Samstag, 12. Juli 2025

Schloss Ulmerfeld

12.7.2025

In Hausmening habe ich ein Fußballspiel besucht und davor im benachbarten Ulmerfeld vorbeigeschaut.

Das Schloss Ulmerfeld wurde im 14.Jh. zur militärischen Sicherung der Herrschaft der Bischöfe von Freising (zwischen München und Landshut) errichtet, die seit dem Jahr 995 bis zur Aufhebung der weltlichen Herrschaft der Kirchenfürstentümer 1803 (Säkularisation) hier über Land und Leute herrschten. Danach hatte die Anlage verschiedene Eigentümer. Seit 1975 ist gehört sie der Stadtgemeinde Amstetten. 1965 waren die Gemeinden Ulmerfeld und Hausmening fusioniert worden und schon 1972 wurde die kurzlebige Gemeinde Ulmerfeld-Hausmening nach Amstetten eingemeindet. Genutzt wird die Burg u.a. als Jugendherberge, Museum und für Veranstaltungen.

Mittwoch, 9. Juli 2025

Böhlerwerk

9.7.2025

Im niederösterreichischen Böhlerwerk habe ich ein Fußballspiel besucht. 1.000 Menschen leben hier.

Die an der Ybbs im Ybbstal liegende Ortschaft geht auf die rund um die 1872 errichtete Böhler-Fabrik im Lauf von eineinhalb Jahrhunderten entstandene Arbeiterwohnsiedlung zurück. 1872 kauften die Gebrüder Albert und Emil Böhler die Bruckbachhütte und ließen daraus durch die harte Arbeit unzähliger Arbeiterinnen und Arbeiter eine moderne Stahlproduktion machen. Entlang der Ybbs kam 1890 das Hammerwerk Sophienhütte dazu, weitere Fabriken folgten. Die selbstbewussten Arbeiter erreichten 1924 die Errichtung einer eigenen Gemeinde Böhlerwerk. Zuvor hatte der Ort zu Waidhofen gehört. Unter den Nazis wurde Böhlerwerk 1943 nach Sonntagberg eingemeindet.

Samstag, 5. Juli 2025

Grein

5.7.2025

Im oberösterreichischen Grein habe ich ein Fußballspiel besucht. 3.000 Menschen leben hier.

Grein ist der Hauptort des Strudengaus, der Landschaft an der Donau im Osten von Oberösterreich und im Westen von Niederösterreich.


Das Stadttheater Grein wurde 1791 von Greiner Bürgern und der Stadt gegründet und in einem Getreidespeicher des 1562/63 errichteten (alten) Rathauses eingerichtet. Es ist das älteste, noch regelmäßig bespielte Stadttheater Österreichs.


Straßenszene


Der Schiffsverkehr auf dem als Handelsweg genutzten Donaustrom machte den Ort Grein aufgrund der abwärts liegenden Flussenge bedeutend. Entsprechend wurde der Ort in den kriegerischen zeit des 15.Jh. bedroht und angegriffen. 1476 war Grein vom Heer des böhmisch-ungarischen Königs Matthias Corvinus belagert. Eine Burg zur besseren Verteidigung gab es noch nicht, weswegen die Pfarrkirche zu einer Festung umgebaut wurde. Die böhmischen Soldaten schossen Grein in Brand und zerstörten es weitgehend, verloren aber die Schlacht und die Überlebenden wurden gefangengenommen. Später wurde mit dem Bau der Greinburg begonnen. Die scher beschädigte Kirche baute man wieder auf.


Das Franziskanerkloster ließ der damalige Statthalter von Niederösterreich und Schlossherr der Greinburg 1622 gründen, um die katholische Gegenreformation in seinem Herrschaftsbereich voranzutreiben, also mit katholischer Präsenz und staatlicher Gewalt die evangelische Bevölkerung entweder mehr oder weniger gewaltsam „katholisch zu machen“. 1784 hob Kaiser Joseph II. das Kloster im Zuge seiner Kirchenrefor4men auf und verstaatlichte den Klosterbesitz.


Grein liegt an der Donau, ist jahrhundertelang von der Schifffahrt geprägt worden und man kann hier heute mit einer Donaufähre auf einem Holzboot auf das gegenüberliegende niedeeerösterreichische Donauufer übersetzen. Dabei hat man prächtige Perspektiven vom Wasser aus.


