Freitag, 19. September 2025

Heldenberg

19.9.2025

Im niederösterreichischen Heldenberg habe ich ein Fußballspiel besucht. 1.500 Menschen leben in der aus fünf Ortschaften bestehenden Gemeinde.

1971 wurden Glaubendorf, Kleinwetzdorf und Großwetzdorf zusammengeschlossen und die neue Gemeinde nach der im Schlosspark von Kleinwetzdorf 1849 errichteten Kriegs-Gedenkstätte Heldenberg benannt. 1972 kam auch noch die Gemeinde Thern mit den Ortschaften Oberthern und Unterthern zu Heldenberg dazu.

Joseph Gottfried Pargfrieder war ein eher fragewürdiger Herr, der von sich behauptete unehelicher Abstimmung von Habsburgern, teils sogar Kaiser Joseph II. zu sein, aber jedenfalls als Lieferant von Textilien, Schuhen und Lebensmitteln an die Armee in den vielen Kriegen der napoleonischen Zeit und Fabriksproduktion in Pest Anfang des 19.Jh. sehr reich wurde. Er kaufte 1832 das Anwesen in Kleinwetzdorf und ließ hier eine Ruhmeshalle für die Kriege der von ihm verehrten Habsburger bauen. Einer der Feldherren der Kriege der Habsburgermonarchie war Graf Radetzky, der durch erfolgreiches Töten der gegnerischen Soldaten durch seine Truppen und Siege in Schlachten populär war, aber sich durch Glücksspiel hoch verschuldete. Pargfrieder bezahlte seine Spielschulden im Austausch dafür, dass sie Radetzky per Testamentsverfügung hier bestatten ließ und Pargfrieder konnte sich somit eine Art Kriegs-Heiligtum schaffen. Zum Begräbnis Radetzkys 1858 kam selbst der Kaiser Franz Joseph hierher, der Pargfrieder auch zu einem Adeligen erhob. Pargfrieder selbst ließ sich auch hier begraben, obskurerweise in einer Ritterrüstung und sitzend. Das Kriegs-Heiligtum bejubelt die Kriege von 1848 und 1849,mit denen die Habsburger mit blutiger militärischer Gewalt und vielen Toten ihre Herrschaft gegen die zahlreichen Freiheitsbestrebungen retteten. Die Kriegszüge zur blutigen Unterdrückung der Revolutionen in Ungarn und Italien werden in Pargfrieders Inszenierung auf Basis der Habsburger-Geschichtsversion als Kriege „für das Vaterland“inszeniert und die kommandierenden Offiziere als Helden mit zahlreichen Büsten und Statuten gefeiert. Eingerahmt in einen Park mit weiteren Büsten von Habsburgerkaisern und ihren Feldherren in vergangenen Jahrhunderten. Nicht erwähnt wird die blutige Eroberung des revolutionären Wiens 1848 durch die Habsburgerarmee mit tausenden Toten, obwohl das im selben Kontext wie die anderen Kriege 1848/49 war. Der Artilleriebeschuss Wiens und das massenhafte Töten während und nach der Eroberung zur Wiederherstellung der Macht der Habsburger und Vernichtung der Freiheitsbestrebungen der Bevölkerung passte wohl nicht so ganz in die Erzählung.


Im Gebäude gibt es eine unkritische historische Austellung zu den Kriegen der ersten Jahrzehnte des 19.Jh. und der Kavallerie der Habsburgerarmee
Dass man der Anlage später wenig Bedeutung zumaß, zeigt sich daran, dass schon 1870 die Bahnstrecke der Franz-Josefs-Bahn von Wien nach Budweis quer durch zwischen Schloss und Park gebaut wurde.


Das Schloss Wetzdorf in Kleinwetzdorf geht auf eine mittlelalterliche für Kriege befestigte Hofanlage zurück, die im Lauf der Jahrhunderte verschiedene adelige Besitze hatte bis sie 1832 Joseph Gottfried Pargfrieder erwarb, 1833 bis 1841 das Gebäude zu einem Schloss im klassizistischen Stil umbauen ließ und den Schlosspark im Stil der Zeit als Landschaftsgarten gestalten ließ.

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