Samstag, 17. Dezember 2022
Ancona
17.12.2022
In der italienischen Stadt Ancona wurden ein Fußballspiel und noch ein anderes Fußballspiel besucht. 99.000 Menschen leben in der Hafenstadt an der Adria und Hauptstadt der Region Marken (Marche).
Das Lazzaretto wurde 1732 als ein fünfeckiger Gebäudekomplex mit einer Fläche von mehr als 20.000m² am Hafen gebaut, um die stationierten Truppen und die Offiziere des Kirchenstaats in einem großräumigen abgeschlossenem Bereich vor Seuchen zu schützen, die von fremden Schiffen eingeschleppt wurden. Eine stets präsente Gefahr in großen Häfen. Später wurde die Anlage als Militärkrankenhaus (daher: Lazarett) und als Kaserne verwendet. Das Pferd ist ein 2017 aufgestelltes Kunstwerk.
Porta Pia, ehemaliges Stadttor aus dem 18.Jh.
Hafen. Ab 774 gehörte Ancona zum Kirchenstaat unter Herrschaft des Papstes, konnte sich aber im 12.Jh. nach schweren, langen und blutigen Belagerungen durch kaiserliche Armeen 1137, 1167 und 1173 unabhängig machen und bestand bis 1532 als Repubblica di Ancona als eigenständige Republik, die sich in jahrhundertelangem Bündnis mit der Republik Ragusa (Dubrovnik) und dem Byzantinischen Reich in Kriegen gegen Venedig 1149, 1173, 1183, 1195, 1229, 1257, 1273, 1277 und 1428 behaupten konnte.
In der Antike wurde die Stadt Ancona im Jahre 387 v.u.Z. von griechischen Kolonisten aus Syrakus auf Sizilien gegründet, die unter der Tyrannenherrschaft des Dionysios I. aus ihrer Heimat verbannt worden waren. Da es Griechinnen und Griechen dorischer Abstammung waren, wird Ancona seit der Antike „die dorische Stadt“ (italienisch la città dorica) genannt. Auch in späterer römischer Zeit ab dem 1.Jh.v.u.Z. behielt Ancona über Jahrhunderte seine griechische Kultur und Sprache. Ancona liegt an einer Landzunge im Meer, die sie
wie ein Ellbogen (griechisch Ἀγκών, Ankon) formt. Daher kommt der Stadtname.
Der romanische Duomo San Ciriaco aus dem 12./13.Jh. steht hoch oben auf der Anhöhe es Monte Guasco, dem ältesten Siedlungskern der Stadt, wo sich in römischer Zeit ein Venus-Tempel befand. In früheren Zeiten stellt das weithin sichtbare Gebäude am Berg einen Orientierungspunkt in der Seefahrt dar. Bei der Bombardierung Anconas durch die österreich-ungarische Marine im Ersten Weltkrieg 1915 wurde der Dom getroffen und schwer beschädigt.
Moderne Nachbildung einer antiken Statue des römsichen Kaisers Trajan.
Straßenszenen. In der Revolution von 1848/49 konnte die Bevölkerung von Ancona wie Rom die Herrschaft des Papstes kurzzeitig beenden und schloss sich der Römischen Republik an. Ein Heer der österreichischen Habsburgermonarchie belagerte Ancona wochenlang, eroberte es, erschoss die Republikanhänger und utnerstellte es wieder dem Kirchenstaat.
In der Settimana rossa, der „Roten Woche“ brach in Ancona von 7. bis 14. Juni 1914 ein Volksaufstand los nachdem die Polizei des Königreichs Italien drei Teilnehmer einer antimilitaristischen Kundgebung (u.a. gegen den italienischen Kolonialkrieg in Libyen) erschossen hatte. In vielen Regionen Italiens wurde daraufhin gestreikt und es kam zu Protestdemonstrationen. Die italienische Marina verlegte Kriegsschiffe nach Ancona, die rund tausend Soldaten zur Unterdrückung des Protests an Land setzte. Insgesamt wurden bei der Niederschlagung tausende Demonstrantinnen und Demonstranten verletzt und 16 getötet.
Am 25. Juni 1920 meuterten in Ancona die Bersaglieri, eine Einheit der italienischen Armee, die sich weigerte, in den aussichtslosen italienischen Eroberungskrieg gegen Albanien gesendet zu werden. Die Revolte breitete sich schnell auf die Stadt Ancona aus, es gab einen Generalstreik und Schusswechsel. Der Aufstand wurde am 28. Juni von anderen Armeeinheiten beendet. Es gab neun Tote.
Schon in der Antike war der Hafen von großer Bedeutung, da es von hier aus den kürzesten Seeweg nach Dalmatien an der Ostküste der Adria gibt. Als der Hafen unter der Regierungszeit des römischen Kaisers Trajan ausgebaut wurde, da der Kaiser ihn als Ausgangspunkt seiner Schiffsreisen benutzte, errichtete man zwischen den Jahren 100 und 115 den Trajansbogen (italienisch Arco di Traiano) zu Ehren des Kaisers. Damals standen oben drauf Statuen des Kaisers Trajan, seiner Frau Plotina und seiner Schwester Ulpia Marcoana. Zwischen den Säulen waren als Schmuck Schiffs-Rammsporn aus Bronze angebracht, derem Halterungslöcher man noch sieht.
Ausgrabungen antiker römischer Hafenanlagen
Mauern des antiken römischen Amphitheaters aus dem 1./2.Jh. mit darüber liegenden Gebäuden aus dem 17. udn 18.Jh. Die Anlage war im 6.Jh. aufgegeben und verbaut worden. Im Jahr 1810 wurde sie wiederentdeckt und 1930 bis 1972 hat man die Reste freigelegt.
Hafenblick. Am Tag der italienischen Kriegserklärung gegen Österreich-Ungarn am 24. Mai 1915 im Zuge des Ersten Weltkriegs bombardierte die österreichisch-ungarische Kriegsmarine Ancona und eine Reihe von italienischen Städten an der Adriaküste. Ancona wurde von See aus eineinhalb Stunden lang von Schiffen aus dem k.u.k. Kriegshafen Pula beschossen. Die Werft und Hafenanlagen wurden ebenso wie zivile Infrastruktur beschädigt. 63 italienische Soldaten sowie zivile Einwohnerinnen und Einwohner Anconas wurden getötet.
Straßenszenen. Auch im Zweiten Weltkrieg war Ancona aufgrund seines Hafens von Bedeutung. Er war das Ziel mehrerer alliierter Luftangriffe. Am 1. November 1943 wurden binnen weniger Minuten tausende Menschen in der Stadt getötet, davon siebenhundert in einem verschütteten Luftschutzkeller. Am 18. Juli 1944 befreiten polnische Soldaten mit Unterstützung italienischer Partisanen Ancona.
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