. Bei den letzten freien Gemeinderatswahlen der Steiermark in der Ersten Republik wurde 1932 bereits die NSDAP in den Gemeinderat gewählt und stellte mit einem Richter des Bezirksgerichts Stainz einen Gemeinderat. Im Frühjahr 1934 überfielen hier Nazis den Stainzer Gendarmerieposten und erschossen Gendarmen. Bei ihrem Juliputsch 1934 besetzten die Nazis Stainz und Umgebung in ihrem Aufstand gegen die sich gerade erst durch blutige Ausschaltung der Sozialdemokratie im Februar 1934 etablierte austrofaschistische Diktatur. Beim Sturm des Gendarmeriepostens töteten die Nazis den Gendarmerie-Postenkommandanten und ein Mitglied der austrofaschistischen Heimwehr, wobei im Kampf auch ein Nazi starb. Nach der militärischen Niederschlagung des Putsches durch Bundesheer und Heimwehr wurden 117 Stainzer Nazis wegen Beteiligung am Putsch verhaftet, wobei eine unbekannte weitere Anzahl an Putschteilnehmern bereits geflüchtet war.
1892 bis 1951 (Personenverkehr) bzw. 1980 (Güterverkehr) fuhren regulär Züge auf der Schmalspur-Eisenbahnstrecke der Stainzerbahn. Heute verkehrt auf der Strecke für den Tourismus zeitweise der sogenannte Flascherlzug. Als Werbung für den Flascherlzug steht eine Lokomotive aus dem Jahr 1914 in einem Kreisverkehr. Diese Schmalspurdampflok fuhr allerdings nie auf der Stainzerbahn, sondern gehörte zu den Bahnanlagen am Erzberg. Die Lokomotiven der Stainzerbahn sahen aber ähnlich aus.
Mittwoch, 11. Juni 2025
Sigmundsherberg
11.6.2025
In Sigmundsherberg im niederösterreichischen Waldviertel habe ich ein Fußballspiel besucht. 1.700 Menschen leben in der aus acht Ortschaften bestehenden Marktgemeinde Sigmundsherberg, wobei es im Ort Sigmundsherberg selbst 700 sind.
Sigmundsherberg ist seit dem Bau der Franz-Josefs-Bahn 1867 bis 1870 von der Eisenbahn geprägt. Die Hauptstrecke der Monarchie zwischen Wien und Prag wurde 1902 zweigleisig ausgebaut, 1959 wurde das zweite Gleis angesichts des geringen Verkehrs über den Eisernen Vorhang hinweg abgerissen. Bedeutend wurde Sigmundsherberg als Eisenbahnknotenpunkt zwischen der Franz-Josefs-Bahn und der Pulkautalbahn von hier nach Zellerndorf 1872 (Personenverkehr 1988 eingestellt, Güterverkehr 1990 eingestellt) sowie der Kamptalbahn von hier nach Hadersdorf am Kamp 1889.
Straßenszenen
Eines der größten Kriegsgefangenenlager Österreich-Ungarns ließ das k.u.k. Kriegsministerium während des Ersten Weltkriegs 1915 bei Sigmundsherberg von russischen Kriegsgefangenen errichten, die dafür u.a. eine eigene Bahnlinie zum Lagergelände bauten. Bis 1916 waren hier hauptsächlich russische Gefangene eingesperrt, ab 1916 dann italienische Gefangene. Im ursprünglich für 30.000 Menschen ausgelegten und dann auf 40.000 erhöhten Lager befanden sich im Oktober 1916 schon 56.000. Im April 1918 waren es 123.000 Gefangene, wobei davon nicht alle im 2,9 km² umfassenden, riesigen Lagergelände eingesperrt waren, da viele auf Arbeitseinsätzen in der Umgebung u.a. in der Landwirtschaft aber auch für Bauarbeiten in Niederösterreich und Wien eingeteilt wurden.
Wie im übrigen Land herrschte ab 1917 Hunger. Die Ernährung bestand überwiegend aus Rüben. Mangelernäherung, Seuchen und harte Lebensumstände führten zu vielen Toten. Über zweitausend Menschen starben in dieser kurzen Zeit 1915 bis 1918 als Gefangene der österreich-ungarischen Monarchie eine elenden Tod. Am Lagerfriedhof sind über hier in Gefangenschaft gestorbene 2.400 Soldaten (davon 2.363 Italiener) beerdigt.
Montag, 9. Juni 2025
Tarrenz
9.6.2025
In Tarrenz im Tiroler Gurgltal habe ich ein Fußballspiel besucht. 2.900 Menschen leben in der aus Tarrenz, Obtarrenz, Strad, Walchenbach, Dollinger und Dollinger-Lager bestehenden Gemeinde Tarrenz.
Die Via Claudia Augusta, eine ausgebaute römische Straße für den Fernhandel und für Armeebewegungen über die Alpen, führte hier in der Antike durch das Gurgltal. Im Jahr 1265 wurde der Ort Tarrenz mit dem lateinischen Namen Torrens, der einen Sturzbach bezeichnet, erstmals schriftlich erwähnt.
Das 2008 gegründete Freilichtmuseum Knappenwelt Gurgltal lässt die Bergbautradition in Tarrenz erleben. Im späten Mittelalter und im 15./16.Jh. der Frühen Neuzeit wurde im Gurgltal in Bergbau Bleierz abgebaut. Das Blei wurde in der Verhüttung von Mineralien Schwaz verwendet, bis im 16./17.Jh. importiertes Blei billiger war und der Bergbau im Gurgltal eingestellt wurde.
Katholische Pfarrkirche aus dem 15.Jh., nach Neubau 1503 geweiht.
Die adeligen Herren von Starkenberg bestimmten vom 12.Jh. bis ins 15.Jh. die Geschichte von Tarrenz und beherrschten lange große Teile des Tiroler Oberlands. Bereits im 12.Jh. ließen sie sich bei Tarrenz eine erste Burg außerhalb errichten, ließen sich dann 1310 bis 1329 hier eine neue Burg errichten. In den Kriegen der Starkenberger Fehde 1423 bis 1426 mit den in Innsbruck regierenden Tiroler Habsburgern ging ihre Herrschaft unter, ihre Burgen wurden angegriffen, erobert und zerstört. Die Burg Neustarkenberg hier hatten die Starkenberger 1351 aber an die Adeligen Rottenburger verpfändet und als der Tiroler Habsburgerherzog den Besitz der Rottenburger 1411 einzog, kam sie unter landesfürstliche Verwaltung und blieb erhalten. 1780 kaufte die Kaufmannsfamilie Strele aus Imst die Burg, ließ sie sich zum heute zu sehenden Schloss umbauen und richtete hier 1810 einen Brauereibetrieb ein. Bis heute ist hier die Brauerei Schloss Starkenberg.
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