Sonntag, 23. Dezember 2018

Lucca

23.12.2018

Im italienischen Lucca wurde ein Fußballspiel besucht. 88.000 Menschen leben hier.

Die heute noch vollständig um den Stadtkern zu sehenden mächtigen Befestigungsanlagen wurden 1504 begonnen und 1645 fertiggestellt. Sie sind ein erhaltenes Zeichen der wehrhaften Unabhängigkeit des einstigen Stadtstaats Lucca. Ab 1369 zuerst als Demokratie (natürlich mit sehr beschränktem Bürgerrecht, nicht im heutigen Verständnis!) und nach 1628 als patrizisch-aristokratische Oligarchie konnte Lucca seine Unabhängigkeit als eine der wichtigsten italienischen Stadtrepubliken neben Venedig und Genua bis zur französischen Besetzung unter Napoleon 1799/1800 behaupten. Nach dem Ende der napoleonischen Herrschaft wurde Lucca als Verschubmasse der Kaiser und Könige zu einem bourbonischen Herzogtum gemacht, 1847 an die von den Habsburgern beherrschte Toskana angegliedert und mit dieser im Zuge der Gründung des italienischen Staats 1859/61 an das entstehende Königreich Italien angeschlossen.


Der Umlauf um die Stadt auf den Mauern dient heute nicht mehr für Kriege sondern als Erholungsraum mit schönen Aussichten auf die Innenstadt, etwa auf den Dom.


Die Kathedrale San Martino stammt aus dem ausgehenden 12.Jh. (1196-1204) und liegt in direkter Nähe zur südlichen Stadtmauer. Eine Statue an der Fassade zeigt den christlichen Heiligen Martin beim mythologischen Teilen seines Mantels.


Im 13. und 14.Jh. zählte Lucca zu den einflussreichsten europäischen Städten. Reichtum und Macht der Stadtrepublik Lucca basierte zu einem großen Teil auf der Textilproduktion. Berühmt war Lucca unter anderem für seine Seide, die überall hin in Europa exportiert wurde. Die Luccheser Zunftgesetze bestraften Bürger mit der Todesstrafe, wenn sie ihr Textilhandwerk außerhalb der Stadtmauern Luccas praktizierten. Politische Unruhen zu Beginn des 14.Jh. führten jedoch dazu, dass viele Luccheser Färber und Seidenweber nach Venedig flüchteten, wo ihnen Asyl und finanzielle Hilfe gewährt wurden, wenn sie in Venedig ihr Gewerbe praktizierten und so den venezianischen Reichtum mehrten.


Die Kirche San Michele in Foro (St. Michael auf dem Forum) wurde ab 1143 auf dem antiken römischen Forum (Marktplatz) errichtet und ist die zweite bedeutende Kirche in Lucca nach dem Dom. Die Außenverkleidung und die Fassade wurden ab 1200 für ein höher geplantes Mittelschiff gebaut, zu dem es dann nicht kam – daher die überproportionale Höhe der Fassade im Vergleich zum Kirchenbau dahinter. Im ausgehenden 13.Jh. wurden die Mittelschiff- und Seitenschiff-Wände nachträglich aufgemauert.


Der städtische Uhrturm (Torre civica delle ore) aus dem 13.Jh.


Der Turm Torre Guinigi wurde im 14.Jh. als einer von mehr als 250 Türmen errichtet, die damals das Stadtbild Luccas (wie dasjeniger anderer Städte) prägten. Er war das Machtsymbol der aristokratischen Familie Guinigi und wurde im 16.Jh. anders als die anderen Türme anderer Adelsfamilien nicht wieder abgerissen, als man von dieser Form der Repräsentation mit Türmen wieder abkam.


Die Piazza dell’anfiteatro ist der Innenraum eines antiken römischen Amphitheaters. Nach dem Ende der römischen Antike wurden aus den Bögen und Mauern der Tribünen die Häuser ringsum gebaut und auch der Innenraum mit Häusern verbaut. Im 19.Jh. hat man die Verbauung des Innenraums abgerissen, die elliptische Form der Arena so wieder zum Vorschein gebracht und den neu gewonnenen Platz zur Piazza umgestaltet. An der Außenseite sind noch Originalteile des Amphitheaters zu erkennen.


Im Zweiten Weltkrieg konnte Lucca am 5. September 1944 von der italienischen Resistenza von der deutschen Besatzung befreit werden. Die Provinz Lucca war in den Monaten davor Schauplatz brutaler Razzien der deutschen Besatzungssoldaten, die dabei in den Dörfern der Monti Pisani 2.000 Menschen umbrachten und 35.000 Einwohnerinnen und Einwohner zur Zwangsarbeit deportierten. 25 km nördlich von Lucca richteten die Deutschen ein Lager ein, in dem sie über 100 Jüdinnen und Juden einsperrten, die sie von hier aus zur Ermordung nach Auschwitz deportieren.


Innerhalb des heutigen Stadtmauerrings aus der Renaissance verlief im Mittelalter die frühere Stadtmauer aus dem 13.Jh., von der nach dem Abriss nur mehr das Stadttor Porta San Gervasio erhalten ist. An der geradlinig verlaufenden Häuserfront daneben ist aber der einstige Verlauf nachvollziehbar.

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