Montag, 2. Februar 2015

Toulouse

31.1.2015

Im südfranzösischen Toulouse wurde ein Fußballspiel besucht. Rund 450.000 Menschen leben hier.

Der Bahnhof Matabiau wurde 1856 eröffnet, als Toulouse an das Eisenbahnnetz angeschlossen wurde. Das heutige Gebäude wurde zwischen 1903 und 1905 errichtet.


Der 240 Kilometer lange Canal du Midi („Kanal des Südens“) wurde 1681 fertiggestellt. Er verbindet das Mittelmeer mit dem Fluß Garonne und damit mit dem Atlantik. Bis ins 20.Jh. war die Wasserstraße von wichtiger wirtschaftlicher Bedeutung für Toulouse. Im 20.Jh. verlagerte sich die Wirtschaft zur Flugzeugindustrie, die bereits im Ersten Weltkrieg hier zentriert wurde, da Toulouse von der Front weit genug entfernt war. Hier wurde früher die Concorde und werden heute die Airbusse zusammengebaut.


Die Basilika Saint-Sernin aus dem 11./12.Jh. ist die größte in ursprünglicher Form erhaltene romanische Kirche Frankreichs. Sie diente als Wallfahrtskirche (ein einträglicher Geschäftszweig), da sie über dem Grab des als Bischof von Toulouse im Zuge der römischen Christenverfolgung hingerichteten Saturninus (St. Saturnin über die Jahrhunderte sprachlich verschliffen zu Sernin) errichtet wurde. Der Turm erhielt Mitte des 13.Jh. seine heutige Höhe.


Straßenszene. Von 1208 bis 1208 war Toulouse Schauplatz des zwanzig Jahre währenden Krieges des französischen Staats und der katholischen Kirche gegen die religiöse Gemeinschaft der Albigenser. Der Papst hatte zum Kreuzzug gegen sie aufgerufen, Toulouse wurde erobert und geplündert.


Viele Bauten der Innenstadt sind aus roten Ziegelsteinen errichtet, weswegen die Stadt auch la ville rose, „rosarote Stadt“, genannt wird.


Das Capitole wurde ursprünglich ab 1190 als Rathaus errichtet. Die heutige Ansicht mit Prachtfassade an der Place du Capitole stammt aus dem 18.Jh.


1271 wurde Toulouse unter die Herrschaft des französischen Königs gestellt. Von 1444 bis 1790 (Revolution) war es Sitz des parlement de Toulouse. Das Parlement des französischen Königreichs war kein Parlament im heutigen Sinn, sondern eine Gerichtsversammlung, die in Stellvertretung des König alle Staatsgewalt ausübte (Gesetzgebung, Regierungsgewalt und Justiz) und die Berufungsinstanz in Zivil- und Strafverfahren war. Toulouse war Hauptstadt der bis zur französischen Revolution bestehenden Provinz Languedoc.


Zweisprachige Beschilderung in französisch und okzitanisch


Auf der Rückseite des Capitole befindet sich der von 1525 bis 1529 errichtete Turm Donjon, der zur Lagerung von Schießpulver und als Gefängnis diente.


Römische Fragmente wurden beim Bau des Donjon eingebaut.


Denkmal für Jean Jaurès.


Schilder in den Straßen erinnern daran, wo Menschen von den deutschen Besatzern im Zweiten Weltkrieg umgebracht wurden.


Die Synagoge Palaprat wurde 1856/57 errichtet. Als einfaches, von außen unscheinbares Gebäude unterscheidet sie sich von Repräsentativbauten wie der großen Synagoge von Bordeaux. Während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg wurde die Synagoge zum Zentrum der im Jänner 1942 gegründeten jüdischen Widerstandsorganisation Armée Juive gegen die Nazis. Zu den führenden Mitgliedern der mehrere hundert Menschen umfassenden zionistischen Organisation zählten Abraham und Eugénie Polonski, Lucien Lublin sowie David Knout und Ariane Skriabina, die von der Miliz 1944 umgebracht wurden. Die Organisation half bei der Flucht und Schleppung von Jüdinnen und Juden nach Spanien und rettete damit allein im ersten Halbjahr 1943 300 Menschen das Leben, darunter 80 Jüdinnen und Juden aus den Niederlanden, die illegal nach Frankreich gekommen waren. Als Untergrundarmee bekämpften sie auch die Besatzer und nahmen an der Befreiung 1944 teil.


