Freitag, 8. Dezember 2023

Sosnowiec

8.12.2023

In der polnischen Stadt Sosnowiec habe ich ein Fußballspiel besucht. Bereits im Jahr 2014 habe ich die die Stadt erstmals besichtigt. Damals lebten hier noch 20.000 Menschen mehr, heute sind es 189.000 Einwohnerinnen und Einwohner.

Hauptbahnhof Sosnowiec Główny mit Hauptgebäude aus dem Jahr 1859 samt Erweiterung aus dem Jahr 1915.


Eine Gedenktafel erinnert an die Deportation der jüdischen Einwohnerinnen und Einwohner zur Ermordung in deutschen KZ. Nach dem deutschen Überfall auf Polen und ihrem Beginn des Zweiten Weltkriegs besetzte die deutsche Wehrmacht am 4. September 1939 die Stadt. Zur Verdeutlichung ihrer nun beginnenden Terrorherrschaft erschossen die deutschen Soldaten gleich einmal willkürlich zehn Einwohner, darunter einen 15-jährigen, als symbolische Rachemaßnahme für polnischen Widerstand gegen die Eroberung des Landes. Die Morde und alltäglichen Verbrechen der Nazis betrafen alle und jeden, zentral war für sie aber das Töten der jüdischen Bevölkerung. 1940 sperrten sie die jüdischen Einwohnerinnen und Einwohner in ein Ghetto, in das nach Zwangsumsiedlung von Jüdinnen und Juden aus dem Umland neben den 30.000 aus Sosnowiec zeitweise bis zu 45.000 Menschen gepfercht waren. In den Jahren 1942 und 1943 wurden die Menschen zur Ermordung in Transporten in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Das Ghetto-Denkmal habe ich 2014 besichtigt. Am 27. Jänner 1945 besetzte die sowjetische Armee die Stadt und beendete die Nazi-Herrschaft.


Denkmal für den hier geborenen Opernstar Jan Kiepura (1902-1966)


Straßenszenen. Die Gegend kam mit der Aufteilung Polens unter den Großmächten – dem Königreich Preußen, dem russischen Zarenreich und der Habsburgermonarchie – 1795 auf preußisches Staatsgebiet, wenige Kilometer entfernt von der österreichischen und russischen Grenze. Ein Stück südlich der Stadt gab es eine Flussbiegung, an der die drei Reiche aneinangergrenzten. Nach der napoleonischen Episode 1807 bis 1815 war das Gebiet der heutigen Stadt dann ab 1815 bis zur Wiedergründung des polnischen Staats 1918 Teil des russischen Reichs. Die Stadt Sosnowiec wurde 1902 durch Fusion mehrerer kleinerer Ortschaften namens Sosnowiec, Pogoń, Sielce, Ostra Górka und Radocha gegründet, zu denen 1915 noch Dębowa Góra, Konstantynów, Milowice, Modrzejów, Pekin und Środula eingemeindet wurden. Damals florierte hier der Kohlebergbau in der Region Zagłębie Dąbrowskie und die Bevölkerung wuchs. 1902 lebten hier noch 61.000 Menschen, 1914 waren es bereits 118.000. Am Höhepunkt von Bergbau und Industrie lebten 1987 in Sosnowiec 250.000 Menschen.


Zamek Sielecki. Das heutige Schloss entstand ab 1620 aus dem Umbau einer älteren Festungsanlage, die möglicherweise in das 15.Jh. zurückreichte. Es war die Residenz diverser Adliger bis es ab 1877 zum Büro-Standort der Renard-Bergwerke umfunktioniert wurde. Nach unterschiedlichen Funktionen in den letzten Jahrzehnten wurde das seit 1995 leerstehende Gebäude von der Stadt gekauft und renoviert. Ältere und spätere Bausubstanz sind hervorgehoben.

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