Freitag, 16. August 2013

St. Peter in der Au

15.8.2013

St. Peter in der Au liegt im Westen Niederösterreichs. Rund 5.000 Menschen leben hier. Ein Fußballspiel wurde besucht.

Das Schloß St. Peter in der Au wurde ursprünglich im 12.Jh. als Burganlage erbaut und im 16.Jh. zu einem Renaissanceschloß umgebaut. Bemerkenswert sind der romanische Bergfried und die Wehrgangbrücke zur Pfarrkirche.



Seit 1999 ist im Schloß das Gemeindeamt untergebracht, weiters finden hier diverse Veranstaltungen statt. Ein schöner Spruch steht heute über dem Portal: „Einst Herrschaftssitz − nun Haus für alle.“


Über Jahrhunderte war das Schloß nicht ein öffentlicher Ort für die Bevölkerung, sondern der Ort ihrer Unterwerfung und Erniedrigung. In den Bauernkriegen des 16.Jh. wurde der Schloßherr Wilhelm Seemann von Mangern 1597 von den aufständischen Bauern hier eingeschlossen und erst nach dem Versprechen freigelassen worden, daß ihre alten Freiheitsrechte wieder gelten würden. Das wurde natürlich nicht eingehalten, der Aufstand blutig niedergschlagen und Anführer der Revolte hingerichtet. Der Schloßherr ließ sich eine besondere Rache an seinen Untertanen einfallen: Fortan mußten die Männer über 15 Jahren jedes Jahr am Jahrestag der Belagerung des Schlosses vor diesem Erscheinen, den Aufstand Unrecht nennen und um Gnade und Schutz durch den Schloßherrn bitten. Diese Abbitte (anfangs knieend) mußte die Bevölkerung 250 Jahre lang vor ihrer Herrschaft leisten und wurde erst mit der Aufhebung der Grundherrschaft in der Revolution 1848 beendet.


Der Marktturm am Marktplatz des Ortes wurde wohl um 1600 errichtet.


Der Marktplatz mit einigen größeren Bürgerhäusern aus dem 16./17.Jh.


1944/45 wurden 15.000 ungarische Jüdinnen und Juden zur Zwangsarbeit nach Wien und Niederösterreich verschleppt. Im Juli 1944 wurde eine Gruppe von zwanzig Menschen zur Bogenmühle im Süden von St. Peter gebracht; aus St. Valentin, wo ein Durchgangslager bestand, wo sie sich Arbeitgeber als Arbeitssklavinnen und Arbeitssklaven holen konnten. Als das Kriegsende näher kam, bekam der Bürgermeister den Befehl, sie erschießen zu lassen. Doch die 19-jährige Maria und die 18-Jährige Anna Schmid der Müllersfamilie überzeugten ihn, davon abzulassen und bauten ein Versteck, in dem sie die Menschen bis zur Befreiung versteckten und mit Nahrung versorgten. Alle überlebten. Die Rettung der Menschenleben war die große Ausnahme. In ganz Niederösterreich wurden in den letzten Tagen und Wochen der NS-Herrschaft hunderte über das Land verteilte jüdische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter umgebracht. Allein in der Umgebung von St. Peter wurden 76 in Göstling umgebracht, 96 in Randegg, 16 in Gresten und 220 in Hofamt Priel. Maria und Anna Schmid handelten in höchster Gefahr für das eigene Leben. Weiteres zur Rettung in St. Peter ist auf erinnern.at nachzulesen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen