17.10.2015
Im südwestslowakischen Veľký Meder, ungarisch Nagymegyer, wurde ein Fußballspiel besucht. 8.800 Menschen leben hier.
Die Stadt liegt im ungarischen Minderheitsgebiet der Slowakei, etwa 85% der Einwohnerinnen und Einwohner sind hier ungarisch. In der kommunistischen Tschechoslowakei erhielt die Stadt von 1948 bis 1990 den einheitlich slowakischen Namen Čalovo, da das slowakische Veľký Meder vom ungarischen Nagymegyer herstammte und die ungarischen Bezeichnungen durch slawische ersetzt wurden.
Straßenszenen
Die reformierte Kirche wurde 1784 im Barockstil errichtet. Der Turm wurde 1801 gebaut. 23% der Bevölkerung sind calvinistisch (reformiert).
Das Herrenhaus wurde in der zweiten Hälfte des 19.Jhs. als herrschaftliche Adelsresidenz errichtet.
Das älteste erhaltene Gebäude der Stadt ist ein strohgedecktes Landhaus aus dem Jahr 1836. Seit 1980 fungiert es als Museumshaus.
Die katholische Kirche geht auf das Jahr 1460 zurück, wurde aber 1900 in neoklassizstischem Stil neu errichtet. In den Religionskonflikten der Reformation im 16.Jh. war die Herrschaft über die Kirche zwischen katholischen und protestantischen Gläubigen heiß umstritten. Schließlich entschied 1713 die mit staatlicher Gewalt durchgesetzte katholische Gegenreformation die Frage. 58% sind hier heute katholisch.
Im 19.Jh. ließen sich Jüdinnen und Juden hier nieder und errichteten 1828 eine Synagoge. 1938 wurde die Südslowakei von Hitler an Ungarn angegliedert. Die hier lebende jüdische Bevölkerung wurde Opfer des Holocausts an den ungarischen Jüdinnen und Juden. Eine Denkmal erinnert an die 418 Menschen aus der Stadt, die im Juni 1944 zur Ermordung in das KZ Auschwitz deportiert wurden. Die verwüstete Synagoge wurde 1955 abgerissen.
Das Vertriebenen-Denkmal aus dem Jahr 1996 erinnert an die aus Veľký Meder / Nagymegyer nach dem Zweiten Weltkrieg zwangsumgesiedelten Familien. Am 16. und 17. Jänner 1947 wurden 539 Menschen aus 131 Familien mit staatlicher Gewalt nach Tschechien gebracht, um Gebiete, in denen die Sudetendeutschen vertrieben worden waren, neu zu bevölkern. Zwischen 12. Mai und 20. Oktober 1948 mussten dann 437 Menschen aus 90 Familien aufgrund einer Vereinbarung zwischen den beiden kommunistischen Führungen ihre Heimatstadt und die Tschechoslowakei Richtung Ungarn verlassen. Ziel der tschechoslowakischen Umsiedlungspolitik war, die ungarische Bevölkerung des Minderheitsgebiets zu verringern.
Während des Ersten Weltkriegs war hier von 1914 bis 1918 ein großes Kriegsgefangenenlager der Habsburgermonarchie. 20.000 Menschen waren hier eingesperrt, hauptsächlich serbische Soldaten. Sie wurden unzureichend versorgt, hungerten und starben an Seuchen. Wer vom Kaiserreich als guter alter Zeit träumt, mag sich solche Lager anschauen, wo man tausende Menschen verrecken ließ. Am serbischen Soldatenfriedhof sind hier 5.464 Tote begraben. Mehr als jeder vierte Gefangene ging hier elendiglich zugrunde. Der ab den 1960er Jahren vernachlässigte Friedhof wurde im Jahr 2004 renoviert.
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