Sonntag, 15. Januar 2023

Gaziantep

15.1.2023

Im türkischen Gaziantep, arabisch عينتاب (ʿAyintāb), armenisch Այնթապ (Aynt’ap), kurdisch Entep bzw. Dîlok, wurde das eine und das andere Fußballspiel besucht. 2,1 Mio. Menschen leben in der Großstadtregion und 1,7 Mio. Menschen in der engeren Stadt Gaziantep selbst.

Wie im Stadtnamen in den anderen regionalen Sprachen ersichtlich, heißt die Stadt dort nur Antep. Im offiziellen türkischen Stadtnamen wurde Gazi, was auf türkisch „Kämpfer“ bedeutet, auch erst 1921 hinzugefügt. Nach britischer Besatzung nach dem Ende des Ersten Weltkriegs ab Dezember 1918 übergaben die britischen Truppen die Besatzung im November 1919 an französische Truppen. Diese besetzten weiträumig Südostanatolien mit dem strategischen Gedanken einer zweiten Front, welche den griechischen Kriegszug in Westanatolien im griechisch-türkischen Krieg unterstützen sollte. Es folgte ein blutiger französisch-türkischer Krieg, wobei Frankreich seine französisch-armenische Legion einsetzte, die aus armenischen Überlebenden des Völkermords bestand, was bei der türkischen Bevölkerung besondere Ablehnung auslöste. Ab April 1920 belagerte ein türkisches Aufständischenheer zehn Monate lang die französisch besetzte Stadt, konnte sie aber nicht erobern. Rund 6.000 Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt wurden getötet. Die französischen Soldaten zogen erst nach dem Friedensvertrag 1921 ab. Am Şehitler Park (Märtyrer-Park) befinden sich Gedenkstätten und ein Kriegsmuseum.


Straßenszene. Die Bevölkerung ist heute türkisch, kurdisch und arabisch. Der arabische Bevölkerungsanteil erhöhte sich im letzten Jahrzehnt aufgrund der dem Abschlachten zu entkommen suchenden Millionen syrischer Bürgerkriegsflüchtlinge. Bis zur Ermordung der armenischen Bevölkerung 1915 bis 1917 war die Stadt tausend Jahre lang auch ein Zentrum armenischen Lebens gewesen.


Die heutige Kurtuluş Camii (Kurtuluş-Moschee, türkisch „Befreiungsmoschee“) ist die frühere armenische Heilige-Muttergotteskirche (armenisch Սուրբ Աստվածածին Surp Asdvadzadzin, türkisch Meryem Ana Katedrali) wurde 1892 als armenisch-apostolische Kathedrale eröffnet. Vor den großen Massakern lebten in der Stadt Ende des 19.Jh. 45.000 Armenierinnen und Armenier, ein Drittel der Stadtbevölkerung. Die übrigen zwei Drittel waren hauptsächlich türkisch, aber auch arabisch. Nachdem bereits 1894/95 in Pogromen mehrere zehntausend Armenierinnen und Armenier im Osmanischen Reich ermordet worden waren, wurde der Großteil der armenischen Bevölkerung Anatoliens in den Jahren 1915 und 1916 in einem staatlich organisierten Völkermord umgebracht. Die Schätzungen der Anzahl der Ermordeten reicht von 300.000 bis 1,5 Mio., wobei die obere Kante realistischer ist. Nach der Ausplünderung, Vertreibung und Ermordung der armenischen Bevölkerung der Stadt wurde die Kirche in den 1920er Jahren zunächst als Gefängnis genutzt und in den 1980er Jahren schließlich zu einer Moschee umgebaut. Der kreuzförmige Grundriss der einstigen Kirche ist erhalten. Die im Inneren angebrachten christlichen Kreuz-Symbole wurden nach der Umwandlung in eine Moschee überdeckt und die außen angebrachten Kreuze abgerissen. Die drei Tonnen schwere Kirchenglocke war einst von dem in Brasilien lebenden Armenier Hrant Köşkeryan in Südamerika gegossen worden und ist heute im Museum von Gaziantep ausgestellt. Die oberen Stockwerke der Kirchtürme wurden abgerissen und auf ihrem Unterbau typische schmale Minarette errichtet.


Das heutige Ömer Ersoy Kültür Merkezi (Ömer Ersoy Kulturzentrum) ist die ehemalige armenische Die St.-Bedros-Kirche aus dem Jahr 1723.


Straßenszenen


Atatürk-Denkmal


Die ehemalige Große Synagoge von Gaziantep (Büyük Gaziantep Sinagoğu) wird teilweise für 800 Jahre alt gehalten, wurde aber wahrscheinlich im 19.Jh. gebaut. Es war eine orthodoxe Synagoge der hier lebenden sephardischen Jüdinnen und Juden. Nachdem in den 1970er Jahren die letzten von ihnen Gaziantep verlassen hatten, wurde die Synagoge geschlossen und verfiel jahrzehntelanng. 2012 wurde das Gebäude renoviert.


Die Burg von Gaziantep, Gaziantep Kalesi, auf dem Stadthügel von Antep wurde im 11.Jh. errichtet, nachdem die türkischen Seldschuken in der Schlacht von Manzikert am 1071 gegen das byzantinische Heer beim gegenseitigen Töten erfolgreicher waren und Ostanatolien erobert hatten. Befestigungsanlagen hatte es auf dem zentralen Hügel schon zuvor in der Antike gegeben. In der Burg befindet sich heute ein Kriegsmuseum.


Straßenszenen

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