23.6.2012
Im Semmeringgebiet liegt die Stadt Gloggnitz, die anläßlich eines Fußballspiels besucht wurde. Knapp über 6.000 Menschen leben hier.
Der 1842 eröffnete Bahnhof Gloggnitz war bis zur Fertigstellung der Semmeringbahn 1854 der Endpunkt der Südbahn. Der erste Wiener Südbahnhof hieß deshalb Gloggnitzer Bahnhof. Für den Betrieb auf der Bergstrecke war und ist Gloggnitz von Bedeutung, da hier lange Züge geteilt und zusätzliche Loks gestellt werden.
Der Lokführer Josef Kiraly aus Bruck an der Leitha war ein Gegner der Naziherrschaft und des Krieges, was er auch aussprach. Dafür wurde er von eifrigen Mitmenschen immer wieder angezeigt und bestraft. Zuletzt zeigte ein Arbeitskollege Kiraly 1944 bei der Polizei in Gloggnitz an, er wurde am Bahnhof verhaftet und starb wenig später im Gefängnis an den Folgen der dortigen Folterungen.
Von 1910 bis zu seinem Tod 1950 hatte Karl Renner einen Wohnsitz in Gloggnitz. An ihn erinnert die hier zu sehende, 1945 nach ihm benannte, Karl-Renner-Brücke (erbaut 1927) sowie der 1970 in Karl-Renner-Platz umbenannte Hauptplatz mit einem Renner-Gedenkstein und einer Tafel an einer Hauswand. Das in seiner ehemaligen Villa befindliche Karl-Renner-Museum wurde anschließend an die Stadtbesichtigung besucht.
Hoch über der Stadt liegt das Schloß Gloggnitz. Es ist ein 1094 gegründetes ehemaliges Benediktinerkloster, das 1803 aufgelöst und säkularisiert worden war.
Der Eingang zum Schloß/Kloster ist noch sehr mittelalterlich wehrhaft und erfolgt über ein spätgotisches Torhaus.
Das innere Torhaus (trägt die Jahreszahl 1555), links schließt die hohe Wehrmauer aus dem 15./16.Jh. an und rechts ein Bauteil aus der Renaissance.
Inmitten des im 18.JH. barock gestalteten Klosters steht die einst romanische (12.Jh.) und heute auf einem gotischen Kern aufbauend barocke Kirche Maria Schnee.
Direkt an der Mauer steht die frühgotische (1322) St.-Michaels-Kapelle.
Der Gloggnitzer Hauptplatz, seit 1970 Karl-Renner-Platz.
Die ursprüglich 1001, 1101 oder 1102 errichtete St.-Othmar-Kapelle oder Marktkapelle war einst das Zentrum des Orts, oft in Kriegen oder bei Bränden zerstört. Die heutige Gestalt stammt aus dem 14.Jh.
Auf einer Anhöhe über dem Hauptplatz liegt die Christkönigskirche. Mit dem Bau, der als Pfarrkirche die alte Schloß- bzw. Klosterkirche ablöste, wurde nach Plänen von Clemens Holzmeister 1933 begonnen. Ein ambitioniertes Projekt, mitten in der Weltwirtschaftskrise. So war 1934, als die Bauarbeiten schlußendlich gestoppt wurden, nur der hier zu sehende Turm fertiggestellt. Von 1956 bis 1962 wurde dann nach geändertem Plan das Kirchenschiff doch noch gebaut.
In diesem Haus auf der Hauptstraße befand sich im ersten Stock ab dem Jahr 1873 ein Bethaus der Gloggnitzer Jüdinnen und Juden. Schon bald nach Beginn der Naziherrschaft mußte die Israelitische Kultusgemeinde Neunkirchen im Juni 1938 die Miete kündigen. 1944 kam ein fürchterliches Kapitel der jüdischen Geschichte von Gloggnitz hinzu, als bei der Zementfabrik ein Zwangsarbeitslager für ungarische Juden (Männerlager) und Jüdinnen (Frauenlager) bestand.
1852 als Schule errichtet, diente das Gebäude von 1898 bis 1967 als Rathaus, wofür als Erkennungszeichen der Turm aufgesetzt wurde. heute ist hier eine Schule und eine Bücherei untergebracht.
Die Trafikantin Zenzi Hölzl (eigentlich hieß sie Kreszentia, geb. 1893 und gest. 1958) war von 1948 bis 1958 Bürgermeisterin von Gloggnitz und damit die erste Frau, die in Österreich Bürgermeisterin wurde. Unter ihrer Ägide wurde das Freibad errichtet, die Wasserversorgung erneuert und eine Mutterberatungsstelle eingerichtet. An die SPÖ-Politikerin Hölzl erinnert eine (eher unscheinbare und kurze) Zenzi-Hölzl-Straße oder die hier zu sehende Tafel an einem Wohnhaus.
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