Hoch über der Donau steht das Schloss Greinburg, das auf eine spätmittelalterliche Burg aus den Jahren 1488 bis 1493 zurückgeht und im 16./17.Jh. zur heutigen Ansicht umgebaut wurde. Die Festungsanlage diente ursprüngliche der militärischen Verteidigung in der kriegerischen Zeit und gehörte im Lauf der Jahrhunderte mit der Herrschaft über Grein verschiedenen Adeligen. Seit 1823 ist das Schloss im Privatbesitz der Sachsen-Coburg und Gotha. Im Zweiten Weltkrieg wurde im Sommer 1944 in den gegen Luftangriffe gesicherten Kelleranlagen unter dem Schloss eine Fabriksanlage der Firma Voigt & Haeffner errichtet, die elektrische Schaltgeräte und –anlagen für die Kriegsführung der Nazis produzierte. Für den Ausbau der Anlagen durch Zwangsarbeit brachte die Nazis im Februar 1945 aus dem KZ Mauthausen rund 120 Gefangene hierher, die nahe dem Schloss in einem KZ-Außenlager gefangen gehalten wurden. Es waren vor allem aus Italien und der Sowjetunion verschleppte Menschen.

Freitag, 27. Juni 2025

Erfurt

27.6.2025

In Erfurt, der Hauptstadt des deutschen Bundeslands Thüringen, habe ich etwas anderes als ein Fußballspiel besucht. 219.000 Menschen leben hier.

Der Erfurter Hauptbahnhof wurde 1847 eröffnet. Das alte Bahnhofsgebäude mit seinem Turm wurde bis 1890 genutzt und war danach Bürogebäude der Reichsbahndirektion Erfurt.


Das heutige Bahnhofsgebäude, einige Meter östlich des alten Bahnhofs, wurde 1893 eröffnet. Davon ist aber nur noch die Eingangshalle zu sehen. Im Zuge der Modernisierung des Bahnhofs 2002 bis 2008 hat man das Inselgebäude zwischen den Bahnsteigen abgerissen und die Bahnanlagen neu gebaut.


Der Erfurter Hof war von vor 1872 bis 1995 ein Hotel gegenüber des Erfurter Bahnhofs. Das heutige Gebäude ist ein Neubau der Jahre 1904/1905, der 1914 bis 1916 nochmal erweitert wurde. In der DDR wurde das Hotel 1965 eines von zwölf Interhotels der DDR, in denen hauptsächlich Gäste aus dem Ausland untergebracht wurden. 1970 fand hier das erste Gipfeltreffen zwischen den Regierungschefs der beiden deutschen Staaten BRD und DDR statt, dem Sozialdemokraten Willy Brandt und dem Repräsentanten der SED-Diktatur Willi Stoph. Der Platz zwischen dem Bahnhof, wo der Sonderzug aus der BRD ankam, und dem Hotel war von Polizei und Stasi abgesperrt, um Kontakt der Bevölkerung mit den Westdeutschen zu verhindern. Dennoch versammelten sich gegen den Willen der DDR-Verantwortlichen Massen an Menschen, die dem westdeutschen Besuch zujubelten. Als die Delegationen über den Platz gingen, überwand eine Menge von rund 2.000 Menschen die Absperrungen unter „Willy! Willy!“-Rufen, was theoretisch beiden Politikern gegolten haben könnte, aber klar Brandt galt. Bald erschallte immer wieder der Ruf „Willy Brandt ans Fenster!“. Zum Jubel der Menschenmasse zeigte sich Willy Brandt kurz an einem Fenster, zog sich aber nach einer Minute wieder zurück, um die Gespräche mit der DDR-Führung nicht zu beinträchtigen. Für diese war aber auch dieser kurze Moment ein Fiasko, der ihrer Politik zuwiderlief, dass die Menschen der DDR die BRD ablehnen und ein eigener Staat sein wollten. Über das DDR-Fernsehen ließ das Regime vermelden, es hätten sich „einige offensichtlich bestellte Provokateure eingefunden, die den Auftakt der Gespräche stören wollten.“ 2009 wurde – nach kontroverser Debatte darüber – ein Denkmal in Form einer Leuchtschrift Willy Brandt ans Fenster des Künstlers David Mannstein am Dach angebracht.


