Samstag, 21. Juli 2012

Senec

20.7.2012

An einem wolkenverhangenen, regnerischen Freitagabend im Juli führte ein Ausflug ins westslowakische Senec zu einem Fußballspiel. Rund 17.000 Menschen leben in der Stadt, die ungarisch Szenc heißt (der deutsche Name wäre Wartberg).

Bis zum Zweiten Weltkrieg war die Stadt überwiegend ungarisch (1930 58%), heute ist die Bevölkerung zu 77% slowakisch und nur mehr zu 22% ungarisch. Nach 1945 wurden hier im Zuge des sogenannten Bevölkerungsaustausches aus Ungarn zwangsumgesiedelte Slowakinnen und Slowaken angesiedelt. In den 70er und 80er Jahre wurde die Stadt massiv erweitert. Leider wurde dabei das teilweise aus der Renaissance stammende historische Stadtzentrum großflächig abgerissen, sodaß heute am breiten Boulevard der Hauptstraße nur mehr einzelne Häuser aus der vorigen Jahrhundertwende zwischen Neubauten stehen.


Erhalten wurde das interessanteste historische Gebäude der Stadt, das sogenannte „Türkenhaus“ (Turecký dom bzw. Török-ház). Das zwischen 1556 und 1560 errichtete Renaissancegebäude war ein adeliges Herrenhaus. Es hatte auch eine militärische Schutzfunktion, die wehrhafte Gestaltung des massiven Baus ist noch gut zu erkennen.


Die ehemalige Synagoge wurde ursprünglich 1825 erbaut. 1904 wurde sie zu ihrem heutigen Aussehen erweitert und umgebaut (Jugendstil mit orientalischen Elementen). 1930 waren 306 der 5475 Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt jüdischen Glaubens. 1940 lebten mit Flüchtlingen 450 Jüdinnen und Juden hier, als die ungarischen Behören (die Stadt war von 1938 bis 1945 an Ungarn angegliedert) begannen, sie zur Zwangsarbeit auszuheben. Am 15. Juni 1944 wurden die verbliebenen Menschen nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Die Synagoge wurde verwüstet, diente ab 1953 als Getreidespeicher, dann als Lagerraum für Chemikalien und im Winter für Christbäume.


Die katholische Nikolauskirche (kostol sv.Mikuláša bzw. Szent Miklóstemplom) war ursprünglich ein gotischer Bau aus dem Jahr 1326 und wurde im 16.Jh. im Stil der Renaissance und dann im 18.Jh. im Barockstil umgebaut. Die Fassadengestaltung stammt aus der Wende vom 19. ins 20.Jh.

Die eigentliche Attraktion der Stadt sind die durch den Abbau von Kies und Sand entstandenen großen Schotterteiche, die Slnečné jazerá („Sonnenseen“) genannt werden. Angesichts des Wetters war hier wenig los, aber die zahlreich vorhandene Infrastruktur an Stränden, Liegewiesen, Restaurants, Tretbootverleih und anderen Freizeitbespaßungsanlagen läßt darauf schließen, daß hier bei Sonnenschein wohl die Hölle los ist.


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