Samstag, 26. Mai 2018

Aigen-Schlägl

26.5.2018

Im oberösterreichischen Aigen-Schlägl wurde ein Fußballspiel besucht. 3.200 Menschen leben in der 2015 durch Fusion der zuvor eigenständigen Gemeinden Aigen im Mühlkreis und Schlägl entstandenen Gemeinde, davon rund 1.900 in Aigen und 1.200 in Schlägl.

Das Stift Schlägl wurde vermutlich 1202/03 zunächst als ein Zisterzienserkloster namens „Slage“, lateinisch „Plaga“, gegründet, aber schon 1209/10 oder im Winter 1210/11 wohl mangels wirtschaftlicher Grundlage wieder aufgelöst. 1218 wurde es als Prämonstratenser-Kloster neugegründet. Nach Kriegs-Zerstörungen wurde die Klosteranlage bis 1448 wieder aufgebaut. Weitere Wiederaufbauten erfolgten nach den Zerstörungen durch die Bauernaufstände gegen ihre Unterdrückung von 1594 und 1626 und nach einem Brand von 1850. 1594 wurde der Propst von den gegen ihre Unterdrückung und für bessere Lebensverhältnisse kämpfenden Bauern zeitweise nach Böhmen vertrieben. 1626 setzten sie das Kloster in Brand und brannten es nieder. Die Nazis lösten das Stift 1941 auf, nach der Befreiung 1945 wurde es wieder in Betrieb genommen.


Die Stiftsbrauerei Schlägl besteht seit 1580.


Das ehemalige Gemeindeamt von Schlägl. 2014 wurde eine Volksbefragung über eine Gemeindezusammenlegung in Aigen im Mühlkreis und Schlägl abgehalten und diese nach positivem Ergebnis 2015 vollzogen.


Die Pfarrkirche von Aigen wurde 1897 bis 1901 neu errichtet, wobei der 1856 wiederhergestellte spätgotische Turm des Vorgängersbaus erhalten und integriert wurde. Die für den neuen Kirchenbau abgerissene alte Kirche wurde 1484 bis 1529 erbaut, hatte aber durch Brände 1802 und 1852 Schäden erlitten. Die Einrichtung in neogotischem Stil ist aus den Jahren 1901 bis 1912.


Marktplatz in Aigen


Vier Stolpersteine für Elisabeth und Isidor Baumann sowie ihre Söhne Hans und Karl. Die jüdische Familie Elisabeth und Isidor Baumann hatten in Aigen ein Geschäft für Waren aller Art betriebn, welches ihr Sohn Hans mit seiner Ehefrau Paula Baumann, einer Katholikin, weiterführte. Hans Baumann war an der Gründung der lokalen Rettung maßgeblich beteiligt und engagierte sich bei der Feuerwehr. Er zählte zu den ersten Bewohnern Aigens, die einen Führerschein erwarben und hatte einen Gewerbeschein für Fotografie. Während der Novemberpogrome 1938 wurde sein Geschäft von Aigner Nazis mit der Aufschrift „Nur ein Schwein kauft bei einem Juden ein“ beschmiert. Als er die Parole entfernte, wurde er wegen Beschädigung von Staatseigentum eine Woche lang eingesperrt. Danach wurde er ins KZ Dachau deportiert, wo er im Winter bei eisigen Temperaturen Zwangsarbeit leisten musste. Mit schweren Erfrierungen kam er im März 1939 für zwei Wochen nach Hause, wo er die Zwangsübersiedlung der von den Nazis aus ihrem Heimatort ausgewiesenen Familie nach Wien organisieren musste. Die Töchter waren sieben und sechs Jahre alt. In Wien musste er sich als ehemaliger KZ-Häftling wöchentlich bei der Polizei melden. Einer bezahlten Arbeit durfte er nicht mehr nachgehen. Am 20. Oktober 1939 wurde Hans Baumann mit 911 weiteren Jüdinnen und Juden mit dem ersten Deportationstransport von Wien nach Nisko im von der deutschen Wehrmacht eroberten Polen deportiert. Das Versprechen lautete, dort könnten sie sich eine neue Existenz aufbauen. Die SS nahm jedoch allen Deportierten noch während des Transportes die Personalpapiere ab. Am Zielort angekommen, mussten die Deportierten ein Arbeitslager errichten. Baumann konnte flüchten und gelangte über die deutsch-sowjetische Demarkationslinie. Von der SS gejagt, durchschwamm er bei frostigen Temperaturen den Fluss San und erreichte nach einem Fußmarsch von 180 Kilometer das sowjetisch besetzte Lemberg. Im Mai 1940 wurden Baumann im Rahmen einer Verhaftungswelle durch die stalinistische Geheimpolizei eingesperrt und nach Archangelsk in den Nordwesten Russlands verschleppt, wo er an Erschöpfung starb. Die Eltern wurden 1942 von den Nazis in das von ihnen eingerichtete Ghetto in Opole deportiert und dort ermordet. Karl Baumann hatte ab 1932 in Prag gelebt. Von dort aus wurde er im Juli 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert und von dort im Oktober 1942 ins Vernichtungslager Treblinka, wo er noch vor Jahresende umgebracht wurde.

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