Freitag, 15. März 2019

Bruck an der Mur

15.3.2019

Im obersteirischen Bruck an der Mur wurde ein Fußballspiel besucht. 15.900 Menschen leben in der aus 16 Orten bestehenden Stadtgemeinde, im eigentlichen Bruck an der Mur selbst sind es 9.100.

In den Kämpfen des Februar 1934 wurde in Bruck blutig gekämpft, als sich Teile der unterdrückten Sozialdemokratie gegen die Abschaffung der Demokratie und Errichtung der Diktatur durch die christlichsoziale Regierung zur Wehr setzten. Die Stadt wurde im Zuge des Aufstands durch den Republikanischen Schutzbund unter dem Abgeordneten des 1933 vom Dollfuß-Regime mit Polizeigewalt zerschlagenen gewählten Nationalrats Koloman Wallisch schnell besetzt. Heftig gekämpft wurde um die Forstschule, in der sich die austrofaschistische Heimwehr verschanzte, sowie um die Gendarmeriekaserne, deren Erstürmung scheiterte und viele Todesopfer forderte. Die von den Schutzbundkämpfern errichteten Barrikaden waren gegen den Artilleriebeschuss durch das in der Nacht auf den 13. Februar anrückende Bundesheer chancenlos. Der Schlossberg wurde von den Militärkanonen beschossen, woraufhin Wallisch mit 400 Schutzbundkämpfern auf die Hochalm flüchtete. Von Gendarmerie verfolgt, versuchte eine Gruppe Schutzbündler, über die verschneite Gleinalpe Jugoslawien zu erreichen. Doch Wallisch wurde gefangen genommen. Um am prominenten Sozialdemokraten Wallisch ein Exempel zu statuieren, wurde von der Bundesregierung eigens das Standrecht verlängert, um ihn nach der Verhaftung und einem einseitigen Standgerichtsprozess am Galgen umbringen zu können. Er wurde am 19. Februar 1934 in Leoben hingerichtet.


Das Denkmal für die Freiheitskämpfer des Februar 1934 am Friedhof St. Ruprecht mit der Inschrift „Den Verteidigern der Demokratie und Opfern des 12. Februars 1934“. Es wurde am 20. Februar 1949 zum Gedenken an die 13 im Zuge der Februarkämpfe in Bruck an der Mur getöteten Angehörigen des Republikanischen Schutzbundes enthüllt. Wallisch Koloman / Bleiweiss Sepp / Brunner Karl / Fleck Gustl / Hahn Hans / Hemmer Leo / Kohlfürst Karl / Linhart Sepp / Neubauer Max / Oswald Otto / Rechberger Franz / Sommersgutter Rudolf / Winter Rupert.


In Sankt Lorenzen im Mürztal kam es im Zuge der blutigen politischen Auseinandersetzungen der Ersten Republik am 18. August 1929 zu einer Straßenschlacht zwischen Sozialdemokraten und austrofaschistischer Heimwehr, bei der drei Sozialdemokraten erschossen wurden und es über fünfzig Verletzte gab.


Die katholische Ruprechtskirche wurde angeblich 1063 geweiht, was aber angezweifelt wird. Als Pfarrkirche wird sie um 1195 bis 1545 genannt. Berühmt sind die gotischen Fresken aus der Zeit um 1416.


Das Kornmesserhaus ließ sich 1499 bis 1505 der Hammerwerks-Besitzer Pankraz Kornmeß errichten. Es ist architektonisch von venezianischen Palästen inspiriert, was aufgrund der gegenwärtigen Baustelle leider nicht zu sehen war. Von 1622 bis 1629 wurde das Kornmesserhaus als Brucker Rathaus verwendet, 1792 wurde es bei einem Stadtbrand schwer beschädigt.


Der Hauptplatz ist nach dem großen Brucker Sozialdemokraten und durch Justizmord hingerichteten Kämpfer des februar 1934 Koloman Wallisch benannt.


