Donnerstag, 17. September 2009
spw 172
spw
Heft 172 (4/2009)
Juli 2009
59 S.
Zum Denken regt ein Punkt aus dem Einleitungsartikel von Asiye Öztürk und Thilo Scholle zum Heftschwerpunkt über "blinde Flecken" in der Diskussion um Integration und Diskriminierung an.
"Während Betrachtungen der Sozialstruktur in der Bundesrepublik stets von unterschiedlichen Schichten und Milieus ausgehen, scheint es mit Blick auf die MigrantInnen in der öffentlichen Wahrnehmung stets nur eine einheitliche Gruppe 'der' Zuwanderer zu geben." schreiben sie. Gesellschaftliche Interessenkonflikte und politische Ziele verschwimmen so vor einem "unreflektierten 'Wir' – verbunden durch die ethnische Herkunft sowie bestimmte, angeblich 'von Allen geteilte Werte', und ein 'die Anderen'." So können dann etwa Feministinnen Seite an Seite mit den konservativsten Konservativen "für die Rechte 'der' muslimischen Frau streiten, ohne dass jemandem auffällt, dass die Vorstellungen dieser beiden Gruppen in Sachen Rolle der Frau mindestens so unterschiedlich sein können, wie zwischen Frauen, die sich dem muslimischen Glauben zurechnen."
Das Dilemma aller Integrationspolitik ist, daß im verbreiteten Alltagsverständnis "Integration" die Abschaffung jeglicher Differenz bedeutet, gleich Assimilation ist. Der rechte, xenophobe Diskurs hat hier eine Hegemonie, die bombenfest eingebunkert ist. Alle linken Bemühungen scheitern an der "wir" vs. "die anderen"-Schranke. So sehr auch in anderen politischen Diskussionen eine Differenzierung nach gesellschaftlicher Hierarchie, "wir da unten" vs. "die da oben", Armen und Reichen, Land und Stadt, Konservativen und Progressiven etc. möglich ist und praktiziert wird, hier gibt es nur "wir Einheimischen" und "die Ausländer". Ich bin da hinsichtlich eines Aufbrechens eher fatalistisch gestimmt.
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