Freitag, 3. Juli 2015

Celje

2.7.2015

Im slowenischen Celje (deutsch Cilli) wurde ein Fußballspiel besucht. 38.000 Menschen leben hier.

Am Hauptplatz (Glavni trg).


Reste der Stadtmauer mit dem südöstlichen Eckturm, dem sogenannten Wasserturm (Vodni stolp) aus dem Jahr 1473.


Die Kathedrale St. Daniel (Sv. Danijel) wurde ab 1306 anstelle einer Vorgängerkirche aus dem 12.Jh. errichtet. Bis ins 16.Jh. wurde sie mehrmals umgebaut. Ihr neogotisches Aussehen erhielt die Kirche während der Restaurierung von 1858.


Grabsteine an der Außenmauer der Kirche in deutscher Sprache. Vom Mittelalter bis zu Beginn des 20.Jh. war die Stadtbevölkerung mehrheitlich deutschsprachig, die Umgebung slowenisch.


An der Wende vom 19. zum 20.Jh. war die Stadt ein Zentrum deutsch-slowenischer nationalistischer Konflikte. 67% der Stadtbevölkerung war nach der Völkszählung 1910 deutschsprachig. 1895 wurde hier an dieser Schule erstmals an einem Gymnasium auch auf Slowenisch unterrichtet. Da an dieser Schule der Großteil der Schüler aus dem Umland kam, sprachen diese slowenisch. Bereits der Plan der Einrichtung slowenischsprachiger Parallelklassen für die slowenischen Oberstufenschüler führte zu großen deutschnationalen Protesten. Auch im Parlament nach Wien sahen die großdeutschen Abgeordneten den sogenannten nationalen Besitzstand gefährdet und sorgten für den Sturz der Regierung Windisch-Graetz.


1846 wurde die Stadt mit der Österreichischen Südbahn Wien-Triest an die Eisenbahn angeschlossen und der Bahnhof eröffnet.


Das 1906 errichtete Gebäude gegenüber dem Bahnhof wurde 1907 als Deutsches Haus als deutsches Kulturzentrum eröffnet, in dem deutsche Vereine und Unternehmen ihren Sitz hatten und das zur Aufrechterhaltung der deutschsprachigen Hoheit in der Stadt diente. Man kopierter das slowenische Konzept des Narodni dom. Nach dem Ende der Habsburgermonarchie wurde es 1919 enteignet und fungiert seither als Celjski dom („Cillier Haus“). Aufgrund fortschreitender Industrialisierung und dementsprechenden Artbeitskräftebedarf wuchs an der Wende vom 19. zum 20.Jh. aufgrund Zuzugs aus dem Umland der slowenische Bevölkerungsanteil. In der Zwischenkriegszeit verstärkte sich das noch und die Stadtbevölkerung stieg von noch 7.750 1924 auf 20.000 vor Beginn des Zweiten Weltkriegs. Damit wurde aus der deutschsprachigen eine slowenische Bevölkerungsmehrheit.


Nach dem Überfall Hitlerdeutschlands auf Jugoslawien 1941 wurde Celje von der deutschen Wehrmacht besetzt. Die Gedenktafel erinnert an die mehr als 1.500 slowenischen Einwohnerinnen und Einwohner Celjes, die nach Serbien vertrieben oder zur Zwangsarbeit ins Deutsche Reich verschleppt wurden.


Das seit 1995 als Rathaus der Stadt fungierende Gebäude wurde 1895/96 als Narodni dom, als slowenisches „Nationalhaus“ errichtet. Mit verschiedenen Veranstaltungsräumen hat es noch immer den Charakter eines Kulturzentrums.


An dieser Stelle in der Innenstadt wurde 1942 von deutschen Besatzungssoldaten dreizehn gefangene slowenische Partisanen und Widerstandskämpfer vor aller Augen verprügelt und zur öffentlichen Demütigung neben getöteten Kameraden zur Schau gestellt gestellt.


Das 1956/57 erichtete Denkmal Vojna in mir („Krieg und Frieden“) von Jakob Savinšek erinnert an die Schrecken unter deutscher Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Etwa 300 Menschen wurden in Lagern interniert und ungefähr 1000 Menschen in Gefängnisse gesperrt. Etwa 600 Kinder wurden ihren Eltern weggenommen und nach Deutschland verschleppt. Im Zuge ihrer Repression nahm die deutsche Besatzungsmacht immer wieder willkürlich Geiseln aus der Zivilbevölkerung, die bei verschiedenen Anlässen wie etwa Attentaten auf deutsche Soldaten, umgebracht wurden. Insgesamt erschossen die Besatzer in Celje bis Kriegsende 374 solche Geiseln.


