3.8.2013
Bevor an einem heißen Augustnachmittag ein Fußballspiel besucht wurde, wurde ein wenig durch den Marchfelder Ort Strasshof an der Nordbahn spaziert. Rund Menschen 8.700 Menschen leben hier heute.
Strasshof ist geprägt durch den einst größten Verschubbahnhofs Österreichs wenn nicht Mitteleuropas, der von 1908 bis 1959 in Betrieb war. Die Güterzüge, welche die Kohle für Wien aus dem mährisch-schlesischen Kohlerevier brachten, wurden hier geteilt.
Alte Eisenbahnerwohnhäuser. Vor der Errichtung des Bahnhofs hatten in Strasshof 1900 nur 59 Menschen gelebt, 1910 waren es schon 427, 1923 1.106 und 1934 2.665. Geschichte und Entwicklung des Ortes ist untrennbar mit der Eisenbahn verbunden.
Ein kurioses kleines altes SPÖ-Lokal steht recht prominent am Bahnhofsplatz. Die genaue Funktion ist mir nicht bekannt, aber ein Blick durchs Fenster zeigte originale Siebziger-Jahre-Tapeten an den Wänden und über einem Tisch und einem Sessel an der Wand hängend ein gerahmtes Portrait von Franz Jonas als Bundespräsident, daneben kleinere Bilder seiner Vorgänger Karl Renner und Adolf Schärf. Franz Jonas war von 1965 bis 1974 Bundespräsident. Aufgrund des Zustands ist anzunehmen, daß das kleine Haus in dieser Zeit zuletzt genutzt wurde.
Auf der Hauptstraße ist seit 1978 eine 1944 gebaute Dampflokomotive aufgestellt.
In der NS-Zeit stand neben der großen Bahnhofsanlage von 1941 bis 1945 ein KZ, das in der Mord-Logistik als Durchgangslager (DULAG) für die Deportationszüge in die Konzentrations- und Vernichtungslager fungierte. Rund 20.000 Menschen waren an diesem Ort eingesperrt, 6.000 starben hier an den unmenschlichen Lebensbedingungen, an Folter oder wurden schlicht ermordet. Zuletzt waren hier hauptsächlich ungarische Juden. Sie waren zur Zwangsarbeit am Bahnhof und in der Umgebung gezwungen und wurden auch an lokale Betriebe und Privatpersonen abgestellt. Eine lokale Initiative Verein Arbeitsgruppe Strasshof (VAS) engagierte sich für ein Denkmal, das hier im Herbst 2011 errichtet wurde.
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