Mittwoch, 27. März 2024

Stupava

27.3.2024

In der westslowakischen Stadt Stupava (deutsch früher Stampfen) habe ich ein Fußballspiel besucht. 13.000 Menschen leben hier.

Die Stadt liegt zwischen Bratislava und Malacky. Im Jahr 1269 wurde der Ort zum ersten Mal schriftlich als Ztumpa erwähnt und zwei Jahre später auch schon eine hier stehende Wasserburg. Die Burg mitsamt Herrschaft über die umgebende Bevölkerung war erst Besitz des ungarischen Königs und gehörte dann verschiedenen Adeligen. Im 17.Jh. ließen sich die hier 1592 bis 1867 herrschenden ungarischen Magnaten Pálffy die Festung zum heute zu sehenden frühbarocken Schloss umbauen. Danach residierten hier bis 1945 die ungarischen Adeligen Károlyi. In den Kämpfen am Ende des Zweiten Weltkriegs im April 1945 wurde das Schloss beschädigt. Die Károlyi wurden in der wiedergegründeten Tschechoslowakei enteignet und das Schloss verstaatlicht. 1947 wurde die noch kriegsbeschädigte Anlage Opfer eines Brands, sodass sie 1956 bis 1958 umfangreich saniert werden musste. Heute ist im Gebäude ein Altersheim und der Schlosspark ist für die Öffentlichkeit zugänglich.


Barocke katholische Kirche aus dem 17.Jh.


Straßenszenen. 1443 wurde der Ort zu einer Kleinstadt mit Marktrecht erhoben. Die Bevölkerung war damals hauptsächlich deutschsprachig. Im Laufe der vielen und verheerenden Kriege zwischen Habsburgermonarchie und Osmanischem Reich im 16./17.Jh. und der durch sie ausgelösten Migrationsbewegungen siedelten sich hier einerseits vermehrt Slowakinnen und Slowaken an, wie im gesamten westungarischen (burgenländischen) Raum gab es aber auch starke kroatische Einwanderung. 1880 war noch 27% der Bevölkerung deutschsprachig, 1930 nur mehr 2,6%.


Ehemalige Synagoge aus dem Jahr 1803. Nach der vom Habsburger-Kaiser Leopold I. angeordneten Vertreibung aller Jüdinnen und Juden aus Niederösterreich (mit Wien) im Jahr 1670 ließen sich einige der Vertriebenen hier nicht weit von der Grenze im damaligen ungarischen Staatsgebiet nieder und es entstand eine jüdische Gemeinde. Ihren Höhepunkt hatte sie im Jahr 1828 mit 819 Mitgliedern, rund ein Viertel der Stadtbevölkerung. Im 19.Jh. wanderten viele in die nahen Großstädte ab. 1930 lebten her noch 232 Jüdinnen und Juden, damals 6% der Bevölkerung. Mit der Gründung des Nazi-Vasallenstaats der unabhängigen Slowakei 1939 begannen Entrechtungen und Verfolgungen der Jüdinnen und Juden, 1942 bis 1944 Einziehung zur Zwangsarbeit und Deportation in deutsche KZ. Fast alle jüdischen Einwohnerinnen und Einwohner wurden ermordet. 2008 wurde das zuvor verfallene Gebäude von einer jüdischen NGO renoviert.


Die Eltern des beühmten österreichischen Regisseurs Max Reinhardt, bekannt für den Jedermann in Salzburg, waren Jüdin und Jude aus Stupava. Der Vorplatz der ehemaligen Synagoge wurde nach ihm benannt.


Stupava ist nahe der niederösterreichischen Grenze und von Marchegg, woran ein Straßenname erinnert.

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