Mittwoch, 11. Juni 2025

Sigmundsherberg

11.6.2025

In Sigmundsherberg im niederösterreichischen Waldviertel habe ich ein Fußballspiel besucht. 1.700 Menschen leben in der aus acht Ortschaften bestehenden Marktgemeinde Sigmundsherberg, wobei es im Ort Sigmundsherberg selbst 700 sind.

Sigmundsherberg ist seit dem Bau der Franz-Josefs-Bahn 1867 bis 1870 von der Eisenbahn geprägt. Die Hauptstrecke der Monarchie zwischen Wien und Prag wurde 1902 zweigleisig ausgebaut, 1959 wurde das zweite Gleis angesichts des geringen Verkehrs über den Eisernen Vorhang hinweg abgerissen. Bedeutend wurde Sigmundsherberg als Eisenbahnknotenpunkt zwischen der Franz-Josefs-Bahn und der Pulkautalbahn von hier nach Zellerndorf 1872 (Personenverkehr 1988 eingestellt, Güterverkehr 1990 eingestellt) sowie der Kamptalbahn von hier nach Hadersdorf am Kamp 1889.


Straßenszenen


Eisenbahnmuseum Sigmundsherberg


Eines der größten Kriegsgefangenenlager Österreich-Ungarns ließ das k.u.k. Kriegsministerium während des Ersten Weltkriegs 1915 bei Sigmundsherberg von russischen Kriegsgefangenen errichten, die dafür u.a. eine eigene Bahnlinie zum Lagergelände bauten. Bis 1916 waren hier hauptsächlich russische Gefangene eingesperrt, ab 1916 dann italienische Gefangene. Im ursprünglich für 30.000 Menschen ausgelegten und dann auf 40.000 erhöhten Lager befanden sich im Oktober 1916 schon 56.000. Im April 1918 waren es 123.000 Gefangene, wobei davon nicht alle im 2,9 km² umfassenden, riesigen Lagergelände eingesperrt waren, da viele auf Arbeitseinsätzen in der Umgebung u.a. in der Landwirtschaft aber auch für Bauarbeiten in Niederösterreich und Wien eingeteilt wurden.
Wie im übrigen Land herrschte ab 1917 Hunger. Die Ernährung bestand überwiegend aus Rüben. Mangelernäherung, Seuchen und harte Lebensumstände führten zu vielen Toten. Über zweitausend Menschen starben in dieser kurzen Zeit 1915 bis 1918 als Gefangene der österreich-ungarischen Monarchie eine elenden Tod. Am Lagerfriedhof sind über hier in Gefangenschaft gestorbene 2.400 Soldaten (davon 2.363 Italiener) beerdigt.

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