Samstag, 11. Februar 2023

Gratkorn

11.2.2023

Im steirischen Gratkorn wurde ein Fußballspiel besucht. 8.400 Menschen leben hier.

Gratkorn liegt nördlich von Graz. Einen Guteil des Ortsgebiets nimmt die Anlage der Papierfabrik ein. Papier wurde in Gratkorn schon im 16.Jh. hergestellt. Im 18.Jh. wurde in Papiermühlen produziert und im 19.Jh. dann industriell. Dies brachte vielen hierher kommenden Menschen Arbeit, allerdings waren die Lebensbedingungen für die Arbeiterinnen und Arbeiter lange elendiglich und erbärmlich.


Straßenszenen


Denkmal vor dem Gemeindeamt in Erinnerung an von den Nazis ermordete Jüdinnen und Juden. Zu tausenden hatten die Nazis Jüdinnen und Juden aus Ungarn im burgenländischen Gebiet 1945 Gräben für einen schließlich militärisch bedeutungslosen „Südostwall“ ausheben lassen. Viele kamen unter unmenschlichen Bedingungen dabei ums Leben. Die Überlebenden wurden quer durch die Steiermark in Todesmärschen zum KZ Mauthausen getrieben. Am 4. April 1945 wurde eine 8.000-köpfige Todesmarschkolonne halb verhungerter und geschwächter ungarischer Jüdinnen und Juden von Anhaltelagern in Graz in Richtung Bruck an der Mur von Volkssturm (also dem Aufgebot alter Männer und Jugendlicher aus der loklaen Bevölkerung), Grazer Gestapo und Polizisten getrieben. Das größte Massaker an ihnen der folgenden Tage verübten die Nazis am 7. April auf dem obersteirischen Präbichl. Bei Gratkorn konnten zuvor schon am 4. April 20 Menschen entfliehen. Sie bettelten bei der Bevölkerung um Nahrungsmittel, ehe sie von SS-Soldaten, die in Gratkorn stationiert waren, aufgegriffen, misshandelt, ermordet und in der Dult und in Eggenfeld verscharrt wurden. 2014, organisierte der damalige Journalismus-Student Maximilian H. Tonsern eine Gedenkveranstaltung für sie und gründete gemeinsam mit dem Gratkorner Herwig Brandstetter und dem Menschenrechtspreisträger des Landes Steiermark, Manfred Oswald, ein Aktionskomitee. Sie gaben den Impuls für einen gemeinderatsbeschluss für die Gedenkstätte, die am 4. April 2016 eröffnet wurde. Der Gedenkstein in vier Sprachen (Hebräisch, Ungarisch, Englisch und Deutsch) erinnert an die Massaker in Gratkorn und eine Informationstafel berichtet über den geschichtlichen Hintergrund der Todesmärsche durch die Steiermark. Die 14 in der Juhatz-Kurve Ermordeten und verscharrten wurden nach der Befreiung exhumiert und auf dem jüdischen Friedhof in Graz beigesetzt. Sechs weitere liegen seit Jahrzehnten in der Dult dort, wo man sie 1945 verscharrte.

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