Sonntag, 16. April 2017

Judenburg

16.4.2017

Im steirischen Judenburg wurde ein Fußballspiel besucht. 10.200 Menschen leben in der Stadtgemeinde Judenburg, in der Stadt selbst sind es 8600.

Die erste schriftliche Erwähnung der am Ostrand der auf einem Hügel liegenden Stadt gelegenen Burganlage stammt aus dem Jahr 1074 (Judinburch). Knapp drei Jahrzehnte später, im Jahr 1103, wird die älteste steirische Kaufmannssiedlung (mercatus Judenpurch) genannt. Jüdische Händler spielten zu dieser Zeit eine wichtige Rolle im Handel über die Alpen und gründeten Handelsposten in der Region.


Seit dem 20.Jh. ist das Wirtschafts- und Arbeitsleben in Judenburg von der Stahlerzeugung geprägt. Waffen wurden hier bereits seit dem 15.Jh. geschmiedet. 1906 wurde die heutige Stahl Judenburg als Danner & Co KG gegründet. Durch Zuwanderung von Arbeiterinnen und Arbeitern zu den Arbeitsplätzen verdoppelte sich die Bevölkerung Judenburgs von 3.100 im Jahr 1860 auf 6.300 im Jahr 1923. Dieses Westwerk wurde im Zweiten Weltkrieg um ein Ostwerk erweitert. 1973 wurde die Fabrik als Steirische Gußstahlwerke AG Teil der Voest Alpine. Seit 1995 ist die Stahl Judenburg ein eigenständiges Unternehmen.


Hauptplatz. Die Stadt Judenburg wuchs im 13. und 14.Jh. zu einem bedeutenden Handelszentrum heran. So galt der Judenburger Gulden als die erste, lange auch als die wichtigste Goldmünze Österreichs. Nach mehreren Pogromen im 14. und 15.Jh. wurden 1496 alle steirischen Jüdinnen und Juden von den Habsburgerherrschern mit Staatsgewalt aus dem Land vertrieben. Seit dem Ende des 13.Jh. waren Juden als Geldverleiher in Judenburg tätig gewesen, einer der wenigen Wirtschaftszweige der ihnen gesetzlich erlaubt war, und hatten mit Handelsfinanzierung die Entwicklung moderner Wirtschaftsformen entscheidend mitgestaltet.


Der zwischen 1449 und 1520 erbaute Stadtturm, monumentaler Ausdruck von Wehrhaftigkeit und Wohlstand des Bürgertums Judenburgs im Spätmittelalter. Sein heutiges Aussehen erhielt der Stadtturm nach dem letzten Großbrand im Jahr 1840.


Die rasch aufstrebende, um 1224 zur Stadt erhobene Kaufmannssiedlung und der Burgbezirk wurden im Verlauf des 13.Jh. von einer Stadtmauer umschlossen.


Straßenszene. Eine neue jüdische Gemeinde bildete sich in Judenburg im letzten Drittel des 19.Jh. Sie wurde von den Nazis später vollständig ausgelöscht, der Großteil der Menschen ermordet.


Die Neue Burg wurde um 1600 für den Erzherzog Ferdinand erbaut und 1677–1679 umgebaut.


Das ehemalige Klostergebäude der Augustiner und später Jesuiten war von 1808 bis 1945 eine Militärkaserne.


Südöstlich von Judenburg ragt auf einer Felsspitze die Ruine einer 1140 erstmals erwähnten Burg des Ulrich von Liechtenstein hervor. Die Burg Liechtenstein verfiel im 16. Jh.


1949 errichtete der Bund sozialistischer Freiheitskämpfer ein Denkmal für die 15 hingerichteten Judenburger Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer gegen die Nazis, unter ihnen zwei Partisanen und mehrere ihrer Unterstützerinnen und Unterstützer. Österreichische Freiheitsfront (ÖFF) nannte sich eine Partisanengruppe, die 1944 im Raum Leoben-Donawitz-Eisenerz bewaffneten Widerstand gegen die Nazi-Herrschaft leistete. Sie entstand ursprünglich aus der Arbeiterschaft im obersteirischen Industriegebiet, verstand sich später jedoch als überparteiliche Gruppe, der sich vor allem österreichische Wehrmachtsdeserteure anschlossen. Man verübte Anschläge auf Eisenbahnlinien und unterbrach damit Munitionslieferungen, so etwa im April bei Diemlach, in Auwald am Jassingdurchlass bei St. Michael und in Großreifling. Gleichzeitig wurden Flugblatt-Aktionen durchgeführt. Die Mitglieder der Judenburger Gruppe wurden im April 1944 verhaftet und teilweise zum Tode verurteilt und in Graz hingerichtet. Ingesamt verhaftete die Gestapo mehr als hundert Personen, wovon später über 40 in KZ ums Leben kamen.


Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 überstellten die britische Armee auf der Murbrücke in Judenburg 1673 Kosaken-Offiziere, die auf deutscher Seite gekämpft hatten, den sowjetischen Behörden, obwohl ihnen zuvor zugesichert worden war, dass sie als Emigranten nicht ausgeliefert würden. Der Großteil von ihnen kam durch den stalinistischen Terror ums Leben. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion hatte sich ein Teil der Kosaken von den Nazis mehr Freiheit als in der sowjetischen Unterdrückung erhofft und hatte auf ihrer Seite am Weltkrieg teilgenommen, u.a. am Morden und Vergewaltigen der Zivilbevölkerung in Jugoslawien, mit dem die deutsche Wehrmacht gegen die Partisanen gewinnen zu können glaubte.

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