Samstag, 11. März 2017

Frýdek-Místek

11.3.2017

Im tschechischen Frýdek-Místek wurde ein Fußballspiel besucht. 57.000 Menschen leben hier.

Die Doppelstadt Frýdek-Místek entstand per 1. Jänner 1943 unter deutscher Besatzung durch Zusammenschluss der mährischen Stadt Mistek (Místek), früher einmal Friedberg, und der schlesischen Stadt Friedeck (Frýdek). Frýdek befindet sich am rechten Ufer des Flusses Ostravice, Místek am linken Ufer. Die Ostravice ist hier die traditionelle Grenze zwischen den Ländern Mähren und Schlesien.

Der Hauptplatz, heute Freiheitsplatz (Náměstí Svobody), von Místek. Das heutige Místek (Mistek) entstand im 15.Jh. aus neuen Siedlungen, das „Neustädtl“ (Newensteil), an der Stelle eines im 14.Jh. im Krieg zerstörten Ortes namens Friedberg (Frydberk). Mit der Industrieentwicklung verdreifachte sich die Bevölkerung Misteks von 1834 noch 2.600 Einwohnerinnen und Einwohnern bis 1900.


In der Samtenen Revolution 1989/90, die das kommunistische Regime hinwegfegte, sprach hier am Platz von Místek der Dissident und nunmehrige Präsident Vaclav Havel von diesem Balkon aus zu einer Menschenmenge am vollgefüllten Platz.


Am 14. März 1939 wehrten sich bei Místek 250 bis 300 tschechoslowakische Soldaten vergeblich gegen den Einmarsch der deutschen Wehrmacht, mit dem der nach der Abtrennung der sudetendeutschen Gebiete 1938 noch übriggebliebenen tschechoslowakische Staat zerschlagen wurde. Sie schossen auf 1.200 deutsche Soldaten, die aus Schlesien über die Mährische Pforte vorrückten. Zusammen mit einem Widerstand nahe Meziříčí ist dies der einzige bekannte militärische Widerstand gegen die Besetzung von Böhmen und Mähren im März 1939. Die Anführer Pavlík und Martínek kämpften im Untergrund mit Anschlägen gegen die deutschen Besatzer weiter, wurden später von der Gestapo verhaftet und in das KZ Mauthausen gesperrt. Pavlík wurde dort gefoltert und erschossen, Martínek überlebte die Qualen und wurde 1945 von der US Army befreit.


Auf der anderen Seite des Flusses: Der Schlossplatz (Zámecké náměstí) von Frýdek mit alten Bürgerhäusern. Im 14.Jh. entstand im Umland der Burg die Siedlung Friedeck (Frýdek), die Anfang des 15.Jh. zu einem regionalen Zentrum angewachsen war. Burg und die befestigte Stadt dienten dem militärischen Schutz des Handelswegs durch die Mährische Pforte an der Landesgrenze. Im Zuge der Industrieentwicklung verdreifachte sich die Bevölkerung durch Zuwanderung zu den Arbeitsplätzen, von 4.000 Ende des 19.Jh. auf 11.000 1921.


Das Schloss von Frýdek wurde Anfang des 14.Jh. als gotische Burg errichtet. Im 15. und 16.Jh. wurde sie in mehreren Schritten zu einem Renaissanceschloss umgebaut. Die heutige Ansicht stammt im wesentlichen aus dem 18.Jh. und teilweisen Umbauten in klassizistischem Stil im 19.Jh. Von Anfang des 19.Jh. bis zum Ende ihrer Herrschaft 1918 stand das Schloss im Besitz der Habsburger und wurde dann in das Eigentum des tschechoslowakischen Staats übernommen. Heute ist hier ein Museum.


Blick vom Schloss im schlesischen Frýdek aus über den Fluss Ostravice auf Místek auf der gegenüberliegenden mährischen Seite.


Das Gebäude der ehemaligen jüdische Schule aus dem 19.Jh., gesehen vom Schlosspark aus. Seit dem 17.Jh. hatte es hier eine jüdische Gemeinde gegeben. Neben der Schule stand die 1865 eröffnete, in maurischem Stil errichtete Synagoge. Die Synagoge wurde nach der deutschen Besetzung 1939 von den Nazis angezündet und die Brandruine später abgerissen. Die Jüdinnen und Juden von Frýdek wurden im Holocaust ermordet.


Ein Haus mit Fassadengestaltung.


Straßenszenen. Das 19. und 20.Jh. waren hier von Industrie geprägt, vor allem Textilfabriken (J. Munk und Söhne 1832, Landsberger 1860, Gebrüder Neumann 1868, Lemberger 1893) sowie Eisenproduktion (ab 1833 die Karlshütte in Lískovec, heute die Válcovny plechu Frýdek-Místek). Während der kommunistischen Nachkriegszeit wuchs die Stadt aufgrund der Bergleute in nahen Bergwerken auf ihre heutige Größe.


Die katholische Johanneskirche (Farní kostel Sv. Jana Křtitele) mit imposantem gotischen Turm aus dem 15.Jh. und angeschlossener barocker Kirche aus dem 18.Jh.


Die katholische Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung (Bazilika Navštívení Panny Marie) wurde von 1740 bis 1777 errichtet.


Der 1871 eröffnete Bahnhof.

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