Montag, 21. April 2014

Košice

19.4.2014

Die ostslowakische Stadt Košice (ungarisch Kassa, romani Kasha, deutsch Kaschau) wurde aus Anlaß eines Fußballspiels besucht. Rund 240.000 Menschen leben hier in der zweitgrößten Stadt der Slowakei.

Vom Ende des 11.Jh. bis 1918 war Košice Teil Ungarns. Von Anfang an war es eine multiethnische Stadt, im 13.Jh. entstand sie aus dem Zusammenwachsen einer slawischen und einer deutschen Siedlung. Nach der osmanischen Eroberung des Großteils Ungarns siedelten sich ungarische Flüchtlinge an. 1880 war die Stadtbevölkerung zu 42% slowakisch, 41% ungarisch und 17% deutsch. Durch die starke Magyarisierungspolitik wurde 1910 bereits 75% ungarischer Anteil gezählt. Nach der Gründung der Tschechoslowakei und dem Ende der Nachkriegs-Kriege 1919 verließen viele Ungarinnen und Ungarn die Stadt, nach der Angliederung an das mit Hitler verbündete Horthy-Ungarn 1938 wurden 30.000 Tschechoslowakinnen und Tschechoslowaken aus der Stadt vertrieben, nach 1945 wiederum tausende Ungarinnen und Ungarn. Heute sind hier 94% slowakisch und nur mehr 3% ungarisch und 2% Roma.


Der gotische Elisabeth-Dom (slowakisch Dóm svätej Alžbety, ungarisch Szent Erzsébet-székesegyház) entstand in mehreren Etappen im 14. und 15.Jh. und ist die größte Kirche der Slowakei.


Vom 16. bis ins 19.Jh. wurde die Stadt von Kriegen, Aufständen und Revolutionen gegen die habsburgische Herrschaft stark in Mitleidenschaft gezogen. 1906 wurde die Leichname des 1735 im Exil verstorbenen Franz II. Rákóczi und seiner Gefährten im Dom bestattet. Rákóczi führte von 1703 bis 1711 einen Aufstand ungarischer Adeliger gegen die Habsburger an, in dem durch den Krieg und infolge ausgebrochener Epidemien eine halbe Million Menschen getötet wurden. Er gilt als ungarischer Nationalheld. Den kämpfenden Bauern wurde die Aufhebung der Leibeigenschaft versprochen, was allerdings nicht geschah.


Der Urban-Turm (slowakisch Urbanova veža) neben dem Dom entstand durch einen Umbau des ursprünglich gotischen Turms im 14.Jh. und diente als Glockenturm. 1628 wurde er im Renaissancestil umgebaut.


Das Theatergebäude im Stadtzentrum wurde 1899 eröffnet, das heutige Staatstheater Košice (Štátne divadlo Košice) wurde 1945 gegründet.


Denkmal des 1900 hier geborenen und aufgewachsenen ungarischen Schriftstellers Sándor Márai.


Ebenfalls von hier stammte Béla Gerster, Architekt des Kanals von Korinth und Mitarbeiter am Panama-Kanal.


Das Denkmal des unbekannten antifaschistischen Kämpfers (Pamätník neznámeho protifašistického bojovníka) aus den Jahren 1947/48. Unter einem gemauerten Obelisk befindet sich ein Raum mit tschechoslowakischem Staatswappen, den Jahreszahlen der Besatzungen von 1938 bis 1945 und Statuen tschechoslowakischer Soldaten an einem symbolischen Grab.



Gegenüber steht das bereits im Juli 1945 enthüllte Denkmal für die Soldaten der Sowjetarmee (Pamatnik vojakov Sovietskej armady), welche die Stadt 1945 befreiten. Neben den Säulen gibt es Grabsteine, da hier ursprünglich auch vierzehn Soldaten begraben waren.


Die ehemalige neologische Synagoge, die 1926/27 errichtet wurde und unter ihrer großen Kuppel über tausend Menschen Platz bot. In der Nachkriegszeit wurde ein Vorbau errichtet und das Gebäude zur Philharmonie umfunktioniert. Das große, reichhaltige, vielfältige und vielzählige jüdische Leben war im Holocaust vernichtet worden.


Die älteste erhaltene Synagoge der Stadt ist die alte orthodoxe Synagoge aus dem Jahr 1883. Sie dient auch heute ihrem Zweck. Die jüdische Gemeinde ist heute mit 280 Mitgliedern die zweitgrößte in der Slowakei. 1930 lebten hier noch 11.500 Jüdinnen und Juden, die 16% der Košicer Bevölkerung bildeten. Im Mai/Juni 1944 wurden unter ungarischer Ägide 10.000 Menschen nach Auschwitz deportiert.


Unweit davon wurde 1926/27 die neue orthodoxe Synagoge errichtet. Sie wird heute von der jüdischen Gemeinde Košices nur zu hohen Feiertagen genutzt. An den Innenwänden der Synagoge sind mit Bleistift geschriebene Nachrichten von Jüdinnen und Juden erhalten, die dort vor den Deportationen in KZ gefangengehalten wurden. Eine Gedenktafel an der Außenwand erinnert an die im Holocaust Ermordeten. Das damals ungarische Kassa war zentral in der von Adolf Eichmann organisierten Logistik des Mordens. 380.000 Menschen aus Ungarn und der Slowakei wurden am hiesigen Bahnhof in Viehwaggons gepfercht und nach Auschwitz transportiert.



Nur mehr ein kleiner Teil der einstigen Grabsteine an einem Hang in einer Wohnsiedlung in der Tatranská ulica erinnert an den hier 1842 eröffneten alten jüdischen Friedhof. 1888 wurde er geschlossen, nachdem im Süden der Stadt ein großer neuer Friedhof angelegt worden war. Der Rest wurde beim Bau der Wohnbauten zerstört.



Der neue jüdische Friedhof wurde anstelle des alten neben dem städtischen Friedhof errichtet und dient bis heute seinem Zweck.



1969 wurde ein Denkmal für die Ermordeten des Holocausts aufgestellt. Der Davidstern hatte zuvor die Spitze der Kuppel der neologischen Synagoge geschmückt, war aber nach deren Umfunktionierung abmontiert worden und bekam hier eine neue Funktion.


Symbolische Grabstellen mit Erinnerungstafeln an Ermordete.


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