12.9.2014
In der an Wiens 22. Bezirk angrenzenden niederösterreichischen Stadt Groß-Enzersdorf hätte im September ein Fußballspiel besucht werden sollen, dass dann aber nicht stattfand. Die Stadt war allerdings bereits besichtigt worden. Im November wurde nun das Match nachgeholt. Rund 10.000 Menschen leben hier.
Die Ortschaft wurde im Jahr 870 gegründet, 1396 erhielt Enzersdorf das Stadtrecht und erbaute bis 1399 die in großen Teilen über eine Länge von 1,9km bis heute erhaltene Stadtmauer.
Die ehemalige Stadtburg wurde im 12.Jh. als Freisingische Bischofsburg errichtet und war ursprünglich von einem Graben und einem Mauerring umgeben. Die Burg wurde wie die befestigte Stadt Groß-Enzersdorf aufgrund ihrer militärstrategischen Lage vor Wien in Kriegen oft zerstört. Ab 1500 verfiel sie. Der größte Teil der Ruine wurde 1825 abgerissen. 1838 erwarb die Stadtgemeinde die Ruine, schüttete den Burggraben zu und gestaltete das Areal zum Rathaus mit einer Gastwirtschaft um. Heute sind darin neben dem Gasthaus die Stadtsäle. Wenige Mauern sind im ehemaligen Burghof erhalten.
Die im Kern frühgotische Stadtpfarrkirche mit Wehrturm wurde am Ende des 13. Jahrhunderts erbaut, der Chor und die Turmerhöhung sind Ergänzungen vom ausgehenden 14. Jahrhundert. Arbeiter aus Wien, die zuvor am Wiener Stehphansdom gebaut hatten, arbeiteten hier beim Kirchenbau. In der 2. Hälfte des 17. Jh. wurde eine Barockisierung durchgeführt.
Das heutige Rathaus war 1423 ursprünglich ein Bürgerspital mit Bürgerspitalskirche des bayrischen Stitfts Freising. Groß-Enzersdorf war von 1202 bis 1803 an Freising verpfändet und ging erst nach dessen Auflösung Teil des habsburgischen Niederösterreich. 1794 wurde wurde die Anlage profaniert und im 20.Jh. zum Rathaus umgebaut.
Straßenszene
Bereits im Spätmittelalter hatten hier Jüdinnen und Juden gelebt. Die neuzeitliche jüdische Gemeinde entwickelte sich in den 1860er Jahren und errichtetet 1898 eine Synagoge. Nach der Nazi-Machtübernahme zwang die NSDAP-Ortsgruppe am 29. Oktober 1938 zwang den Kultusvorsteher Dr. Karl Katz die Synagoge dem Deutschen Turnerbund als Turnsaal für zu „schenken“. In der Nacht des Novemberpogroms dangen die Groß-Enzersdorfer Nazis in die jüdischen Wohnungen ein, plünderten sie und raubten sie aus und trieben die 81 hier noch lebenden Jüdinnen und Juden zum Gemeindegasthaus am Hauptplatz zusammen. Dort lud man all die Menschen, Männer, Frauen, Kinder Alte, Gesunde und Kranke, wie Vieh auf die Ladeflächen zweier Lastwagen und fuhr mit ihnen ins Burgenland. In der Nähe der Ortschaft Winden am See wurde auf offener Straße Halt gemacht, alle rausgeworfen und ihnen gesagt, ja nie wieder in ihre Heimatstadt Groß-Enzersdorf zurückzukehren. In Winden fanden die verängstigten und beraubten Menschen bei der Bevölkerung Unterschlupf und wurden versorgt. Die herbeigeeilte Exekutive brachte sie dann mit zwei LKW nach Wien, wo sich die heimatlos Gewordenen zerstreuten.
Der jüdische Friehof wurde 1889 angelegt und bestand bis 1938. 86 Menschen sind hier bestattet. Nur noch wenige Grabstellen sind aber mit ihren Grabsteinen erhalten. Im Novemberpogrom 1938 wurde der Friedhof von Nazis geschändet, Grabsteine wurden zertrümmert oder weggebracht. Aber auch in der jüngereren Vergangenheit wurde der Friedhof zum Ziel antisemitischer Vandalenakte. In den 1990er Jahren wurde er saniert.
Ein Stück des nie vollendeten Donau-Oder-Kanals. Von dem in der Nazizeit in Österreich geplanten 40 Kilometer langen Verlauf wurden bis zum Jahr 1940 nur wenige Kilometer in der Lobau und bei Groß-Enzersdorf realisiert. Die Groß-Enzersdorfer Teilstücke wurden ab den 1960er Jahren parzelliert und sind nun eine Art Schrebergartensiedlung mit mehr oder minder großen Häusern am Wasser.
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