Je suis Charlie.


Straßenszene. Zur Zeit der Reformation bekannten sich im 16.Jh. viele Einwohnerinnen und Einwohner zur protestantischen Konfession. In den Religionskriegen stellte sich die Stadt auf die Seite der katholischen Kirche und der Krone. 1562 wurden 4.000 Menschen in der Stadt in einem Massaker umgebracht, weil die protestantischen Glaubens (Hugenotten) waren.


Der Fluss Garonne. Anfang des 16.Jh. war Toulouse reich, da südöstlich der Stadt die Pflanze Pastel besonders gut gedieh, aus welcher der damals einzige beständige blaue Farbstoff gewonnen wurde. Die marktbeherrschende Stellung von Toulouse ging zu Ende als ab ca. 1550 Portugal aus seinen überseeischen Eroberungen das billigere Indigo lieferte.


Die „Neue Brücke“ Pont Neuf wurde mit Unterbrechungen zwischen 1543 und 1632 erbaut und ist die älteste erhaltene Brücke über die Garonne. Bei Sanierungsarbeiten 1937 und 1947/48 wurden die Leitungen einer 1542 geplanten, aber nie in Betrieb genommenen Trinkwasserversorgung der Stadt vom gegenüberliegenden Ufer über Rohre in der Brücke entdeckt.


Die gotische Kathedrale Saint-Étienne. Mit ihrer Errichtung wurde um 1272 begonnen. Der katholische Erzbischof Jules Salège ließ am 23. August 1942 einen Hirtenbrief verlesen, in dem er den Rassismus verurteilte und sich gegen die antisemitische Verfolgung der Jüdinnen und Juden wandte. Gemeinsam mit anderen versuchte er Menschen durch falsche Taufscheine vor Verfolgung, Deportation und Ermordung zu schützen. Am 9. Juni 1944 wurde er von der Gestapo verhaftet, von seiner Einlieferung in ein KZ wurde wegen seines Gesundheitszustands abgesehen.


Überreste der römischen Stadtmauer auf der Place Saint-Jacques. Nach der römischen Eroberung der gallischen Stadt Tolose 107 v.u.Z. wurde das römische Tolosa ein wichtiges regionales Zentrum mit zwischen 20.000 und 50.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Die Stadt befand sich aber zunächst acht Kilometer weiter südlich und wurde erst im Jahr 8 v.u.Z. an die Stelle des heutigen Stadtzentrums von Toulouse umgesiedelt.


Das Porte du Capitole aus dem 16.Jh. stand einst beim Rathaus. Im Zuge der Neugestaltung wurde es 1793 entfernt und als Eingangstor zur Parkanlage Jardin des Plantes wiederaufgebaut.


Das Mémorial de la Shoah wurde 2008 eröffnet. Im von Michel Sebban konzipierten Denkmal stehen einander sechs offene Türstöcke gegenüber, stehen vis-à-vis dem anderen. Dazu kann man darauf auf Französisch, Deutsch und Hebräisch lesen „Wo bist du?“ oder „Wo ist dein Bruder?“, was an die Ermordeten erinnern soll. Die Aufschriften sind aber nur mehr in Resten erhalten.



Das Monument à la Gloire de la Résistance. Die Gedenkstätte in einem unterirdischen Raum erinnert an Verfolgung und Widerstand gegen die Nazis unter deutscher Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Am Wochenende leider geschlossen.

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