Freitag, 22. August 2014

Helsinki

21.8.2014

In der finnischen Hauptstadt wurde ein Fußballspiel besucht. Es leben hier rund 600.000 Menschen.

Die Stadt Helsinki wurde 1550 während der seit dem 12.,Jh. bestehenden Zugehörigkeit Finnlands zu Schweden gegründet (schwedisch heißt sie Helsingfors). Helsinki blieb lange ein unbedeutender Ort. 1808 wurde die Stadt von Russland erobert und kam 1809 mit ganz Finnland unter russische Herrschaft. 1812 löste Helsinki Turku als wichtigste Stadt des Landes ab, weil es näher bei St. Petersburg lag. Die russische Herrschaft ließ ein von deutschen Architekten (v.a. Carl Ludwig Engel) geplantes Stadtzentrum in klassizistischem Stil errichten und baute Helsinki zur repräsentativen Hauptstadt aus. Der Senatsplatz (Senaatintori) ist ein klassizistisches Ensemble.


Hauptblickfang ist der zwischen 1830 und 1852 in klassizistischem Stil errichtete Dom (Helsingin tuomiokirkko oder Suurkirkko). Zunächst war die Kirche zu Ehren des russischen Zaren Nikolaus I. nach dessen Namenspatron, dem hl. Nikolaus, benannt. Heute ist es die Kathedrale der evangelisch-lutherischen Kirche.


Hafen


Ein Kunstwerk namens Bad Bad Boy.


Die Uspenski-Kathedrale der orthodoxen Kirche Finnlands wurde 1868 in russisch-byzantinischem Stil fertiggestellt. Orthodoxes Christentum gibt es hier seit der russischen Zeit. Nachdem Finnland 1917 unabhängig geworden war, wurde der Name in Suurkirkko („Großkirche“) geändert.


Der Hauptbahnhof (Helsingin päärautatieasema) wurde 1919 nach 15 Jahren Bauzeit fertiggestellt und zeigte eine Kombination von Elementen des Jugendstils und des Neoklassizismus.





Die 1971 nach einem Entwurf von Alvar Aalto fertiggestellte Finlandia-Halle (Finlandia-talo) ist eine funktionell geplante Veranstaltungshalle. 1975 fand hier die erste Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) statt. Für den Ostblock brachte sie die Anerkennung der Grenzen der Nachkriegsordnung, das Prinzip der „Nichteinmischung“ in die inneren Angelegenheiten und einen stärkeren wirtschaftlichen Austausch mit dem Westen. Im Gegenzug machte der Osten Zugeständnisse bei den Menschenrechten. Der sich mit den Menschenrechten befassende Teil wurde Grundlage für die Arbeit vieler osteuropäischer Dissidentinnen und Dissidenten wie der Bürgerrechtsbewegung in der DDR, der Charta 77 in der Tschechoslowakei, die sich auf die Akte von Helsinki beriefen.


Blick auf einen See im Park



Dieses 1970 enthüllte Denkmal erinnert an die Opfer des finnischen Bürgerkriegs von Jänner bis Mai 1918 auf Seiten der unterlegenen Arbeiterinnen und Arbeiter. Die Skulptur von Taisto Martiskainen heißt Crescendo, ein musikalischer Begriff, der Stärke bedeuten soll. In der expressionistischen Skulptur schauen aus den Falten Menschen hervor, die versuchen dem Gefängnis zu entkommen und das Leiden veranschaulichen. An der Rückseite sind Gedichte eingraviert. Zudem gibt es ein Fragment der Internationale und auf der Vorderseite liest man in finnisch den Text „Gekämpft an der roten Front, zur Erinnerung an die Männer und Frauen, die in Gefangenenlagern umgekommen sind.“ Auf der Rückseite steht übersetzt „Wenn alle Straßen enden, muss man denken.“


Im finnischen Bürgerkrieg von Jänner bis Mai 1918 starben insgesamt rund 30.000 Menschen auf beiden Seiten, davon etwa 5.000 Soldaten und 25.000 Zivilistinnen und Zivilisten. Nach dem Sieg der bürgerlich-nationalen „Weißen“ über die sozialistische Revolution wurden 70.000 Sympathisantinnen und Sympathisanten des „roten Finnland“ in Konzentrationslager gesperrt, darunter viele Frauen und Kinder. Binnen sechs Monaten starben dort 12.000 Menschen elendig an Seuchen und den unmenschlichen Lebensbedingungen. Im größten Konzentrationslager, der Festungsinsel Suomenlinna vor Helsinki, wurden 3.000 Gefangene erschossen, gehängt, mit dem Bajonett erstochen und erschlagen.


Das im Jahr 2000 enthüllte Denkmal für die deportierten jüdischen Flüchtlinge (muistomerkki juutalaisten pakolaisten) im Park am Tähtitorninmäki erinnert an acht jüdische Flüchtlinge, die von Finnland 1942 an Deutschland ausgeliefert und in Auschwitz ermordet wurden.


Die Sowjetunion hatte gegen Finnland 1939/40 Krieg geführt. Finnland hatte in höchster Not widerstanden und nutzte den Überfall Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion 1941 um seinerseits nun die Sowjetunion anzugreifen. Bis 1944 die deutsche Niederlage unverkennbar war und Finnland die deutsche Wehrmacht mit Gewalt aus dem Land warf, stand Finnland auf der Seite Hitlers. Die damals rund 2.000 finnischen Jüdinnen und Juden wurden nicht verfolgt. In den Reihen der finnischen Armee kämpften im Zweiten Weltkrieg etwa 300 Juden als wehrpflichtige Soldaten an der Seite der deutschen Wehrmacht gegen die Sowjetunion.
Die nur 150 jüdischen Flüchtlinge aus Mitteleuropa, die es nach Finnland geschafft hatten, wurden in Arbeitslagern interniert. Auf deutschen Wunsch wollte die finnische Geheimpolizei zwischen 20 und 50 von ihnen an die Deutschen ausliefern, mußte dies nach Veröffentlichung aber offiziell abblasen. Immerhin acht Flüchtlinge lieferte Finnland 1942 aber aus. Sie wurden alle in Auschwitz umgebracht. Das Thema wurde in der finnischen Öffentlichkeit kontrovers diskutiert. Laut Polizei und Innenminister waren die Flüchtlinge nur „Saboteure, Spione und Ganoven“.
Es waren dies aus Österreich Heinrich und Kurt Huppert und die Familie Georg und Janka Kollmann mit ihrem in Finnland geborenen kleinen Sohn Franz Olof, aus Lettland Hans Robert Martin Korn und Elias Kopelowski sowie aus Deutschland Hans Eduard Szübilski. Flucht war ihr Verbrechen.
Neben diesen prominenten Fällen übergab Finnland bis 1944 etwa 130 weitere Zivilpersonen und über 2.600 sowjetische Kriegsgefangene, unter ihnen bis zu 70 Juden, an die SS, die Gestapo und die Wehrmacht. Man muss davon ausgehen, dass dies die meisten nicht überlebten.

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