Das Rathaus ist im Kern spätgotisch aus dem 16.Jh., nach dem großen Stadtbrand von 1792 wurde es 1795 bis 1798 mit klassizistischer Fassade neu gebaut.


Die katholische Stadtpfarrkirche Mariä Geburt wurde im Zuge des Neubaus der Stadt um 1272 errichtet. Der Chor wurde im ersten Drittel des 14.Jh. gebaut und 1336 geweiht.


In der römischen Antike führte eine römische Straße durch das Murtal und bei Bruck eine Brücke über die Mur. An der Mündung der Mürz in die Mur entstand eine keltoromanische Siedlung, der vicus Poedicum. Die Eigenschaft als Brückenort führt zum heutigen Ortsnamen. Im Frühmittelalter wurde Bruck unter bayrischer Herrschaft erstmals im Jahr 860 schriftlich als Prukka genannt. Die heutige Stadt entstand vermutlich aber aus einer schon im 7.Jh. gegründeten slawischen Siedlung muorica kimundi („Mürzgemünd“). Im Mittelalter war Bruck an der Mur die wichtigste Handelsstadt der Obersteiermark. 1263 wurde die Stadt unter der Herrschaft des böhmischen Königs Ottokar unter seinem Statthalter, dem Bischof von Olmütz neugegründet und das heutige Stadtzentrum planmäßig angelegt und Stadtmauern errichtet, die teilweise heute noch stehen.


Die Ruine der im 13.Jh. errichteten ehemaligen Burg Landskron, die 1792 beim großen Stadtbrand weitgehend zerstört wurde. Der Name Landskron schien erst 1461 auf. Die Steine der Burgruine wurden anschließend zum Wiederaufbau der zerstörten Stadt (164 der 166 Häuser Brucks waren vom Brand zerstört) verwendet und die zuletzt 1642 ausgebauten Mauern weitgehend abgerissen. Der Uhrturm am Schlossberg ist eines der Wahrzeichen von Bruck an der Mur.


Ausblicke vom Schlossberg auf Bruck


Straßenszene



Im Herbst 1944 verschleppten die Nazis zehntausende ungarische Juden in den burgenländisch-südsteirischen Raum, um Panzergräben auszuheben, die das Vorrücken der sowjetischen Armee aufhalten sollten. Das Unterfangen zeigte keine militärischen Nutzen, kostete aber tausenden Menschen in unmenschlichen Arbeitsbedingungen das Leben. Sie waren in menschenunwürdigen Unterkünften untergebracht, froren und hungerten und wer aufgrund Erschöpfung und Krankheit nicht mehr arbeiten konnte, bekam seine Essensration noch einmal gekürzt oder wurde gleich umgebracht. Ab März 1945 wurden die jüdischen Zwangsarbeiter angesichts der herannahenden Front in Todesmärschen zu Fuß quer durch die Steiermark und Oberösterreich zum KZ Mauthausen getrieben. Den hauptsächlich aus alten Männern und Jugendlichen (Volkssturm) aus der jeweiligen Gegend unter SS-Begleitung bestehenden Wachmannschaften wurde befohlen, Nachzügler und Flüchtlinge zu erschießen. Manche brachten Menschen um, die ihre Notdurft verrichten oder Wasser trinken wollten und deshalb aus der Kolonne ausscherten. Andere brachten die ausgemergelten und ausgebeuteten Menschen möglichst schnell und unversehrt durch ihr Rayon. Am nahen Präbichl brachten Volkssturmmännern aus Eisenerz am 7. April 1945 in einem Massaker über 250 der ungarischen Juden um, in dem sie in die Marschkolonne schossen. 23.000 Menschen starben auf diesen Todesmärschen. Bei Bruck an der Mur führten sie hier über diese Wiese neben dem Kreisverkehr im Süden der Stadt. Genau dort errichtete der Brucker Architekt und Künstler Peter Nistelberger ein Mahnmal, das an diesen Todesmarsch erinnern soll: ein großer Stein, ein Findling aus der Mur, zerteilt, dazu eine Kette, fixiert mit einer Art riesiger kreuzähnlicher Akupunkturnadel.

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