Straßenszene. Nach Kriegsende 1945 wurde die mit dem Rückzug der deutschen Wehrmacht noch nicht geflohene deutschsprachige Bevölkerung der Stadt vertrieben. Außerhalb der Stadt gab es 1945/46 im Vorort Teharje (Tüchern) ein Internierungslager, in dem die jugoslawischen Behörden slowenische Domobranzen, die im Krieg auf deutscher Seite gegen die jugoslawischen Partisanen gekämpft hatten, sowie Volksdeutsche gefangenen hielt. 5.000 Menschen kamen in dem Lager ums Leben, die meisten davon wurden in den ersten beiden Monaten nach Kriegsende erschossen. Der Zweite Weltkrieg wurde in Jugoslawien auch als blutiger Bürgerkrieg geführt. Die siegreichen Kommunisten entschieden sich 1945 dazu, angesichts der vielen Kriegsverbrecher ihren neuen Staat ohne diejenigen, die auf Seiten Hitlers und Mussolinis gestanden hatten, aufzubauen und diese in Massakern umzubringen. Dabei ging es nicht um individuelle Schuld sondern um Zugehörigkeit und auch darum, die kommunistische Herrschaft abzusichern. Allein im Raum Celje wurde so von der jugoslawischen Volksarmee 80.000 Menschen, meistens kroatische Ustascha und slowenische Domobranzen aber auch Volksdeutsche erschossen. Sie liegen in elf Massengräbern um Celje verteilt.


Das Renaissanceschloss Grafei oder Celjska stara grofija wurde zwischen 1580 und 1603 als Residenz der Grafen Thurn-Valsassina errichtet. 1869 wurde das Schloss von der Stadt gekauft. Heute ist hier das Regionalmuseum (Pokrajinski muzej Celje) untergebracht.


Prunkstück des Schlosses und der Museumstour ist die erst im Jahr 1926 bei Renovierungsarbeiten im Festsaal wiederentdeckte „Decke von Celje“ (Celjski strop). Die illusionistische Malerei stammt aus den Jahren 1622/23 und ist als profanes, nicht religiöses, Kunstwerk dieser Art einzigartig in Slowenien.


Das Regionalmuseum bietet u.a. in verschiedenen Stilen eingerichtete Prunkräume, aber auch ethnologische Sammlungen zum Leben der einfachen Leute.


Ein Ausstellungsteil beschäftigt sich mit der Weltreise von Alma Karlin in den Jahren 1919 bis 1928.


Statue von Alma Karlin in der Fußgängerzone vor dem Bahnhof


Die Untere Burg (Spodnji grad) war der herrschaftliche Hof der Grafen von Cilli in der Stadt. Um mehr Komfort als in der Burg über der Stadt Celje zu haben, wurde das Stadtschloss im 14.Jh. errichtet. Im 18.Jh. wurde daraus eine Kaserne. Heute ist hier ein weiterer Standort des Museums von Celje.


Im Untergeschoss der Ausstellungsräume gibt es antike Ausgrabungen wie u.a. Reste einer römischen Fußbodenheizung zu sehen. In keltischer Zeit (nach 400 v.u.Z.) bestand hier eine Siedlung Kelea. In römischer Zeit erhielt das damalige Celeia im Jahr 46 u.Z. das Stadtrecht und war eine von Stadtmauern umgebene Stadt mit breiten Straßen und Plätzen. Im 12.Jh. wird die Stadt als Cylie schriftlich erwähnt, daraus wurde dann der deutsche Stadtname Cilli und der slowenische Celje.


Die Ausstellung in der Stadtburg beschäftigt sich mit den Grafen von Cilli. In den Jahren 1341 bis 1456 war die Stadt Sitz der reichsunmittelbaren Grafschaft Cilli. Nach der Ermordung des letzten männlichen Grafen von Cilli 1456 fiel die Stadt unter die Herrschaft der Habsburger. Die Stadt wurde Teil der bis an die kroatische Grenze reichenden Untersteiermark (Štajerska).


Die Burg Cilli (Celjski grad) wurde als Sitz der Grafen von Cilli in der erste Hälfte des 13.Jh. am Berg hoch über der Stadt errichtet. Am Ende des 17.Jh. hatte die Anlage auch ihre militärische Bedeutung verloren und begann zu verfallen. 1803 wurde die Burg verkauft und fortan als Steinbruch verwendet. Erst in den 1870er Jahren erwachte wieder Interesse an der historischen Bedeutung der Burg. 1882 begannen Renovierungsarbeiten, die bis heute andauern. Die Aussicht von oben ist sehr schön.


Burgkatze

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen