Donnerstag, 3. Juni 2010

Blätter, Mai 2010



Blätter für deutsche und internationale Politik
Heft 5/2010
128 S.








Zwei interessante Essays zu linker Politik bietet das Mai-Heft. Tony Judt und Birgit Mahnkopf sehen beide die Zukunftschance der Sozialdemokratie in der Entmystifizierung ökonomistischen, neoliberalen Denkens. Mit durchaus unterschiedlichen Ansätzen. Setzt Judt auf Rückbesinnung, legt Mahnkopf ihr Augenmerk auf Zukunftskonzepte.

Tony Judt legt das Schwergewicht auf die Erinnerung an die Leistungen des Sozialstaats, die in den letzten Jahrzehnten abgebaut wurden. "Sollte die Sozialdemokratie eine Zukunft haben, so als eine 'social democracy of fear', eine Sozialdemokratie der Besorgnis. Statt zu versuchen, eine optimistische Fortschrittssprache zu restaurieren, sollten wir lieber anfangen, uns mit der jüngeren Vergangenheit wieder vertraut zu machen. Die erste Aufgabe für radikal Andersdenkende besteht heute darin, ihrem Publikum die Errungenschaften des 20. Jahrhunderts ins Gedächtnis zu rufen, und gleichzeitig bewusst zu machen, welche gefährlichen Folgen unser blinder Eifer, diese abzuwracken, wahrscheinlich nach sich zieht." schreibt Judt.

Birgit Mahnkopf tritt ebenfalls für einen "Machtwechsel der Ideen" und "die Entzauberung des neoliberalen Glaubens" ein. Letzterer kann für sie aber nur "durch nicht minder mutige Utopien" gebrochen werden. Als Paradigmen, die entzaubert und durch zukunftstaugliche Alternativkonzepte ersetzt" werden müßten, identifiziert sie Wettbewerb und internationale Wettbewerbsfähigkeit (sie stellt dagegen Kooperation statt Konkurrenz), die Fixierung auf Steigerung von Effizienz und Produktivität (zu eindimensional, oft kurzsichtig gedacht statt langfristig sinnvoll), die Kritik des Protektionismus (stattdessen Handel nicht als Selbstzweck, sondern als Mittel sehen) sowie das zentrale Wachstumsparadigma (Fokus auf Umverteilung statt Fetisch Wachstum).

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