1./2.2.2015
Im südwestfranzösischen Bordeaux wurde ein Fußballspiel besucht. Rund 240.000 Menschen leben in der engeren Stadt, im zusammengewachsenen Ballungsraum sind es 720.000.
War das zuvor besuchte Toulouse eine „rote“ Stadt, so ist Bordeaux sandfarben. Fast alle Gebäude der Innenstadt sind aus Sandstein.
Der Place de la Victoire mit der Porte d’Aquitaine, einem 1749 bis 1754 errichteten Triumphbogen.
Die Große Synagoge wurde 1882 eröffnet. Die deutschen Besatzer zerstörten am 10. Jänner 1944 die kunstvolle Inneneinrichtung und funktionierten das Gebäude zum Gefängnis für Jüdinnen und Juden als Durchgangsstation vor ihrer Deportation um. Fast 1.600 Familien wurden hier gefangengehalten. Eine Gedenktafel nennt 560 Namen von Deportierten und Ermordeten.
Die Porte Saint-Eloi mit der Grosse Cloche („großen Glocke“). Der im 15.Jh. auf den Resten eines Vorgängers aus dem 13.Jh. erbaute Turm ist der ehemalige Rathausturm des alten Rathauses, der nach dessen Abriss zum Stadttor umfunktioniert wurde. Heute dient er mit seiner 1775 angebrachten großen Glocke auch als Glockenturm der angrenzenden Kirche St Eloi aus dem 13.Jh.
Straßenszene
Die Cathédrale Saint-André war eine ursprünglich romanische Kathedrale, die von Ende des 12.Jh. bis ins 15.Jh. in gotischem Stil erweitert wurde.
Neben der Kathedrale erhebt sich der freistehende Glockenturm Tour Pey-Berland. Er wurde zwischen 1440 und 1450 errichtet und ist nach dem Erzbischof benannt, der den Bau anordnete. Der Turm steht frei, um die auf sumpfigen Boden gebauten Kathedrale vor den Vibrationen der Glocken zu schützen. Schließlich gab es aber keine Glocken, weswegen der Turm in Wohnungen aufgeteilt wurde. 1790 sollte er abgerissen werden, was aber abgewendet wurde. Nach Jahrzehnten der Verwendung als Bleifabrik kaufte die Kirche den Turm erst 1851 wieder zurück und ließ Glocken einbauen, um ihn der ursprünglich geplanten Funktion zuzuführen.
Das Palais Rohan, das heutige Rathaus, wurde von 1771 bis 1784 als Bischofspalast neben der Kathedrale gebaut. 1835 wurde es zum Rathaus umgewidmet.
Statue für die prägendste Persönlichkeit von Bordeaux im 20.Jh., Jacques Chaban-Delmas. Im Zweiten Weltkrieg war er führend an der Résistance beteiligt, fungierte als Verbindungsmann zur Exilregierung von Charles de Gaulle und leitete militärische Widerstandsaktionen gegen die deutschen Besatzer. Von 1947 bis 1995 war er fünf Jahrzehnte Bürgermeister von Bordeaux. Daneben war das Mitglied der gaullistischen Partei mehrmals Minister und Parlamentspräsident (zuletzt von 1986 bis 1988) und von 1969 bis 1972 Premierminister. Nach seinem Tod wurde das Stadion nach hm benannt. Unweit des Denkmals, das am Platz zwischen Rathaus, Kathedrale und Msueum steht, befindet sich das Résistance-Museum Centre Jean Moulin.
Straßenszene
Die Porte Dijeaux wurde zwischen 1748 und 1753 als Stadttor gebaut. Der Name verweist auf den Jupiter-Tempel, der in der römischen Antike hier stand. Jupiter wurde in der gascognischen Sprache verschliffen zu De Jou.
Straßennamen verweisen auf Verfolgung und Widerstand
Das Palais Gallien ist der Rest eines römischen Amphitheaters aus dem frühen 2.Jh. Die Stadt Bordeaux ist eine keltische Gründung aus dem 3.Jh.v.u.Z., die in römischer Zeit Burdigala hieß. Nach der römischen Antike verfiel das Oval, wurde als Steinbruch herangezogen und verkam im 17.Jh. zu einem finsteren Loch, in dessen Mauern zwielichtige Gestalten hausten. 1793 wurde im Geist der Französischen Revolution der Abriss beschlossen, vom Oval blieb nur mehr ein Teil am Osttor erhalten. Auf dem übrigen Gelände wurden Häuser und Straßen errichtet. Erst 1800 wurde der Abriss gestoppt. Der im Mittelalter aufgekommene Name Palais Gallien verweist auf den römische Kaiser Gallienus, der von 253 bis 268 regierte.