Straßenszenen. Vor rund 1.300 Jahren wurde Erfurt im Jahr 742 erstmals schriftlich erwähnt und war damals bei der Errichtung eines christlichen Bistums bereits eine größere Siedlung. Das Bistum hatte aber nicht lange Bestand und das Bistum Mainz übernahm die religiöse Kontrolle. Im 10.Jh. übernahmen die Mainzer Erzbischöfe auch die weltliche Herrschaft über Erfurt. Im Zuge der Auflösung der weltlichen Herrschaftsgebiete von Bistümern und Stiften im Reichs im Reichsdeputationshauptschluss wurde Erfurt 1803 in das Königreich Preußen eingegliedert. 1803 bis 1814 gehörte Erfurt als Fürstentum Erfurt dem napoleonischen Frankreich und die Festung war französischer Truppenstützpunkt. Nach der Eroberung 1814 war die Festung Erfurt Stützpunkt der preußischen Armee. Nach der Gründung des deutschen Kaiserreichs 1871 schwand die militärische Bedeutung und die Festung wurde 1873 aufgelöst.


Der Erfurter Kaisersaal war ein Gebäudekomplex, den 1769 die Universität Erfurt durch Vereinigung zweier Häuser und Umbau zu einem Theater und Ballsaal bauen ließ. Seinen Namen erhielt das Gebäude als Veranstaltungsort einer Konferenz des französischen Kaisers Napoleon I. mit dem russischen Zaren Alexander I., zu deren Dekoration und zur Beeindruck des Zaren der französische Machthaber die ihm Untertanen Fürsten der Staaten des von ihm in Deutschland geschaffenen Rheinbunds anreisen ließen. Das 1803 bis 1814 bestehende Fürstentum Erfurt war Territorium Frankreichs. Das heutige Aussehen erhielt das Haus mitsamt seiner klassizistischen Fassade aber erst bei einem Neubau 1831. Hier fand im Oktober 1891 der wichtige Erfurter Parteitag der deutschen Sozialdemokratie statt, bei dem sowohl der Name Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) festgelegt wurde als auch das als Erfurter Programm in die Geschichte eingegangenes Programm beschlossen wurde. Es enthielt eine klar marxistische Analyse und auch praktische Forderungen für den politischen Alltag. Erst seit 1890 galten damals die Bismarck'schen Sozialistengesetze nicht mehr und die Behörden des Deutschen Kaiserreichs sperrten nicht mehr ins Gefängnis, wen sie für einen Sozialdemokraten oder eine Sozialdemokratin hielten. Die Sozialdemokratie war selbstbewusst. Nachdem zu DDR-Zeiten im Gebäude eine SED-Propagandaausstellung untergebracht war, zu der eine Tafel am Haus gehört, erinnerte nach der Wende lange nichts mehr an den geschichtsträchtigen Ort. Seit dem 120-jährigen Jubiläum des Erfurter Parteitags 2011 gibt es die heutige Gedenktafel.


Die Krämerbrücke wurde als Steinbrücke mit zwei Reihen Fachwerkhäusern für Geschäftsräume und Werkstätten darauf sowie jeweils Kirchen und Tordurchfahrten an beiden Ende 1325 fertiggestellt. Zuvor gab es hier bereits seit dem 12. Jh. Holzbrücken mit Buden von Krämern (Händlern) darauf, die aber 1175, 1178, 1213, 1222, 1245, 1265 und 1293 in solcher Häufigkeit abbrannten, dass 1293 die Stadt Erfurt die Brückenrechte von den Klöstern erwarb und die Steinbrücke bauen ließ. Großbrände gab es dennoch immer wieder. Das heutige Aussehen entstammt dem Umbau und Ausbau nach dem Stadtbrand von 1472, in dem die Hälfte der Gebäude der Stadt zerstört wurden und auch die Häuser der Brücke gebrannt hatten.


Straßenszenen


Nach Adam Riese.


