Belgrad, 4.3.2017
In der serbischen Hauptstadt Belgrad wurde Fußball geschaut. Voriges Jahr wurden hier bereits einige Sehenswürdigkeiten der Stadt besichtigt.
Das 1996 in der heutigen Form organisierte Museum der jugoslawischen Geschichte (Музеј историје Југославије, Muzej istorije Jugoslavije) war früher eine Kultstätte des Personenkults um den kommunistischen Diktator Tito, der am Gelände 1980 bestattet wurde. Es besteht aus mehreren Teilen.
Das Museum des 25. Mai (Muzej 25. maj) wurde zu Titos 70. Geburtstag 1962 von der Stadt Belgrad errichtet. Hier wurden die Geschenke ausgestellt, die Tito zu seinen Geburtstagen oder bei Staatsbesuchen erhalten hatte, um dem jugoslawischen Volk Beliebheit seines Herrschers in In- und Ausland vorzuführen. Heute finden hier Sonderausstellungen statt.
Eine der beiden gegenwärtigen Ausstellungen beschäftigt sich mit den sogenannten Gastarbeiterinnen und Gastarbeitern, die in den 1960er und 1970er Jahren zu hunderttausenden von der BRD und zu zehntausenden von Österreich mit Anwerbeabkommen aus Jugoslawien geholt wurden.
Leben in einem anderen Land. Aus einem Familienalbum.
Tito mit dem österreichischen Bundespräsidenten Franz Jonas 1968
Eine alte Ansicht des Wiener Arsenal, 1967 als Geschenk Österreichs an Tito übergeben.
Familiärer Kontakt über Briefe
Beispiel einer Familie in Salzburg
Wohnverhältnisse
Aus einer Serie von zeitgenössischen Collagen
Die zweite Ausstellung im Haus zeigt teilweise sehr bedrückende Bilder aus dem Bürgerkrieg in den 1990er Jahren. Entkräftete Gesichter von Flüchtlingen. Kriegsgefangene, die nicht wissen, ob sie leben oder sterben werden. Zerstörung. Tote.
Nächster Teil des Museumskomplexes ist der Skulpturengarten. Dies klingt etwas größer als es dann ist. Neben zwei Exemplaren einer ikonographischen Statue von Tito aus dem Jahr 1948, die einst in zwanzig Versionen in verschiedenen Städten Jugoslawiens stand, gibt es diverse weitere Plastiken aus Titos Geschenksammlung.
Das Alte Museum (Stari Muzej), das 1964/65 errichtet wurde, zeigt eine Gegenüberstellung der Exponate des ehemaligen Museums der Revolution der Völker und Nationalitäten Jugoslawiens (Muzeja revolucije naroda i narodnosti Jugoslavije), das eine Heldengeschichte des Wegs zur Entstehung des kommunistischen Jugoslawiens erzählt, und der Gedenkstätte „Josip Broz Tito“ (Memorijalni centar „Josip Broz Tito“), also Geschenken und persönlichen Gegenständen Titos. „With this exhibition we open questions who and what these objects speak about, which stories about Yugoslavia and its people can we detect and how it can all be interpreted.“ erklärt das Museumsprospekt. Die Kontextualisierung der Objekte ist ganz den Betrachterinnen und Betrachtern überlassen, was ein mutiger oder fahrlässiger Zugang der Museumsgestaltung ist.
Das Haus der Blumen (Kuća cveća) wurde 1975 als Wintergarten eines neuen Belgrader Palasts für Tito errichtet und nach Titos Tod 1980 zu seinem Mausoleum umgewandelt. 2013 wurde hier auch seine vierte Frau und Witwe Jovanka Broz bestattet, von der er aber zuletzt getrennt gelebt hatte. In den ehemaligen Wohnräumen neben dem Wintergarten, wo der Sarkophag Titos aufgestellt ist, gibt es Möbel seines ehemaligen Arbeitszimmers und eine Sammlung von 22.000 Marschallstäben zu sehen.
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