Montag, 13. Oktober 2014

Poprad

11.10.2014

Im slowakischen Poprad am Fuß der Hohen Tatra wurde ein Fußballspiel besucht. Rund 52.000 Menschen leben hier.

Die heutige Stadt Poprad entstand erst in der Nachkriegszeit durch Zusammenschluss der Gemeinden Poprad (Deutschendorf), Spišská Sobota (Georgenberg), Veľká (Felka), Stráže pod Tatrami (Michelsdorf) und Matejovce (Matzdorf). Seit dem 13.Jh. wurde die Gegend von deutschen Siedlern bewohnt. 1930 lebten in den verschiedenen Gemeinden der heutigen Stadt zwischen einem Fünftel und einem Drittel Deutschsprachige. Eine eigene Nazi-Partei der deutschen Minderheit trieb unter Franz Karmasin im Hitler-Vasallenstaat Slowakei ihr mörderisches Unwesen. Der multiethnische Charakter ging durch die Folgen des Zweiten Weltkriegs zu Ende. Das eigentliche Poprad war bis ins 18.Jh. ein unbedeutender Ort, was sich im Lauf des 19.Jh. durch Tourismus, Bergbau, Industrialisierung und die Erschließung durch die Eisenbahn änderte. Hier das ehemalige Dampfkraftwerk, in dem heute eine Kunstgalerie ist.


Ein Überbleibsel aus der Zeit des Kommunismus: Ein Wandgemälde, das sowjetische Soldaten und slowakische Dorfbevölkerung beim gemeinsamen Feiern zeigt.


Straßenszene


Die katholische Kirche hat ihren Ursprung in der zweiten Hälfte des 13.Jh. Für die deutschen Städte in der Zips typisch ist der daneben freistehende Glockenturm aus dem 16.Jh.


Der Hauptplatz von Poprad mit der 1829 bis 1834 in klassizistischem Stil errichteten evangelischen Kirche, die unmittelbar neben der katholischen Kirche steht.


Denkmal für die Befreiung Poprads und die dabei getöteten sowjetischen Soldaten im Jänner/Februar 1945. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die deutsche wie auch die ungarische Bevölkerung aus der Zips vertrieben. Im Frühjahr 1946 bestand dafür in Poprad ein sogenanntes „Aussiedlerlager“, wo die Menschen gesammelt und dann abtransportiert wurden. Der Bevölkerungsverlust wurde vom Staat durch verstärkte Industrieansiedlung ausgeglichen, sodass die Bevölkerung insgesamt von 1940 11.000 auf 1980 38.000 und 1991 55.000 anstieg.


In den letzten Augusttagen 1944 bis Anfang September wurde Poprad wie große Teile der Zips durch aufständische Einheiten des Slowakischen Nationalaufstands gehalten, die gegen den slowakischen faschistischen Staat und die deutsche Wehrmacht kämpften. Die hier lebende deutschsprachige Zivilbevölkerung, deren Männer zur Wehrmacht und SS eingezogen wurden, wurde dabei leider auch zum Ziel von Morden und Racheaktionen.


1942 wurde vom slowakischen Staat in Poprad ein Sammellager für Jüdinnen und Juden eingerichtet von wo aus zehntausende Menschen nach Auschwitz deportiert wurden. Am Bahnhof erinnert seit 2002 eine Gedenktafel an den Zug vom 25. März 1942, der 999 Mädchen und junge Frauen als ersten Transport der zuvor beschlossenen „Endlösung“ zur Ermordung führte. Allein von März bis Mai wurden von Poprad aus rund 28.000 slowakische Jüdinnen und Juden in die Vernichtungslager deportiert, bis Jahresende waren es 57.628. Dann wurden die Deportationen unterbrochen, aber nach der Niederschlagung des Slowakischen Nationalaufstands 1944 im Zuge der Repression wiederaufgenommen. Rund 75.000 slowakische Jüdinnen und Juden wurden im Holocaust ermordet.


In der 1906 errichteten ehemaligen Synagoge ist seit Jahrzehnten eine Druckerei untergebracht, In Poprad war im Zuge des Wirtschaftsaufschwungs Ende des 19.Jh., eine jüdische Gemeinde entstanden. Im November 1938 wurde 208 Jüdinnen und Juden aus Poprad von den slowakischen Behörden zusammengefangen und im Niemandsland zwischen der slowakischen und ungarischen Grenze ausgesetzt. Sie hatten dort mehrere Wochen unter schwierigsten Umständen zu vegetieren bis ihnen die Rückkehr erlaubt wurde. Nach der Gründung der unabhängigen Slowakei als Hitler-Vasallenstaat im März 1939 steigerten sich die Übergriffe und Attacken von staatlicher Seite, von den slowakischen Faschisten (Hlinka-Garde) und den Nazis der deutschen Volksgruppe auf die jüdische Bevölkerung. 1941 wurden jüdische Geschäfte geschlossen und teilweise geraubt, „arisiert“, und ein Zwangsarbeitslager für die arbeitslosen Juden eingerichtet.


Eine Gedenktafel an der ehemaligen Synagoge erinnert an die im Holocaust Ermordeten. Im März 1942 wurden 63 junge jüdische Frauen aus Poprad mit dem Frauentransport nach Auschwitz und dutzende Männer via Žilina ins KZ Majdanek verschleppt. Im April 1942 begann die Deportation von ganzen Familien erst ins Sammellager in Poprad und dann nach Auschwitz. 1944 lebten noch 98 Jüdinnen und Juden in Poprad, im Zuge des Slowakischen Nationalaufstands flohen einige Familien in die Wälder oder suchten auf Bauernhöfen Zuflucht. Die übrigen wurden von den einrückenden deutschen Soldaten entweder auf der Stelle umgebracht oder in die Vernichtungslager deportiert.
Nach der Befreiung kehrten einige überlebende Poprader Jüdinnen und Juden zurück, bis 1949 emigrierten aber fast alle nach Israel.


Der jüdische Friedhof wurde wahrscheinlich im späten 19.Jh. von der orthodoxen Gemeinde angelegt. Ein Weg teilt die Gräber in einen männlichen und einen weiblichen Teil. Die auch deutschen und ungarischen Inschriften der etwa hundert erhaltenen Grabsteine zeigen die verlorengegangene sprachliche Vielfalt.


Spišská Sobota (Georgenberg) ist die älteste der Ortschaften, aus denen die heutige Stadt Poprad gebildet wurde. Schon gegen Ende des 12. Jh. war es als damals noch slowakische Siedlung ein Marktzentrum der Umgebung. Das Zentrum dominieren teilweise sehr pittoreske Häuser..


Die katholische Pfarrkirche von Spišská Sobota stammt aus der Mitte des 12.Jh. und ist das älteste Gebäude hier. Der freistehende Glockenturm wurde 1588/89 im Stil der Renaissance errichtet.


Es ist Herbst.

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