Die Alte Synagoge wurde ab 1094 errichtet und ist die älteste erhaltene Synagoge Mitteleuropas. Der Großteil des Bauwerks entstand um 1270 bei einem Umbau. Beim Pogrom gegen die Jüdinnen und Juden Erfurts 1349 wurden diese von der christlichen Bevölkerung Erfurts ermordet. Hier wie an anderen Orten machte man in antisemitischer Verblendung die Anwesenheit von Jüdinnen und Juden für die Ausbreitung der Infektionskrankheit der Pest verantwortlich und brachte sie daher um. Das Gebäude wurde danach als Lagerhaus genutzt und dafür die Toreinfahrt hineingebrochen. Die Pest kümmerte sich nicht darum. Bei der Pestwelle von 1463 starben allein in Erfurt 28.000 Menschen. Das war auch nicht der letzte Ausbruch. Bei der schlimmsten Pestwelle in den Jahren 1682 und 1683 starb die Hälfte der Erfurter Stadtbevölkerung an der Krankheit. Jüdinnen und Juden konnten sich erst im 19.Jh. wieder in Erfurt ansiedeln. Die Nazis deportierten und ermordeten später 447 der 800 Jüdinnen und Juden Erfurts.


Straßenszene


Domplatz mit Blick auf den Erfurter Dom (links) und die Severikirche (rechts). Im Zuge der Napoleonischen Kriege wurden die Kirchenbauten mitsamt dem Petersberg von den französischen Truppen militärisch ausgebaut und genutzt. Seit der Errichtung der ersten Stadtmauern 1066 wurde die Stadt Erfurt im Lauf der Jahrhunderte zu einer großen Festung ausgebaut, mit Mauern und Gräben sowie Zitadellen wie die am Petersberg 1665 errichtete Festung. Bei der Bombardierung der französischen Truppen in der Belagerung Erfurts durch verbündete preußische, österreichische und russische Armeen von Oktober 1813 bis Jänner 1814 wurde die zuvor seit dem Mittelalter dichte Bebauung des Domplatzes durch den Artilleriebeschuss zerstört und nicht wiederaufgebaut, womit der Domplatz seine heutige große Fläche erhielt.
Der Dom geht auf das 12.Jh. zurück. Die damalige romanische Kirche wurde im 14.Jh. mit dem heutigen Kirchenbau in gotischem Stil überbaut. 1184 kamen in der angeschlossenen Dompropstei bei Einsturz eines Stockwerks im Zuge eines vom König und späteren Kaiser Heinrich VI. abgehaltenen Hoftags rund 60 Menschen ums Leben, darunter viele den König umgebende hochgestellte Adelige. Das Ereignis ging als Erfurter Latrinensturz in die Geschichte ein, da die Unglücklichen durch zwei einstürzende Stockwerke hindurch in die Latrinengrube hinunter stürzten und darin in den angesammelten Suppe aus Kot und Urin ertranken und erstickten oder teilweise auch von den herabfallenden Bauteilen erschlagen wurden. Der König überlebte den Einsturz des wohl durch die große Menschenansammlung überlasteten Holzbodens, da er in einer gemauerten Fensternische saß und die Außenmauern standhielten. Das Ereignis und die doch unschönen Umstände des Todes so vieler ihm im wörtlichen Sinn Nahestehender führten zu seiner schnellen Abreise.
Die Severikirche ist ein gotischer Kirchenbau aus dem 13./14.Jh. anstelle einer dafür abgerissenen älteren romanischen Kirche.


Im Dreißigjährigen Krieg besetzten schwedische Truppen 1632 bis 1635 und von 1637 bis 1650 Erfurt und belasteten die Stadt schwer. Als die Stadt auch nach ihrem Abzug nicht die erhoffte Stellung als reichsfreie Stadt erhielt, kam es zu Auseinandersetzungten mit den Mainzer Erzbischöfen, die auf ihrer Herrschaft über Erfurt bestanden. Kurmainz, wie das Herrschaftsgebiet der Mainzer Erzbischöfe als Kurfürsten hieß, entschied die Frage 1664 durch militärischen Angriff und Eroberung Erfurts nach Belagerung. Um das abzusichern ließ Mainz 1665 bis 1726 eine große moderne Festung am Petersberg errichten, um als Zwingburg mit ihren Kanonen und kasernierten Truppen die Herrschaft über Erfurt abzusichern.


An die Jahrhunderte Erfurts unter Mainzer Herrschaft erinnert das Stadtwappen, welches das Mainzer Rad zeigt.


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