Sonntag, 6. März 2011

Nürnberg

5.3.2011

Die mit 500.000 Einwohnerinnen und Einwohnern zweitgrößte Stadt Bayerns verbindet der historisch Interessierte einerseits mit dem Mittelalter und andererseits mit der Nazizeit. Beide Aspekte wurden bei einen kleinen Tour durch die Stadt in Augenschein genommen, bevor der Besuch eines Fußballspiels anstand. Kulinarisch interessiert bin ich nicht, daher wurden weder Bratwürstel noch Lebkuchen gegessen.
Nürnberg wurde zwischen 1000 und 1040 gegründet. Von 1219 bis zur Übernahme der Stadt durch das Königreich Bayern 1806 war Nürnberg als Freie Reichsstadt unabhängig und wurde von im Rat der Stadt Nürnberg zusammengefaßten Patrizierfamilien regiert.

Die um 1250 begonnene Lorenzkirche. Die hier zu sehende prächtige gotische Westfassade stammt aus dem 14.Jh. Die Lorenzkirche schloß sich bereits 1525 der Reformation an, 1529 erklärte sich dann Nürnberg offiziell für protestanisch. Da die deutschen Könige und Kaiser aber katholisch blieben, wurde 1543 zum letzten Mal ein Reichstag in Nürnberg abgehalten.


Der Hauptmarkt. Links der Schöne Brunnen (1389−1396) mit 40 Statuen, welche die damaligen Institutionen darstellen. Im Hintergrund die von 1352 bis 1362 errichtete Frauenkirche. Sie steht anstelle der bei einem Pogrom 1349 zerstörten Synagoge. 562 jüdische Bürgerinnen und Bürger der Stadt wurden damals mit kaiserlicher Erlaubnis umgebracht und ihr Vermögen eingezogen. Nach der bayerischen Übernahme der Stadt 1806 wurde die Frauenkirche zur katholischen Stadtpfarrkirche. 1945 standen von der Kirche nur die Fassade und Seitenmauern, bis 1953 wurde sie wiederaufgebaut.


Die Kaiserburg hoch über der Stadt war über 500 Jahre, von 1050 bis 1571 eine der Pfalzen, in denen die mittelalterlichen deutsche Könige bzw. Kaiser zeitweise residierten.


Im äußeren Burghof, Blick auf den Sinwellturm aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, der Bergfried. Das Name kommt vom mittelhochdeutschen Wort sinwell − rund, rumdum.


Der sehr schöne Platz am Tiergärtner Tor an der Stadtmauer. Der Wohnstand des reichen Bürgertums der Stadt in Mittelalter und früher Neuzeit kommt in den Bauten zur Geltung. Am Eck des Platzes steht das Haus, in dem Albrecht Dürer bis zu seinem Tod 1528 lebte und arbeitete.


Links das Tiergärtner Tor, im Hintergrund erhebt sich die Burg über die Stadt. Bis zum Zweiten Weltkrieg war Nürnberg die einzige deutsche Großstadt, in welcher der mittelalterliche Stadtkern samt Stadtmauer fast unverändert erhalten war. 1945 wurde die Altstadt durch Luftangriffe im Jänner und während der fünftägigen Schlacht um die Stadt im April 1945, als US-Truppen sie unter heftigen Kämpfen erobern mußten, fast vollständig zerstört. Im Unterschied zu anderen Städten wurde beim Wiederaufbau die Stadtstruktur beibehalten und auch wenn die allermeiste Bausubstanz so Nachkriegsbauten sind, bleibt der Eindruck der historischen Stadt.


Man könnte weinen, wie romantisch manche Orte wirken. Hier der Weinstadel mit dem Henkersteg über dem Fluß Pegnitz. Das abrupte Ende der Romantik: Im Turm wohnte vom 16. bis zum 19. Jahrhundert der Henker der Stadt. Der Weinstadel wurde 1446−48 als Siechenhaus errichtet, in dem die Leprakranken untergebracht wurden, bevor das Gebäude ab 1571 als Weinlager diente.


Vor diesem Haus am Unschlittplatz wurde 1828 Kaspar Hauser erstmals gesehen und angesprochen.


Ab November 1945 wurden in Nürnberg die Prozesse gegen Hauptkriegsverbrecher und Spitzen der Naziherrschaft geführt. 1993 wurde die Kartäusergasse durch das Kunstwerk Straße der Menschenrechte des israelischen Künstlers Dani Karavan gestaltet. Hinter dem Torbogen verläuft eine Reihe von Betonpfeilern. Die insgesamt 30 Elemente des Kunstwerks stehen für die 30 Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen aus dem Jahr 1948.


Die Stadtmauer umschließt die historische Altstadt.


Im Süden der Stadt errichteten die Nazis auf einem riesigen Gebiet von über 16,5 km² ihr Reichsparteitagsgelände, wo von 1933 bis 1938 die Parteitage der NSDAP abgehalten wurden. Der monumentalste Bau ist die 1935 begonnene, unvollendete Kongreßhalle, die für 50.000 Menschen geplant war. Sie liegt am Großen Dutzendteich. Der hufeisenförmige Torso ist 40 Meter hoch (geplant waren 79!), seine äußeren Arkaden erinnern architektonisch an das Kolosseum in Rom. Der Granit für die Fassadenverkleidung stammte aus Konzentrationslagern. Ab 1938 starben auch im Steinbruch des KZ Mauthausen dafür unzählige Menschen.


In einem Kopfbau der Kongresshalle ist seit 2001 das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände mit der Ausstellung Faszination und Gewalt über die NS-Zeit und ihre Verbrechen untergebracht. Wie ein Pfahl bohrt sich der vom österreichischen Architekten Günther Domenig geplante gläserne Gang durch das Nazigemäuer.


Im Inneren der Kongreßhalle sieht man die Größe des Ziegelbaus. Neben dem Dokumentationszentrum sind hier u.a. die Nürnberger Symphoniker und allerlei Lagerhallen untergebracht.


Das Zeppelinfeld, wo 1909 Graf Zeppelin mit seinem Luftschiff landete, wurde 1935 bis 1937 als Aufmarschgelände am Reichsparteitagsgelände der NSDAP mit Tribünenanlagen für 70.000 Menschen ausgestattet. Im Hintergrund die Haupttribüne. Heute befinden sich auf dem riesigen Platz gleich mehrere Fußballfelder.

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