Montag, 23. Juli 2012

Přerov

22.7.2012

Im mährischen Přerov (deutsch Prerau), etwas südlich von Olmütz, wurde ein Fußballspiel besucht. Etwa 45.000 Menschen leben in der Stadt.

Am großen Masayrk-Platz (Masarykovo náměstí). Rechts das große Stadthaus (Městský dům), ein 1897 eröffnetes Veranstaltungszentrum. Links ist hinter der Häuserzeile der Turm der Burg zu sehen.


Das historische Zentrum der 1141 erstmals urkundlich erwähnten Stadt befindet sich am Oberen Platz ( Horní náměstí). Hier befinden sich alte Bürgerhäuser aus Renaissance und Barock.


Platzhirsch am Oberen Platz ist das Schloß, das in seiner heutigen Ansicht aus dem 17.Jh stammt, aber auf eine Burg aus dem 14.Jh. zurückgeht. Von 1927 bis 1930 wurde das Schloß renoviert und ein Museum eingerichtet. Das spitze Dach des weithin sichtbaren Turms war 1772 abgedeckt und an seiner Stelle eine Aussichtsplattform für den adeligen Schlossherrn eingerichtet worden. Erst 1997 wurde wieder ein Kegeldach aufgesetzt.



Die in neoromanischem Stil gehaltene ehemalige Synagoge wurde im Jahr 1898 errichtet. Hier befand sich wahrscheinlich bereits seit dem 16.Jh. eine Synagoge. Unter der Nazibesatzung wurden die Prerauer Jüdinnen und Juden (1930: 267) fast alle ermordet und das Gebäude zu einem Lagerraum. 1951 kaufte es die orthodoxe Kirchengemeinde und nutzt es seit 1960 als Kyrill-und-Method-Kirche.

Die schlichte Grünfläche rechts im Bild ist nach dem Prerauer Aufstand Přerovské povstání benannt. Nachdem am Morgen des 1. Mai 1945 der lokale Radiosender nicht nur den Tod Hitlers, sondern fälschlicherweise auch die deutsche Kapitulation vermeldet hatte, wurde in der Stadt die tschechoslowakische Fahne gehißt und begonnen, deutsche Polizisten und Wehrmachtssoldaten zu entwaffnen. Partisanen und geflohene sowjetische Kriegsgefangene aus den umliegenden Wäldern schlossen sich an. In heftigen Kämpfen gewann die Wehrmacht die Kontrolle über die Stadt aber bereits am Nachmittag desselben Tages wieder zurück. 32 Aufständige und 50 deutsche Soldaten wurden dabei getötet. 21 gefangene Aufständische wurden anschließend hingerichtet.

Wenige Wochen später, bereits nach Kriegsende, fand am 18./19. Juni 1945 Stadtrand das Massaker von Prerau (Přerovský masakr) statt. Von einer Siegesfeier heimkehrende tschechoslowakische Soldaten trafen am Bahnhof auf einen Flüchtlingszug mit 265 deutschen Zivilisten, verschleppten diese zur sogenannten Schwedenschanze (Švédské šance) und brachten sie dort um. Der verantwortliche Offizier, ein ehemaliges Mitglied der faschistischen slowakischen Hlinka-Garde, wurde dafür 1949 verurteilt. Nach zwei Jahren Haft wurde er amnestiert − dem „Schlußstrich“-Zeitgeist der Nachkriegszeit entsprechend, gleich wie so viele verurteilte Nazi-Massenmörder, die in Deutschland und Österreich ebenfalls nur erschreckend kurz einsaßen und bald wieder freikamen.

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