Das Monument aux Girondins, das „Denkmal der Girondisten“, wurde zwischen 1894 und 1902 errichtet. Es besteht aus einer Säule, zwei Brunnen und einer Unzahl an allegorischen Figuren. Im Sinne des in Bordeaux seit jeher vorherrschenden bürgerlichen Liberalismus stellten Revolutionäre und Abgeordnete des Départements Gironde mit seiner Hauptstadt Bordeaux in den ersten Jahren der Französischen Revolution ab 1789 eine treibende Kraft. Unter ihrer Ägide erhielt Frankreich erstmals eine Verfassung wurden die Menschen- und Bürgerrechte verabschiedet und wurde halb Europa mit Krieg überzogen, um die Revolution zu exportieren. 1793/94 wurden die Girondisten an Radikalität von den Jakobinern überholt, sie wurden verfolgt und dutzende ihrer Abgeordneten in der Terrorherrschaft unter Robespierre hingerichtet.
Das Grand Théâtre de Bordeaux wurde von 1773 bis 1780 in klassizistischem Stil errichtet. Heute ist hier die Oper.
Straßenszene. Das heutige Antlitz der Innenstadt prägt die Zeit des 18.Jhs., als Bordeaux über den in den Atlantik mündenden Fluß Garonne ein Knotenpunkt des florierenden Überseehandels wurde. Die mittelalterlichen Stadtmauern wurden abgerissen und durch breite Prachtstraßen (Cours) ersetzt. An diesen und am Hafenquai an der Garonne entstanden repräsentative Palais der durch den Überseehandel reich gewordenen Bürger.
Der Place de la Bourse ist ein architektonisches Ensemble des 18.Jh. im Zentrum des kilometerlangen Quais am Ufer der Garonne. Der Platz wurde ursprünglich 1733 bis 1743 als Place Royale errichtet und hatte eine Statue des Königs Ludwig XV. im Zentrum. Diese wurde im Zuge der Französischen Revolution gestürzt. Der heutige Name stammt vom Palais de la Bourse, der alten Hafenbörse.
Straßenszene
Die Porte Cailhau wurde 1495 als Stadttor errichtet und stand einst direkt am Flussufer. Es ist eines der nur mehr wenigen nicht-religiösen mittelalterlichen Bauten in der Stadt nachdem diese im 18. und 19.Jh. eine Großbaustelle gewesen war.
Das Stadttor Porte de Bourgogne wurde zwischen 1750 und 1755 errichtet. Das mächtige Tor steht um Zugang von der Brücke Pont de Pierre in die Stadt und war einst von Seitenbauwerken umgeben, die aber 1807 abgerissen wurden.
Aufgrund der starken Strömung der Garonne gab es bis Anfang des 19.Jh. hier nie eine feste Brücke über den Fluss. Als im Zuge der napoleonischen Kriege große Mengen an Soldaten zur Besetzung Spaniens, Unterdrückung des dortigen Volksaufstands gegen die Besatzung und Bekämpfung des britischen Invasionsheers über Bordeaux nach Süden geschickt wurden, begannen Planungen für die Brücke Pont de Pierre. Erst nach Napoleons Ende 1815 wurde die Brücke dann 1819 bis 1822 gebaut. Um 1860 und 1952 bis 1954 wurde die Brücke verbreitert.
Uferansicht am Quai
Die Kirche Sainte-Croix mit aus dem 12.Jh. stammender romanischer Fassade. Nach Umgestaltungen in den zwischenzeitlichen Jahrhunderten wurde die Fassade im 19.Jh. die facto neu gebaut. Die Skulpturen am Portal stellen Gier und Lust dar. Die Lust wird durch Frauen, die von Teufeln verführt werden, dargestellt.
Der Bahnhof Saint-Jean wurde 1898 eröffnet. 1934 wurde er zum Durchgangsbahnhof umgebaut.
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