Sonntag, 17. Dezember 2023
Nantes
17.12.2023
In der französischen Stadt Nantes (bretonisch Naoned) habe ich ein Fußballspiel besucht. 320.000 Menschen leben hier im Département Loire-Atlantique (bretonisch Liger-Atlantel) im Westen Frankreichs.
Das Château des ducs de Bretagne, das Schloss der Herzöge der Bretagne, inmitten der Stadt am Ufer der Loire. Als Peter Mauclerc durch Heirat im Auftrag des französischen Königs Philippe Auguste im Jahr 1213 Herzog der Bretagne wurde, machte er Nantes zu seiner Hauptstadt und ließ sie seine Untertanen zur Verteidigung seiner Herrschaft mit starken Stadtmauern für Kriege wappnen. Kriegerische Angriffe folgten auch bald. Bis 1689 war Nantes fast fünf Jahrhunderte Hauptstadt der Bretagne.
Kathedrale. In der Zeit der religiöse Bürgerkriege der Hugenottenkriege 1562 bis 1598 stand die Stadt Nantes auf der Seite der Katholischen Liga, welche die Tötung und Vertreibung der dem protestanischen Glauben Anhängenden zum Programm hatte. 1598 kapitulierte man vor dem König Henri IV (Heinrich IV.), der sich symbolisch die Hochburg des katholischen Fundamentalismus Nantes als Ort für sein Edikt von Nantes (Édit de Nantes) wählte, mit dem er die Unterdrückung und Verfolgung der Hugenotten durch die katholische Kirche und den französischen Staat beendete und in gewissem Maße freie Religionsausübung erlaubte (1685 wurde das rückgängig gemacht)
Straßenszenen. Die zeitweilige Hauptstadt der historischen Bretagne wurde im Jahr 1941 zusammen mit dem Département Loire-Atlantique von dieser abgespalten und ist deshalb nicht Teil der modernen Verwaltungsregion Bretagne. Während der von Verbrechen der Nazis geprägten deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg tötete die französische Résistance 1941 den deutschen Stadtkommandanten. Die deutsche Besatzung tötete aus Rache dafür 48 Geiseln aus der Zivilbevölkerung. Der Niedergang der Werftenindustrie Ende der 1980er-Jahre und die Schließung der letzten Werft 1989 brachte Nantes hohe Arbeitslosigkeit und eine soziale Krise mit der zeitweise höchsten Alkoholikerquote Frankreichs.
Straßenszenen. Nantes war im Gebiet des Volksaufstands in der Vendée, der sich nach der Französischen Revolution von 1789 gegen die radikalen Maßnahmen der Revolution etwa auf dem Gebiet der Einschränkung des christlichen Glaubens wandte, aber auch vom Wunsch zur Rückkehr zur Herrschaft des Königs getragen war. Die Armee der Republik ging 1793 bis 1796 mit ungekannter Gewalt gegen die Infragestellung der Revolution vor. Die Dörfer des Départements Vendée und benachbarter Départements wurde durch Plündern und Niederbrennen der Häuser, Vernichtung der Ernte und Tötung der Viehbestände, Zerstörung der Infrastrukturen systematisch verwüstet und die Bevölkerung zu zehntausenden getötet. Es gibt Schätzungen von über 300.000 von der Armee getöteten Menschen, eine genaue Zahl konnte nicht festgestellt werden. In und um Nantes töteten die Soldaten und Anhänger der Revolution angeblich 16.000 Menschen als „Gegner der Revolution“ durch sogenannte „Taufen von Nantes“, was Massenertränkungen von Gefangenen in der Loire waren.
55 km vom Atlantik entfernt, liegt Nantes im in früheren Jahrhunderten schiffbaren Mündungsbereich der Loire in den Ozean. Im 14.Jh. wuchs Nantes zu einem wichtigen Überseehafen. Im 18.Jh. war Nantes die bedeutendste Hafenstadt Frankreichs. Das lang zum einen zwar auch am Handel mit Asien, vor allem aber am gewinnträchtigten Karibikhandel. Hauptpunkt dabei war neben Transport und Verkauf von Zucker der Transport und Verkauf von Sklavinnen und Sklaven für die Zwangsarbeit auf den Plantagen in der Karibik. Rund die Hälfte aller französischen Sklavenschiffe lief in Nantes aus, verlud in Afrika in Ketten gefangene Menschen und brachte sie in französische Kolonien, wo sie Überlebenden der Überfahrt (viele starben) an Plantagenbesitzer verkauft wurden. Am Quai de la Fosse der Anlegestelle der Sklavenschiffe, welche wiederum beladen mit Produkten aus der Karibik nach Nantes zurückkamen, wurde 2012 ein Mahnmal für die Abschaffung der Sklaverei Mémorial de l'abolition de l'esclavage errichtet. Auf Tafeln im Boden sind die rund 1.800 Schiffe genannt, die von Nantes aus Sklavinnen und Sklaven aus Afrika deportierten.
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